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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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den Bogen gespannt und den Pfeil durch eines der Fenster ins Innere gerichtet.
    »Ruft euren Hund zurück! Ich sehe ihn am Fenster!«, brüllte eine Stimme aus dem Inneren. »Sonst stirbt der Junge! Bei Zandrus blutiger Hölle, ich schwör’s!«
    Der Mann senkte den Bogen und warf einen raschen Blick auf Margarida. »Er hält das Kind über ein Gestell mit Schwertern. Er hat sie umgedreht, so dass sie nach oben ragen. Nicht einmal ich kann so gut zielen.«
    Wenn er fällt, dann fällt auch das Kind. Coryn berührte den Sternenstein an seinem Hals und schickte sein Laran auf die Reise. Er fing die Untertöne in der rauen Stimme des Bogenschützen auf, gefolgt von einer Woge neuerlicher Panik bei dem Jungen. Von dem Mann im Inneren ging Verzweiflung aus. Er dachte nicht länger, sondern handelte rein instinktiv. Margaridas Vergleich mit einer Schlange traf es genau. Seine Gedanken waren verschlungen und flink, gerissen und teuflisch, während er nach einer Fluchtmöglichkeit suchte.
    Es muss einen Ausweg geben, einen ohne Blutvergießen.
    »Das kann er nicht ewig durchhalten«, sagte einer der anderen Männer.
    Eine Frau lief auf sie zu und schluchzte. »Adrian! Mein Baby!«
    Coryn erkannte die Frau mit dem lieblichen Gesicht, die seine Schwägerin war, kaum wieder. Einst rosig und untersetzt, war sie nun schlank geworden, aber nicht hinfällig wie ihr Gemahl. Obwohl ihre flachen Brüste unter dem losen Gewand wogten, bewegte sie sich kraftvoll. Sie eilte zur Tür der Waffenkammer.
    Coryn, der ihre Absicht spürte, verstellte ihr den Weg. Er fing sie mit den Armen ab. Einen Moment lang kämpfte sie gegen ihn an, wollte besinnungslos vorwärts stürmen und schlug mit den Fäusten auf ihn ein.
    »Schscht… « Er umfing ihren Geist mit seinem, als nähme er ein herausgefallenes Regenvogel-Küken und trüge es zurück in sein Nest. Ihre Augen klärten sich, als sie zu ihm aufsah. Ihre Lider waren rot und geschwollen, und darunter breiteten sich Ringe von der Farbe blauer Flecken aus; ihre Haut wirkte grob und teigig.
    »Dieses Monster hat ihn - er ist doch erst drei!«
    »Wenn wir ihn herausfordern, verletzt er den Jungen vielleicht.« Coryn unterstrich seine Worte mit Laran.
    Sie wich zurück, presste die zitternden Hände auf den Bauch, erholte sich aber sichtlich. »Was… was können wir tun? Wir können ihn doch nicht einfach gewähren lassen!« Er spürte ihre unterschwellige Anspannung. Sie war eine anständige Frau, stark, aber nicht unzerbrechlich. Geistig gesund und im Vollbesitz ihrer Kräfte konnte sie mehr für Eddard tun als eine ganze Heerschar Ärzte.
    Coryn wandte sich von ihr ab und näherte sich der Tür der Waffenkammer. »Ihr da drin! Lotrell - Deslucidos Mann! Hier spricht Coryn Leynier.«
    »Ich kenne Euch nicht. Was wollt Ihr?«
    »Setzt das Kind ab. Ich will verhandeln. Wir können eine Vereinbarung treffen und diese Pattsituation beenden.«
    »Kein Problem!« Ein Lachen wie ein Bellen. »Gebt mir Euer schnellstes Pferd, Lebensmittel und Wasser sowie zwei Stunden Vorsprung. Das Kind begleitet mich. Ich lasse es ziehen, wenn ich weit genug entfernt bin. Ehr könnt es dann abholen - wenn Ihr es findet.«
    »Das Kind bleibt hier. Ich gebe Euch mein Wort, dass Euch kein Leid geschieht, solange es unverletzt bleibt.«
    »Ha! Für was für einen Narren haltet Ihr mich, einfach dem Wort eines Dahergelaufenen zu vertrauen?« Die Stimme wurde schrill, klang noch immer verschlagen, bewegte sich nun aber am Rande des Wahnsinns. Das Geschrei des Jungen wich einem Greinen, von einem Schluckauf unterbrochen. »Dieser quäkende Balg ist meine Lebensversicherung.«
    »Seid vernünftig. Wenn Ihr ihn tötet… « Die Mutter des Kindes unterdrückte ein Schluchzen. »… wird uns nichts davon abbringen, Euch zur Strecke zu bringen. Euer Leben ist dann nicht mehr wert als ein Kehrichthaufen im Stall. Denkt darüber nach, Lotrell. Die Burg gehört wieder uns.« Zumindest in Kürze. »Der einzige Weg hinaus führt über uns. Kein Einzelner kann sich gegen so viele behaupten. Ihr habt keine Chance.«
    »Wenn ich keine Chance habe, dann Ihr auch nicht. Dieses Baby ist Eddards einziger Sohn. Wenn Ihr die Burg zurückerobert habt, habt Ihr auch den Vater gesehen. Glaubt Ihr, er kann noch einen zeugen? Nein, mein beredter Freund. Ich halte hier Verdantas Erben in Händen, und er ist nur eine Haaresbreite davon entfernt, wie ein junges Chervine beim Mittwinterfest aufgespießt zu werden.«
    Margarida rührte sich,

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