Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
ins Lager geprescht. Die Hände waren ihm am Sattel festgebunden, an seinem Wams haftete ein Zettel.
So verfahren wir mit allen Tyrannen!
Unterzeichnet war er mit: »Die Freien Männer von Acosta.«
Als der Zettel zum Kriegszelt gebracht wurde, brüllte Belisar lauthals, eine solche Rebellion müsse sofort niedergeschlagen werden, doch Damian gelang es, ihn zu beruhigen.
»Das ist keine echte Gefahr für uns. Diese Kerle tun das nur, um unser Vorankommen zu erschweren. Wenn wir unsere Zeit damit verschwenden und uns mit ihnen beschäftigen, schenken wir Hastur Zeit, um weiter vorzurücken und uns näher an den Grenzen zu unseren Ländern zu stellen. Unser Vorteil liegt in unserer Geschwindigkeit, in der Chance, uns unser Schlachtfeld selbst auszusuchen, Bis dahin lasse ich General Vyandal die Voraustrupps und die Nachtwachen verdoppeln. Wir kriegen es hier und da vielleicht mit einem Scharmützel zu tun, aber das hält uns nicht weiter auf.«
Am folgenden Tag erreichte die Vorhut seiner Streitmacht den Greenstone River, einen kleineren Zufluss des Valeron. Beide Ufer waren mit üppig grünen Streifen aus dichten Baumgruppen bestanden. Um sich einen langen Umweg zu den trügerischen Furten stromabwärts zu ersparen, hatte General Vyandal den einfacheren Weg über die Steinbrücke vorgeschlagen. Diese konnten die Fußsoldaten aber immer nur zu viert nebeneinander, die Reiter nur in Zweierpaaren überqueren, was die Armee auseinander zog und angreifbar machte. Obendrein gab das Gestrüpp der Uferbewachsung eine hervorragende Deckung für einen Hinterhalt ab.
Damian ordnete eine sorgfältige Aufklärung an. Er sandte berittene Kundschafter flussabwärts wie flussaufwärts. Doch sie konnten keinerlei Anzeichen für die Anwesenheit von Rebellen entdecken. Erst als die Armee die Brücke schon fast erreicht hatte, schlugen sie Alarm.
Damian gab seinem Pferd die Sporen und ritt nach vorn, dicht gefolgt von Vyandal und seiner Leibwache. Die Soldaten aus Ambervale hatten in Pfeilschussentfernung vor der Brücke angehalten. Auf der gegenüberliegenden Seite johlte eine Gruppe Männer mit gespannten Bögen und forderte sie zum Stehenbleiben auf. Einige von ihnen standen sogar auf dem steinernen Brückengeländer. Sie waren nach Art der Waldläufer in Braun und Grün gekleidet und im Spiel von Licht und Schatten nur schwer auszumachen. Direkt vor den Hufen des Pferdes des vordersten Reiters ragte ein zitternder Pfeil aus dem Boden. Der Reiter war immer noch damit beschäftigt, sein wild schnaubendes, ängstlich die Augen verdrehendes Tier zu beruhigen.
»Das war nur eine Warnung!«, rief einer der Kerle, der einen ausgewachsenen Vollbart trug. »Keinen Schritt näher! Geht dorthin zurück, wo ihr hingehört!«
Der Mann auf dem linken Brückengeländer spannte seinen Bogen und zielte mit dem Pfeil auf die Reiter. Er war eher noch ein Junge, von schlanker Gestalt und mit kurz geschorenem, rostbraunem Haar, doch Damian zweifelte keinen Augenblick daran, dass er den ersten Pfeil abgeschossen und genau dort platziert hatte, wo er ihn haben wollte.
»Was haben die vor?«, fragte er, gleichzeitig verärgert und belustigt. »Wollen sie etwa in eine neue Heldensage eingehen?«
»Das werden höchstens tote Helden, Sire«, knurrte Vyandal.
»Aber sie sind nicht dumm. Wir können sie zwar über die Brücke angreifen, aber nicht rasch genug, um sie daran zu hindern, die ersten berittenen Reihen niederzuschießen und damit eine hübsche Hürde für die anderen zu errichten.«
Einen Moment lang wünschte Damian, er hätte Rumail nicht auf seine Mission geschickt. Es wäre höchst befriedigend - und so viel einfacher -, diesen Schurken dort drüben die Gehirne in den eigenen Schädeln kochen zu lassen oder ihre Pfeile in Giftschlangen zu verwandeln.
»Wir müssen einen Wall aus Schilden bilden«, sagte Vyandal.
Damian gab seiner Zustimmung mit einem Nicken Ausdruck, obwohl es lange dauerte und zweifellos letztendlich mit einem blutigen Handgemenge endete. Als die erste Reihe Fußsoldaten sich hinter dem Schutz ihrer Schildbarriere Zoll für Zoll über die Brücke schob, feuerten die Bogenschützen eine halbherzige Breitseite ab und zogen sich dann hinter die Bäume zurück, wo sie die eigenen Pferde festgemacht hatten.
Sobald am gegenüberliegenden Flussufer ein Brückenkopf gebildet war, der der nachfolgenden Armee Deckung zu geben vermochte, schickte Vyandal eine Einheit seiner eigenen Bogenschützen vor. Die Banditen
Weitere Kostenlose Bücher