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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Adern.
    Nein! Bekämpfe den Zauber, nicht deine eigenen Leute! Genau das wollen sie doch - dass wir uns gegenseitig an die Gurgel gehen!
    Taniquel biss sich fest auf die Unterlippe und benutzte den Schmerz, um wieder einigermaßen klar denken zu können. Aus dem Inneren des Zeltes kam ein Schrei unartikulierter Wut. Dort rangen Rafael und sein Friedensmann im Schein der Laterne miteinander. Sie stemmten sich gegeneinander, zerrten den anderen hierhin und dorthin, droschen mit Fäusten aufeinander ein. Einer von ihnen stieß heisere Flüche hervor. Seine Stimme war so verzerrt, dass sie nicht erkennen konnte, welcher der beiden Männer es war.
    Sie stürmte auf sie zu, musste jedoch selbst dem Drang widerstehen, eins der Besteckmesser vom Tisch zu nehmen und es dem Nächstbesten in den Rücken zu rammen.
    »Aufhören!« schrie sie, doch ihre Worte gingen in dem Geraufe unter. Die Männer waren jenseits aller Vernunft, hörten einfach nicht mehr zu.
    Die Kämpfer versuchten irgendwo einen Hebel ansetzen zu können, verkrallten sich immer mehr ineinander. Als das Licht auf sie fiel, sah sie, wie eine von Gerolamos riesigen Händen Rafaels Kehle umschloss. Die Sehnen auf dem Handrücken traten vor Anstrengung hervor. Rafaels Gesicht verzerrte sich. Aus seinem aufgerissenen Mund drang kein Laut. Er geriet ins Schwanken, die Augen quollen aus den Höhlen, und er schlug wild mit beiden Armen um sich.
    Taniquel hielt immer noch ihre Röcke ein Stück weit über dem Boden. Mit aller ihr zur Verfügung stehenden Gewalt trat sie Gerolamo auf Nierenhöhe in den Rücken.
    »Gaaah!« jaulte Gerolamo auf. Sein Rücken wölbte sich in einem Krampf, sein Körper neigte sich nach hinten, und er ging leicht in die Knie.
    Taniquel sah, dass seine Hand sich von Rafaels Hals löste. Sie wirbelte herum und trat ihm so in eine der Kniekehlen, wie Padrik es ihr beigebracht hatte, indem sie ihr ganzes Gewicht in den Tritt hineinlegte. Das Knie gab nach. Gerolamos Körper fiel schwer gegen sie, sie verlor das Gleichgewicht und ging inmitten ihrer wirbelnden Röcke zu Boden.
    Etwas traf sie seitlich am Kopf. Gerolamos Faust, dachte sie. Vor ihren Augen drehte sich alles. Sie versuchte sich aufzusetzen. Sein schwerer Körper hielt ihre Beine fest auf dem Boden. Einen Moment lang dachte sie, er wollte jetzt sie angreifen, doch dann rollte er sich zur Seite und. warf sich abermals auf Rafael.
    Taniquel kam mühsam wieder auf die Beine, die vielen seidenen Röcke behinderten sie zusätzlich, doch es gelang ihr, aufrecht stehen zu bleiben. Ein Saum war abgerissen.
    Rafael stand in gebückter Kampfhaltung und mit gezücktem Schwert bereit. Im Laternenlicht glänzte der Stahl wie geschmolzenes Gold.
    »Du bist erledigt, Verräter!«, knurrte er.
    »Nein!« schrie Taniquel. »Nein, Onkel! Es ist nicht Gero! Das ist Deslucidos Werk, diese Wut!«
    Er wandte ihr das Gesicht zu, die Züge von einem dunklen, wilden Licht verzerrt. »Und was dich angeht, du kleines Miststück… «
    Gerolamo warf sich auf ihn, ungeachtet der Klinge, die auf sein Herz gerichtet war. Taniquel prallte von der Seite gegen Gerolamo, rammte ihn aus der Bahn, und wieder gingen sie beide zu Boden. Gerolamo wälzte sich auf dem Teppich und hielt brüllend eine Hand an die Schulter gepresst.
    Taniquel robbte zur Seite. Sie musste ihn erfolgreich abgedrängt haben, denn kein tödlich Verwundeter konnte ein solches Gebrüll ausstoßen.
    Gerolamo kam wieder auf die Beine, hielt sich jedoch immer noch den Arm. Dunkles Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor, das gleiche Blut, das auch an Rafaels Klinge herunterrann. Ein beißender Geruch erfüllte das Zelt.
    »Bei allen Göttern, was habe ich getan?« Rafaels Stimme zitterte. Er blinzelte ungläubig, als wäre er soeben aus einem Albtraum erwacht. Dann senkte er die Spitze der Klinge.
    Gerolamo fiel vor Rafael auf die Knie. » Vai dom, tötet mich, sofort, auf der Stelle, ich bitte Euch darum. Ich habe nicht verdient, weiter zu leben. Ich habe meine Hand gegen Euch erhoben… Ich habe versucht, Euch zu… «
    »Jetzt hört schon auf!« fuhr Taniquel dazwischen. »Beide. Dafür haben wir jetzt keine Zeit! Wir müssen uns zusammenreißen. Das war ein Laran-Angriff, kapiert ihr denn nicht? Deshalb sind wir aufeinander losgegangen. Wer weiß, was Deslucido als Nächstes versucht!«
    Wie zur Antwort rauschte die nächste Welle mentaler Energie durch das Zelt. Diesmal empfand Taniquel sie wie einen körperlichen Schlag. Fast hätte es sie von

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