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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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der anderen hielt sie den Dolch, den sie von Gerolamo bekommen hatte, auch wenn sie inzwischen nicht mehr befürchtete, davon Gebrauch machen zu müssen. Sie musste einfach nur auf ihrem Pferd sitzen bleiben, während der Schlachtenlärm allmählich verebbte und die letzten fliehenden Feinde die Waffen streckten.
    Als die Streitmacht von Ambervale Hasturs Lager stürmte, hatten ihre Anführer nicht mit Widerstand gerechnet. Wahrscheinlich hatten sie angenommen, dass Taniquels Onkel und seine Leute noch immer vor blinder Raserei wie gelähmt waren.
    Doch der Bann war gerade noch rechtzeitig gewichen, so dass Rafael und seine Offiziere ihre Truppen wieder sammeln konnten.
    Die vom Wahnsinn befreiten Verteidiger hatten ihnen unverzüglich gehorcht.
    Nie zuvor hatte Taniquel so deutlich erkannt, was für ein genialer Militärstratege ihr Onkel war. Mit wenigen knappen Anweisungen, die verständlich genug für die immer noch benebelten Männer waren und trotz der wenigen verbleibenden Zeit rasch in die Tat umgesetzt werden konnten, hatte er einen Hinterhalt vorbereitet.
    Der allzu siegesgewisse Deslucido war geradewegs in die Falle geritten.
    Als die große Blutige Sonne am Horizont aufging, beschien sie ein Schlachtfeld, das mit ebenso blutigen Lachen übersät war. Die vereinten Streitkräfte von Hastur und Acosta waren wie entfesselte Drachen über ihre Peiniger hergefallen. In Minutenschnelle hatte sich das Schlachtfeld in ein Chaos aus Staub, trommelnden Hufen und klirrendem Stahl, fliegenden Pfeilen und den Schreien von Mensch und Tier verwandelt. Taniquel hatte sich auf Befehl ihres Onkel mit den Laranzuin und einem kleinen Trupp Soldaten aus Acosta in sichere Entfernung begeben und sich auf ihrem Beobachtungsposten die Lunge aus dem Leib gebrüllt.
    Irgendwann hatte sich das Geschehen dann in ihre Richtung verlagert, so überraschend, dass Taniquels Beschützer sie nicht mehr rechtzeitig hatten in Sicherheit bringen können. Ein mächtiger rotgoldener Hengst hatte sich so hoch aufgebäumt, dass sein Kopf über die Staubwolke emporragte. Sekundenlang schien das Tier in dieser Haltung zu verharren. Seine Vorderbeine peitschten die Luft, man sah das Weiße der Augen, die Ohren waren nach hinten angelegt. Gelber, mit Blut vermischter Schaum quoll aus beiden Seiten der Trense hervor. Der Reiter, der sich gerade zur Seite drehte, um nach einem unsichtbaren Fußsoldaten auszuholen, riss heftig an den Zügeln. Das Pferd verlor das Gleichgewicht und krachte seitwärts zu Boden. Sofort lösten sich von allen Seiten Fußsoldaten aus dem Getümmel, viele davon in den Farben Hasturs, und eilten herbei.
    Wenige Augenblicke später war auch schon ein Adjutant Hasturs zur Stelle, um sich zu vergewissern, dass Taniquel wohlauf war. Sie versuchte sich mit lauten Zurufen verständlich zu machen und deutete auf die Acosta-Soldaten, die mit vorgestreckten Lanzen und Schwertern einen waffenstarrenden Kreis um sie gebildet hatten.
    Plötzlich übertönte Trompetenschall den Kampfeslärm. Das Gesicht des Adjutanten leuchtete auf, und er machte kehrt.
    »Bleibt wo Ihr seid, Vai domna!«
    Einige endlos scheinende Minuten lang tobte die Schlacht unvermindert weiter. Dann vernahm Taniquel, wie sich ein Triumphschrei in die Schlachtrufe mischte - »Hastur! Hastur!« und von immer mehr Stimmen aufgegriffen wurde. Einer ihrer Leibgardisten streckte die Hand aus. »Seht nur! Sie laufen wie die Rabbithorns!«
    Nach einer Stunde war das Schlachtfeld wie leer gefegt. In wilder Flucht verschwanden die Krieger von Ambervale zwischen den Hügeln. Hasturs Truppen, jetzt wieder geordnet und von ihrem Sieg beflügelt, setzten ihnen nach. Taniquels Leibwache bestand allerdings darauf, dass ihre Herrin weiterhin in einiger Entfernung blieb. Obwohl sie es nicht ausstehen konnte, wenn ihr jemand Vorschriften machte, gehorchte sie. Verzweifelte Männer neigten zu Verzweiflungstaten, und sie hatte nicht das Recht, sich mehr als nötig in Gefahr zu begeben.
    Als der Staub sich wieder gelegt hatte, erspähte Taniquel auf dem Boden den rotgoldenen Hengst. Er lag reglos da, den Hals unnatürlich verrenkt. Etwas schien unter seinem schweren Leib begraben zu sein, vielleicht ein Mensch. Taniquel gab ihrem Reittier die Sporen und bedeutete der Leibwache, ihr zu folgen. Außer ein paar Verwundeten und einigen Kämpfern von Hastur rührte sich auf dem Schlachtfeld nicht mehr viel.
    Als Taniquel ihr Pferd um das gestürzte Tier herumlenkte, erkannte sie den Mann. Es war

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