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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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jemals tragen würde. Er schüttelte leicht den Kopf.
    »Nun iss, so viel du kannst, dann kannst du dich später am Tag oder morgen zu den anderen gesellen.« Mit diesen Worten erhob Gareth sich und verließ das Zimmer. Er ließ das Mädchen zurück, das unbeholfen dastand und noch immer das Tablett hielt.
    Als sie sich nach einer Stelle umsah, an der sie es absetzen konnte, stützte Coryn sich auf einen Ellbogen und betrachtete sie eingehend. Strohfarbenes Haar mit einem Stich ins Rötliche hing in ordentlichen Zöpfen bis zu ihrer schlanken Taille hinab. Dicke, farblose Wimpern säumten verblüffend grüne Augen. Sommersprossen bedeckten ihre Wangen. Sie trug ein schlichtes Gewand aus frühlingsgrüner Wolle. Als sie lächelte, bildeten sich winzige Fältchen in ihren Augenwinkeln.
    »Hier«, sagte Coryn und machte ihr auf dem Bett Platz. Sie stellte das Tablett ab und setzte sich dahinter, die Beine angezogen. Er entfernte die Abdeckungen und entdeckte ein kleines Festmahl - eine Honigfrucht, wie er vermutet hatte, geschnittenes Brot, weißer und gelber Käse, halbrunde Törtchen mit Hackfleischfüllung, ein Krug mit Wasser und einer mit Apfelsaft.
    »Das kann ich nicht alles essen!« Er verzog das Gesicht. »Möchtest du etwas davon?«
    »Ich bin immer hungrig. Auster - einer meiner Lehrer - sagt, das liege daran, dass ich so schnell wachse. Das Essen ist hier wirklich gut. Jede Menge Fleischtörtchen und keine Hafergrütze zum Frühstück!« Ihr Geplapper erinnerte ihn an Kristlin.
    Coryn belegte eine dicke Scheibe Nussbrot mit hellgelbem Käse und trank dazu einen Becher Apfelsaft. Auf sein Drängen hin nahm sich das Mädchen eines der Fleischtörtchen. Sie aß schnell und sauber, ohne Krümel zu machen.
    »Du bist furchtbar nett zu mir«, sagte sie, »wenn man bedenkt, wie gemein ich zu dir war.«
    Coryn schluckte einen Bissen der Honigfrucht hinunter und blinzelte sie an. »Tut mir Leid, ich erinnere mich nicht, dir schon einmal begegnet zu sein. Ich bin… krank gewesen, schätze ich.«
    »Kann man wohl sagen, dass du krank warst. Schwellenkrank. Auster meint, er habe noch nie so einen schlimmen Fall gesehen, jedenfalls keinen lebenden. Oh!« Eine Hand flog zum Mund. »Das war nicht sehr nett von mir, oder? Ich sage immer gleich, was mir in den Sinn kommt, ob ich es so meine oder nicht. Aber es stimmt, du warst wirklich sehr krank, hattest Krämpfe und alles. Du hast mir eine Riesenangst eingejagt. Ich bin froh, dass du nicht sterben musst, dann würde ich mich nämlich schrecklich fühlen. Marisela - sie ist die Hausherrin - sagt, ich müsse Taktgefühl und noch etwas lernen, ich weiß nicht mehr was.«
    Jetzt klang das Mädchen so hundertprozentig wie Kristlin, dass Coryn in lautes Lachen ausbrach. »Tut mir auch Leid«, gelang es ihm endlich zu sagen. »Aber ich weiß wirklich nicht, wer du bist. Sollte ich das denn?«
    Grelles Rot schoss dem Mädchen in die Wangen. Sie blickte auf ihre Hände, presste die Finger aneinander. »Ja, die Nacht, in der du… wir… also, Lady Bronwyn begleitete mich hierher, und unsere Wachen entdeckten euer Lager.« Sie sah ihn an, die grünen Augen sehr ernst. »Du warst krank und wolltest einfach nicht stillhalten, als Lady Bronwyn dir zu helfen versuchte. Ich fürchte, ich habe mich sehr schlecht benommen.«
    Die Stimme, die gereizte Kinderstimme in der Dunkelheit.
    »Oh. Ich hatte nicht gerade… ich meine, mir stand der Sinn damals nach etwas anderem.«
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, verschwand rasch wieder.
    »Du bist nett, weißt du das? Aber ich hatte kein Recht, so grob zu sein, nur weil du ein Leynier bist und dich auf unserem Land befandest. Alain - der Hauptmann der Wache - hielt dich und deinen Diener für Spione. Bei den Leuten von Verdanta weiß man nie.«
    »Liane - Liane S t o r n?«
    »Ja, aber wir dürfen unsere Familiennamen hier nicht benutzen. Seit wir eingetroffen sind, bekomme ich jeden Tag eingetrichtert, dass so etwas nicht zählt, nur wir selbst - unser Laran, unser Charakter, unsere Disziplin, unsere Arbeit. Und immer so weiter.« Sie rümpfte die Nase, so dass die Sommersprossen deutlicher wurden. »Klingt nicht gerade nach viel Spaß, was? Aber der Unterricht ist interessant. Du wirst ja selber sehen, wenn du wieder aufstehen kannst.«
    »Liane Storn?«, wiederholte er und fühlte sich ganz wirr im Kopf. Dieses Mädchen gehörte zu dem verbrecherischen Gesindel, das während des Feuers seine Hilfe verweigert und Petro die Weiterreise

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