Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
für die Kriege anderer Menschen zu erschaffen. Also, junger Coryn, dürfte ich jetzt wohl deine Laran-Kanäle untersuchen, wie Gareth es tat?«
Coryn gab sein Einverständnis und wunderte sich ein wenig, dass eine Person, so wichtig wie ein Bewahrer, erst um Erlaubnis fragen musste. Vielleicht war das in einem Turm einfach so. Er streckte sich wieder auf dem Bett aus, schloss die Augen und sammelte sich. Wenn Gareth ihn untersuchte, hatte er nie etwas gespürt, bis auf eine leichte Wärme von der Hand des anderen vielleicht. Nun strich etwas sanft wie eine Feder über seine Haut, kühl und keineswegs unangenehm. Dieses Etwas wurde wärmer und sank noch tiefer, bis es zu einem Teil von ihm wurde.
Weiches, graublaues Licht erfüllte ihn, als bestünde er aus Glas. Sein Körper entspannte sich, und sein Geist begann zu schweben. Undeutlich wurde er sich einer lichtlosen Stelle tief in seinem Körper bewusst. Als er sich darauf konzentrieren wollte, stieg Panik in ihm auf. Rasch wandte er sich ab und floh zu der wohligen Wärme.
Aus weiter Ferne hörte er Kieran mit leiser Stimme sagen: »Ja, ich sehe, was du meinst, Gareth. Ich denke, nicht einmal ein Alton könnte sich einen Weg an dieser Barrikade vorbei freikämpfen. Es scheint mit keinem der wesentlichen Kanäle verbunden zu sein. Wenn er lernt, sein Talent zu meistern und uns zu vertrauen, wird es ihm vielleicht möglich sein, sich eine Blöße zu gestatten… «
Ich mache es ja nicht mit Absicht, dachte Coryn.
Ich weiß, mein Junge. Hatte Kieran laut gesprochen, oder war das nur in Coryns Kopf gewesen? Ruh dich jetzt für eine Weile aus, dann komm zu uns zurück.
Einige Minuten später saß Coryn wieder aufrecht und hörte Kieran sagen: »Gareth, bist du der Meinung, dass der Junge sich weit genug erholt hat, um sich den anderen Novizen beim Unterricht morgen anzuschließen?«
»Ja, ich denke, er ist mehr als bereit«, sagte Gareth mit einem leichten Lächeln. »Tatsächlich würde er anfangen, das Krankenzimmer zu Klump zu schlagen, wenn wir ihn noch länger festhalten wollten.«
Mit rauschenden roten Gewändern verließ Kieran das Zimmer.
Coryn starrte ihm nach. »Das ist also Großmutters Vetter. So alt sieht er gar nicht aus.«
»Oh, er ist jetzt schon fast hundert«, sagte Gareth. »Nicht alle Aillards sind so langlebig, aber es heißt, dass diese Familie einen starken Anteil Chieri-Blut in sich trägt. Bei Kieran kann ich mir das gut vorstellen.«
»Und er hat sechs Finger!«
»Er ist ein Emmasca, aber wen stört das schon?« Nun klang Gareth zornig. »Wenn wir in den Turm eintreten, lassen wir Rang und Familie ebenso hinter uns wie alberne Vorurteile. Hier ist der einzige Ort, an dem wir daran gemessen werden, was wir aus unserem Leben machen, nicht an der Zahl unserer Zehen, unserer Hautfarbe oder daran, welche Lügen unsere Väter uns erzählten.
Oder ob wir sechs Väter oder gar keinen haben! Unsere Körper sind so, wie die Götter uns erschufen, doch was in unseren Herzen steht, das allein zeigt, wer wir wirklich sind!«
Gareth schloss mit sanfteren Worten und ermutigte Coryn, gut zu schlafen, weil am nächsten Morgen der Unterricht begänne.
Hellwach legte Coryn sich zurück, dachte darüber nach, was der Überwacher gesagt hatte, und staunte über die neue Welt, in die er eingetreten war.
Am nächsten Morgen sagte Coryn Rafe Lebewohl, der gewartet hatte, bis er die Genesung des Jungen mit eigenen Augen sehen konnte, bevor er nach Verdanta zurückkehrte. Die Bewahrer versorgten Rafe mit einem soliden Reitpferd und genug Vorräten für seine lange Reise. »Es dürfte keine Stürme wie den letzten mehr geben« sagte Mikhail-Esteban, ein Matrix-Mechaniker, der ein gutes Gespür für Wetter hatte, mit einem Anflug von Missbilligung. Rafe umarmte Coryn schroff und schweigend und ritt wie üblich ohne ein Wort von dannen.
Coryn begab sich nach unten in den Speisesaal, wo die anderen jungen Leute sich zum Frühstück versammelt hatten. Zur Zeit gab es in Tramontana sechs Novizen, drei etwa in seinem Alter und drei ältere, von denen einer in Kürze nach Hali aufbrechen würde, um dort als Überwacher zu arbeiten, bevor er die Türme für eine arrangierte Hochzeit endgültig verlassen musste. Coryns zwei Altersgenossen waren Liane und ein hoch gewachsener, dunkeläugiger Junge namens Aran MacAran.
Liane starrte Coryn wütend an, als er Platz nahm, dann warf sie den Kopf zurück und gab vor, an einem Gespräch auf der anderen
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