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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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- der Laranzu - hatte ihre Reaktion gespürt und fixierte sie, als wäre sie ein zu erlegendes Wild. Er attackierte ihren Geist, eine Speerspitze aus Eis.
    »O ja«, hatte die Leronis gesagt, die sie als spindeldürre Halbwüchsige untersucht hatte, »in Euch schlummert das Erbe eines mächtigen Laran. Aber Eure Gaben sind niemandem außer Euch von echtem Nutzen. Ihr besitzt nur ein Quäntchen Empathie, das Euch zu einem teilnahmsvollen Weib und einer ebensolchen Mutter machen wird, und starke Barrieren. Deshalb haben wir Euch überhaupt untersucht, um herauszufinden, ob sich dahinter etwas verbirgt.«
    Starke Barrieren. Zum ersten Mal betete sie, dass die Leronis sich nicht getäuscht hatte.
    Verschwinde! Verschwinde!, schrie sie stumm. Im nächsten Moment wich der Druck, und an seine Stelle traten Erkennen und Nachsinnen. Himmlische Evanda, sie würde sich nicht nur vor verräterischen Handlungen, sondern auch vor verräterischen Gedanken hüten müssen!
    Taniquel spähte kurz hoch und begriff, dass das Schweigen schon viel zu lange andauerte, dass die ganze Versammlung auf ihre Erwiderung wartete.
    »Ihr müsst… «, begann sie, dann wurde ihr klar, dass sie sich wohl kaum in der Lage befand, von diesem lächerlichen Eroberer etwas zu verlangen. Und ein steinernes Herz konnte kein Bitten, kein Flehen erweichen. »Wir werden uns jetzt zurückziehen… «
    Sie wollte hinzufügen, um diese Bedingungen zu überdenken, doch er schnitt ihr das Wort ab.
    »Ausgezeichnet!« Es klang wie ein Jubelschrei.
    Gerade als Gavriel vortrat, um ihr beim Aufstehen zu helfen, denn der Sitz des Throns war tief und das Brokatkleid steif und bauschig, sprang Deslucido die Stufen zum Podest hoch und bot ihr seinen Arm an. Der Zeitpunkt war so hervorragend gewählt, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als sich daran festzuhalten oder sehr unherrschaftlich wieder auf den Thron zurückzusacken.
    »Ich überlasse Euch der Obhut Eurer hinreißenden Zofen«, sagte Deslucido mit einem verbindlichen Grinsen, das hochrote Köpfe und niedergeschlagene Blicke hervorrief, »damit Ihr Euch nicht länger mit Staatsgeschäften plagen müsst.«
    Ohne ihre Dankesworte abzuwarten, ließ er sich auf dem leeren Thron nieder und gab Gavriel ein Zeichen. »Warte mir auf, Berater.«
    Taniquels Muskeln versteiften sich, und ihr Gesicht fühlte sich an, als hätte sie ihren Kopf in den Kamin gereckt, so wie vor langer Zeit einmal als Mutprobe, als Padrik und sie noch Kinder gewesen waren.
    Gavriel sah sie nicht an; es stand nicht in seiner Macht, ihr zu helfen. Ihr Körper bewegte sich wie eine Marionette, und irgendwie fand sie sich vor der privaten Seitentür wieder. Kurz bevor sie sich hinter ihr schloss, hörte sie Deslucidos glockenhelle Stimme, als er ihrem Volk von dem Ruhm kündete, den es unter der Herrschaft seines Sohnes erwarten würde.

15
    Taniquel ließ sich auf den reich verzierten Polsterstuhl sinken, auf dem sie erst kurze Zeit vorher gesessen hatte, als sie sich das Haar hatte legen und flechten und das Gesicht hatte schminken lassen.
    Sie fröstelte, obwohl es in dem Zimmer nicht kalt war. Schock, dachte sie, Schock und Kummer.
    Ihre Zofen huschten um sie herum wie Sommerwindrosen, die von einem eiskalten Wind umhergewirbelt wurden. Ihr Parfüm umnebelte ihre Sinne. Bei all diesem Lärm und dieser Hektik konnte sie nicht denken - aber sie musste, sie musste!
    Sie musste ihren Zofen etwas anderes zu tun geben. Sie erhob sich, um Anweisungen zu erteilen - damit sie ihr aus dem Brokatgewand halfen, das ihr jetzt eher wie ein Käfig als wie eine Rüstung erschien, und sie in ein altes Kleid und eine Tunika aus ungefärbter rehbrauner Chervine-Wolle hüllten, damit sie ihr das Haar auskämmten und es auf einfache Weise flochten, ihr Jaco und Törtchen brachten, ein kleines Feuer entfachten.
    Wenig später konnte sie wieder frei atmen. Ihre alte, bequeme Kleidung, ihre Stiefel fürs Haus, die schon weich gelaufen waren, der niedrige Stuhl mit dem Gobelinbezug, der Padriks Mutter gehört hatte, und die Tasse dampfender Jaco zwischen den eiskalten Fingern, das alles halt ihr, ihre Nerven zu beruhigen. Sie nippte und starrte in das schwach flackernde Feuer, ohne noch zu zittern.
    Hier in ihrer Unterkunft hatte sie nicht mehr den Eindruck, von dem Laranzu mit der Kapuze beobachtet zu werden. Vorerst war sie sicher. Aber sie musste behutsam vorgehen, denn jede Handlung würde beobachtet werden.
    Verella, der Taniquels Stimmung nicht entging, erbot

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