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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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auf dem Boden wieder und hatte keine Ahnung, wie sie dorthin gelangt war.
    Knie zuerst. Zuerst auf die Knie.
    Ihre Beine bewegten sich nicht mehr. Einen schrecklichen Augenblick lang dachte sie, sie hätte sich ein Bein gebrochen, doch es fehlte ihr einfach nur an Kraft.
    Dann muss ich sie eben irgendwie aufbringen.
    Unter größten Mühen kippte sie nach vorn und fing ihr Gewicht mit den Händen ab. Die Eiskruste auf dem Schnee brachte ihrer Haut Schnitte bei. Blut floss, obwohl sie keinen Schmerz empfand. Sie holte so tief Luft, dass ihre ganze Brust erbebte, und stellte einen Fuß aus. Es gelang ihr, sich auf einem Knie abzustützen, dann stemmte sie sich vom Boden hoch und griff nach dem Steigbügel. Das Pferd, dieses wunderbare Geschöpf, stand reglos, als sie sich keuchend an ihm hochzog.
    Sie gab ein Schnalzen von sich, um dem Pferd zu bedeuten, dass es weitergehen sollte, Einen schrecklichen Augenblick lang stand es einfach nur da, dieses widerspenstige Biest, mit gesenktem Kopf, den Schweif an den Rumpf gepresst. Dann gab es einen tiefen Seufzer von sich und setzte sich in Bewegung.
    Taniquel hätte nicht zu sagen vermocht, wie lange sie so dahintrotteten. Oft hatte sie den Eindruck, dass das Pferd sie weiterschleppte. Ein oder zwei Mal schrak sie auf, sich jäh bewusst, dass Zeit verstrichen war, ohne es bemerkt zu haben. War es möglich, im Gehen zu schlafen? Sie wusste es nicht.
    Schließlich blieb das Pferd stehen. Sie ließ den Steigbügel los und stolperte noch einige Schritte weiter. Der Wind hatte sich gelegt, der prasselnde Regen aufgehört, sodass nur noch gelegentlich staubfeiner Schnee fiel. Die Luft fühlte sich wärmer an, aber dieser Empfindung konnte sie nicht trauen. Das Pferd hatte sie am Fuß einer Anzahl zerklüfteter Hügel entlanggeführt, neben einem ausgetrockneten Flussbett her. Auf ihrer Seite lag unter Schnee und Eis begraben ein glatter Hang. Drei Meter neben ihr brodelte und schäumte ein schmaler Flusslauf.
    Doch am schlimmsten war, dass es nicht mehr die geringste Spur von einem Weg gab.
    Taniquel hatte keine Ahnung, wann sie von ihm abgekommen waren. Bei der immer gleichen Bewölkung des Himmels konnte sie den Osten nicht vom Westen unterscheiden. Wenigstens konnte sie die Berge auf der anderen Seite erkennen. Etwas weiter flussaufwärts verwandelten sich die glatten Konturen in zerklüftete Formen, in Erdhügel und Steinsäulen, die einen gewissen Schutz versprachen, sofern sie es über den Flusslauf schafften.
    Sie nahm die Zügel und führte das Pferd, das sich sichtlich sträubte, zum Wasser hinunter. Der Fluss war tiefer und breiter, als sie anfangs gedacht hatte. Ein gut ausgebildetes Pferd konnte ihn vielleicht überwinden, wenn es genug Platz für einen wohl berechneten Sprung hatte, aber nicht dieses Pferd und nicht auf diesem eisglatten Ufer. Vielleicht noch weiter stromaufwärts…
    Taniquel musste sich einen Weg um mächtige Stapel umgestürzter Bäume bahnen, wenn sie dem Fluss folgen wollte. Sie schien selbst für die kürzesten Entfernungen Ewigkeiten zu brauchen. Doch als sie weiterging, erschien ihr der Hügel auf der anderen Seite immer verheißungsvoller. In der hereinbrechenden Dunkelheit wirkte das Antlitz des Vorgebirges, als gäbe es dort eine Höhle oder wenigstens einen tiefen Spalt.
    Das Felsufer zwang sie, sich vom Fluss zu entfernen, und das Pferd scheute, als es über einen umgestürzten Baum springen sollte. Kurz dachte sie daran, unter den Stamm zu kriechen und sich dort für die Nacht einzurichten, doch der Boden wurde von Rinnsalen durchzogen. Das Pferd gab schließlich nach und schritt, einen Lauf nach dem anderen hoch erhoben, über das Hindernis hinweg.
    Als sie das Tier wieder zum Fluss hinuntergelotst hatte, waren die Schatten schon zu völliger Schwärze verschmolzen. Wenn sie hier nicht hinüberkam, würde es bald zu dunkel sein. Sie suchte sich einen Abschnitt des Wassers aus, der ihr am ruhigsten erschien, am seichtesten.
    Zwei Versuche waren erforderlich, um sich auf den Rücken des Pferdes zu schwingen. Das Sattelleder fühlte sich unter ihren Beinen eiskalt an. Das Tier senkte den Kopf und witterte das Wasser, dann wich es zurück. Als sie ihm die Fersen in den Rumpf stemmte, spürte sie, wie die Muskeln in seinem Körper sich widerstrebend verspannten.
    »Nein! Nicht jetzt!«, kreischte sie und packte die Zügel fester.
    »Du dämlicher Gaul! Wage es bloß nicht!«, schrie sie, dann rammte sie ihm die Fersen in die Rippen.
    Das

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