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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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stand auf. »Soll ich ein Pferd für dich finden?«
    Als er Varzils Gesicht nun sah, entspannt und eifrig bemüht zu helfen, fragte sich Eduin, wie er diesen Mann je hatte so falsch einschätzen können. Ja, er hatte so etwas wie Eifersucht verspürt, als man Varzil noch vor ihm zur Bewahrerausbildung auserwählt hatte. Aber in Varzil gab es keine Spur von Bösartigkeit oder Triumph.
    So höflich, wie er konnte, nahm er das Hilfsangebot an.

22
    Das geliehene Pferd stolperte vor Übermüdung, und sein Atem war heiser und abgerissen, als sie endlich das kleine Dorf erreichten, in dem Eduin seine Kindheit verbracht hatte. Er war nicht mehr zu Hause gewesen, seit man ihn als Jungen weggebracht hatte, damit er seine Ausbildung als Laranzu und Instrument der Rache begann. Seit er die offenen Ebenen verlassen hatte, hatte er sich mehrmals nach dem Weg erkundigen müssen. Die Straße war manchmal kaum mehr als ein Ziegenpfad durch die zerklüfteten Hügel. Das Weideland war karg, die Abhänge von Erosionsschluchten, Steinhaufen und den Skeletten vom Blitz getroffener Bäume gezeichnet. Selbst die Schafe wirkten räudig.
    Dennoch, Erinnerungen keimten auf und wurden intensiver, je näher er kam. Es verblüffte ihn, wie vertraut und dennoch verändert die wenigen Gebäude aussahen. War das Dorf vollkommen verarmt, dass es so grau und trostlos wirkte, oder war das immer schon so gewesen? Die Erinnerung eines Kindes konnte selbst die trostloseste Szene in bunten Farben malen.
    Er schob den Gedanken weg, ebenso wie den Widerwillen, der bei jedem neuen Anblick, jedem neuen Geruch abermals auftauchte. Köpfe wurden aus Türen gestreckt, und zwei Jungen und ein Welpe rannten auf die Straße hinaus, um ihn anzustarren. Lächelnd gestattete er seinem Pferd langsamer zu gehen, sodass sie einen guten Blick auf ihn werfen konnten. Es kamen nicht viele Fremde so weit den Kadarin herauf, und ganz bestimmt keine so gut gekleideten wie er. Sein Umhang war aus feiner Wolle, dicht und warm, die Brosche aus echtem Kupfer; seine Stiefel und der Sattel schimmerten von Politur. Sein Pferd war viel besser als alles, was diese Dorfleute sich leisten konnten.
    Eine Frau rannte hinter den Jungen her und zog sie zurück. Angst strahlte von ihr aus. Sorge und Erschöpfung trübten ihre Gedanken, aber Eduin fing auch eine Erinnerung an Männer mit Messern und an Blut auf, das auf der schlammigen Straße vergossen worden war. Zu dieser Stunde waren die Männer immer noch draußen auf den Feldern, aber die Frau richtete sich nun trotzig auf: eine Mutter, die ihre Kinder verteidigte. Sie schien in Lunillas Alter zu sein, aber dann erkannte Eduin sie. Fiona, so hieß sie. Sie war nur zwei oder drei Jahre älter als er selbst. Er erinnerte sich an ein liebenswertes Mädchen, das immer gern seinen Anweisungen gefolgt war. Sie waren Spielgefährten gewesen, und Fiona hatte Eduins Hund bekommen, als er das Dorf verließ. Wäre er geblieben, hätten sie vielleicht geheiratet. Jetzt erkannte er sie kaum wieder, und er wollte es auch nicht. Armut und frühe Mutterschaft hatten die Farbe aus ihren Wangen rinnen, ihre Brüste flach und schlaff und ihren Körper zu einer formlosen Masse unter Schichten grob gewebten Stoffs werden lassen.
    Sie warf ihm einen Blick zu, bevor sie die Kinder nach drinnen scheuchte. Eduin war froh, ein peinliches Gespräch vermeiden zu können, und drückte die Fersen wieder in die Seiten seines Pferds. Das Tier torkelte weiter.
    Es brauchte nur ein paar Minuten, bis er das Dorf durchquert hatte, das einmal seine ganze Welt gewesen war. Das Häuschen seines Vaters stand hinter einer Hecke, die angefangen hatte zu wuchern und dann um die Stämme abgestorben war, was einen Kern toter Äste zurückließ. Ein Maultier und ein älteres Chervine mit abgesägten Hörnern teilten sich die Koppel mit zwei Kühen. Das Maultier zuckte mit den langen Ohren, als Eduin näher kam. Er schlang die Zügel seines Pferdes um den Koppelzaun und ging hinauf zum Haus.
    Das strohgedeckte Dach hatte schon bessere Zeiten gesehen, ebenso wie die Wände, aber vor kurzem war einiges repariert worden. Der Garten, den er als einen Bereich mit Blumen, Zwiebeln und Sommergemüse in Erinnerung hatte, war nun ein Urwald aus trocknendem Unkraut. Die grob gezimmerte Schwelle knarrte unter seinem Gewicht. Er legte eine Hand auf den hölzernen Riegel, und die Tür schwang auf.
    Das Erste, was er sah, war ein Messer, dessen Spitze nur ein paar Zoll von seiner Kehle entfernt

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