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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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heißer. Die flüchtigeren Elemente begannen zu verdampfen und den Destillationsapparat zu passieren.
    Ein Körnchen, ein Fragment nach dem anderen, ging der Prozess der Trennung und Reinigung weiter. Der Kreis war mit einem Gefäß fertig und begann mit dem nächsten. Durch seine geschlossenen Augen stellte sich Varzil den korrosiven Stoff als glühende orangerote Partikel vor, die ihre eigene unheimliche Schönheit besaßen. Die Farben flackerten vor Varzils geistigem Auge, die Umrisse der Behälter vibrierten. Mit sechs Jahren war er von seinem Pony gefallen und mit dem Kopf gegen einen Stein gestoßen. Das Bild vor seinen Augen war in drei, fünf, ein Dutzend Bilder gebrochen, die alle wild zuckten. Seine Kinderfrau hatte sich Sorgen gemacht, und sein Vater hatte ihm für eine Woche das Reiten verboten. Aber jetzt war mit seinem Schädel alles in Ordnung.
    Er spürte eher, als dass er sah, wie der erste Riss in der Destillationsröhre mit der feinen Wand auftauchte, und wartete eine entsetzte Sekunde darauf, dass Auster das Gefäß verstärkte. Das vereinte Laran der Gruppe war mehr als genug, um einen geringfügigen Makel zu stabilisieren und weiterzuarbeiten. Stattdessen bebte der Kreis, und die Einheit begann sich aufzulösen. Strähnen mentaler Verbindungen rissen sich los, gepeitscht von unsichtbarem Wind. Erst nur wenige, dann mehr und mehr, mit jedem Herzschlag, der verging. Der Kreis brach zusammen.
    Ein wortloser Schrei zerriss die Luft. Er kam von Auster.
    Instinktiv löste Varzil seine Konzentration aus dem sich auflösenden Gewebe. Sein eigener Geist kreischte protestierend über diesen Bruch, aber er schob den Schmerz beiseite. Mit aller Kraft stürzte er sich in Austers Geist.
    Und fand Chaos. Dunkelheit tobte durch die ordentlichen Muster des Bewussteins des Bewahrers und ließ kreischende Leere zurück. Gedanken bildeten sich aus, nur um wieder zu unverständlichen Silben zu zerreißen, zu Fragmenten von Geräusch, Farbe und Geschmack. Das winzige Körnchen, das von Austers Persönlichkeit geblieben war, tobte dagegen an. Aber je mehr Auster sich um Beherrschung mühte, desto schwächer und weniger zusammenhängend waren seine Anstrengungen. Seine Versuche, seine eigenen Gedanken zu begreifen, machten seine Panik nur größer.
    Varzil wich zurück, gefangen zwischen Entsetzen und Lähmung. Wie jeder andere hatte er zunächst eine Ausbildung als Überwacher erhalten. Er hatte in Heilkreisen gearbeitet und sowohl körperliche als auch geistige Wunden geheilt, das albtraumhafte Nachspiel von Wahnsinn oder von Schmerz, der zu groß war, als dass man bei Verstand bleiben konnte, aber nie solch klaffende Wunden, geistig wie körperlich, nie solch betäubende Verwirrung.
    Kostbare Augenblicke gingen vorüber. Ein neues Muster erschien in Austers Kopf, eine Art Waffenstillstand. Der Schaden - die klaffende Leere - hörte auf, sich auszubreiten. Austers eigene Gedanken wurden kräftiger, obwohl die Verzweiflung blieb.
    Auster!
    Ich… Ich weiß nicht, was passiert ist…
    Bilder von grellem Licht durchfluteten Austers Bewusstsein, zerklüftete Echos hinter seinen Augen. Er sah einen Kreis von Personen mit leerem Blick, wusste, dass er sie eigentlich erkennen sollte. Auf einer Seite riss eine Frau in einem weißen Gewand den Kopf hoch, das offene Haar wie ein Schleier um ihr bleiches Gesicht.
    Varzil!, hörte er Cerrianas mentalen Schrei. Du musst etwas unternehmen. Er wird den Kreis brechen!
    Was ist mit ihm los?
    Schlaganfall… Wir müssen die Blutgefäße, die zu seinem Hirn führen, säubern… Er hatte eine Blutung im Schädel.
    Varzil verstärkte seine Verbindung mit Cerriana, und gemeinsam begaben sie sich auf die körperliche Ebene.
    Cerriana verfolgte das Netz von Blutgefäßen in Austers Hirn, wie sie sich verzweigten und enger wurden. An vielen Stellen waren die für gewöhnlich glatten Auskleidungen dick und aufgeraut. An anderen sah Varzil gekrümmte, gequälte Pfade statt sanfter Biegungen.
    Dort!
    An der Stelle, die Cerriana ihm gezeigt hatte, pulsierte die Energie rot und hatte sich beinahe zusammengerollt; hier wand sich ein Blutgefäß und teilte sich in zwei kleinere. In der schmaleren Öffnung hatten sich Fragmente von zerfetztem Gewebe verfangen, zusammen mit rostfarbenen Klümpchen und Fettgewebe. Dahinter stotterten Hirnzellen. Eine Wand der größeren Arterie, geschwächt durch Druck und mehrere Lagen von Narben, war gerissen. Blut sammelte sich, drückte gegen das zarte

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