Darkover 05 - Zandrus Schmiede
dieser Traum, auf dessen Erfüllung er so lange gewartet hatte.
Der Vertrag.
Carolin reckte die Schultern. »Ich danke Euch, dass Ihr mir diese Nachricht so schnell überbracht habt. Nun muss ich gehen und meine Rückkehr nach Hali vorbereiten. Bitte lasst meinen Leuten ausrichten, dass ich baldmöglichst aufbrechen werde.«
»Eure Leute in Hali sagen, dass in Caer Donn ein Luftwagen auf Euch warten wird.«
Carolin nickte. Die gefährlichen Bergwinde machten Flüge nach Nevarsin so gut wie unmöglich, selbst bei milderem Wetter. Die Wachen, die ihn als Prinz begleitet hatten, mussten ihm auch als König genügen.
Der Bewahrer bedachte ihn mit diesem stetigen, durchdringenden Blick, den alle Leronyn hatten. »Dann adelandeyo, Carolin Hastur, König. Wandle im Licht.«
Und mögen die Götter dir ihren Segen geben, fügte der Bewahrer noch lautlos hinzu. Denn du wirst ihren Segen mehr brauchen als viele andere.
»Wir müssen uns beeilen, so gut wir können«, sagte Carolin seinen Leuten. Sie folgten ihm durchs Stadttor und die gut bereiste Straße entlang. Langbein, seine schwarze, in Armida gezüchtete Stute, spitzte die Ohren, begierig zu laufen. Hinter der Stadt hingen dunkle Wolken wie Begräbnisdekorationen.
Sie waren zwei Tagesritte weit im Tal, als der Sturm zuschlug. Schnee überzog den Berghang hinter ihnen. Eisiger Wind schnitt durch ihre Umhänge, peitschte die Mähnen der Pferde hoch und stahl ihnen den Atem aus der Lunge. Hagel drosch auf sie ein. Die Pferde legten die Ohren an und stampften weiter. Endlich ließ der Wind nach, und statt der Hagelkörner fielen weichere Schneeflocken. Der Himmel wurde dunkler und ließ eine frühe Dämmerung und fallende Nachttemperaturen erwarten.
Sie konnten nicht nach Nevarsin zurückkehren, nicht nachdem der Sturm sich festgesetzt hatte. Sie konnten auch nicht an der Straße lagern. Sie würden so schnell wie möglich weiterreiten müssen, um noch vor Einbruch der Dunkelheit eine Unterkunft zu erreichen.
Im Lauf des Tages schneite es immer mehr. Feucht und kalt drang der Schnee in ihre Wollumhänge und klebte an den Hufen der Pferde, was ihre Schritte unsicher machte. Der kleine Konvoi wurde noch langsamer. Die Männer zogen ihre Kapuzen fest ums Gesicht. Die Pferde senkten die Köpfe, klemmten die Schwänze ein und trabten weiter.
Carolin fragte sich, ob es dumm gewesen war, so bald aus Nevarsin aufzubrechen, aber er hatte keine andere Wahl gehabt. Er konnte sich keine Flügel wachsen lassen und nach Hali fliegen, und er konnte auch das Land nicht bis zum Frühjahr auf seinen neuen König warten lassen. In Arilinn hatte er von alten Techniken gehört, mit denen Menschen körperlich durch die Relais transportiert werden konnten. Er nahm an, dass das Wissen darüber in der Zeit des Chaos verloren gegangen war, wie so vieles andere. Und es würde ihm jetzt ohnehin nichts nützen.
In gewisser Weise war die Verzögerung auch ein Segen; sie gab ihm Zeit, sich auf das vorzubereiten, was vor ihm lag. Er hatte den Tag, an dem er König wurde, nun so lange Zeit vor Augen gehabt, aber erst jetzt erkannte er wirklich, wie gewaltig die Verantwortung war. Er hatte bei seinem Onkel gesehen, wie leicht es möglich war, dass ein König ungerecht wurde. Bei Rakhal hatte er die Versuchungen von Bequemlichkeit, üppigem Essen, endlosem Wein und willigen Frauen beobachten können und bei Lyondri, wie die Macht, einem anderen Menschen die Habe oder sogar das Leben nehmen zu können, selbst einen ehrlichen Mann korrumpieren konnte. Ich darf nie vergessen, wessen König ich bin. Der Gedanke kam ihm, dass ein Land zu beherrschen, bedeutete, an es gebunden zu sein, an die Loyalität, die man ihm erwies, und alle persönlichen Interessen beiseite zu schieben.
Das werde ich schwören, wenn ich in Hali an den Rhu Fead und den heiligen Feuern meiner Ahnen stehe.
Und das hatte er bereits im Herzen geschworen. In diesem Augenblick stellte sich Carolin vor, dass Aldones, Herr des Lichts und Vater des ersten Hastur, dessen Namen er trug, seinen Schwur hörte. Er sah sich vor einer Gestalt knien, die so strahlte, dass er sie nicht direkt ansehen konnte. Hände wurden ausgestreckt, und er legte seine Hände dazwischen, wie ein Vasall vor dem Lehnsherrn. Es fielen keine Worte, aber er spürte, dass seine innersten Geheimnisse erkannt und in diesem reinen Strahlen gemessen wurden - seine Augenblicke kleinlicher Zornesausbrüche, seine enttäuschten Hoffnungen, sein Stolz, aber auch seine
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