Darkover 05 - Zandrus Schmiede
zu verstecken brauchte, in der er mit der wachsenden Anzahl von Männern, die sich unter seinem Banner gesammelt hatten, in sein eigenes Land zurückkehren und Rakhal im Kampf gegenübertreten musste. Nachdem seine Söhne in Sicherheit waren, hatte Carolin den längeren Rückweg genommen, um sich mit Dom Valdrin zu besprechen.
Wenn nur Varzil hier wäre…
Er erinnerte sich an ihren Schwur, den Turm von Neskaya als Symbol für Hoffnung und Frieden wieder aufzubauen. In diesen Zeiten kam es ihm beinahe unmöglich vor, dass so etwas je geschehen würde. Dennoch, mit Männern wie Orain und Valdrin an seiner Seite…
»Du hast Recht«, sagte Orain. »Da unten stimmt etwas nicht. Um diese Tageszeit sollte es mehr Licht geben - Fackeln und Kochfeuer. Wir sollten eine Spur von ihnen sehen, ebenso wie den Rauch. Und wir haben so gut wie keine Bewegung von Menschen und Pferden feststellen können.
Aber du darfst nicht nach unten gehen«, warnte Orain, und seine Stimme hatte etwas so Scharfkantiges an sich wie Obsidian. »Nicht, ehe wir sicher wissen, was los ist. Die Burg ist nicht verlassen, doch vielleicht haben sie ja auch einen guten Grund für diese Stille, und es ist alles in Ordnung.«
»Also gut, dann warten wir«, sagte Carolin, »und sehen, was wir von hier aus entdecken können. Am Morgen sehen wir vielleicht mehr. Aber am Ende müssen wir herausfinden, was Dom Valdrin und seinen Leuten zugestoßen ist.«
»Ich werde gehen oder einer der anderen.«
Carolin schüttelte den Kopf. »Wenn einer von euch in Lyondris Hände fiele, würde er alle Mittel einsetzen, um von euch zu erfahren, wo ich bin. Das kann ich nicht verlangen.«
»Und du selbst kannst nicht gehen und alles aufs Spiel setzen!«
Im sterbenden Licht konnte Carolin den Ausdruck in den Augen seines Pflegebruders nicht erkennen, aber er kannte dessen Starrsinn.
»Wir reden morgen weiter darüber«, sagte Carolin.
Gegen Morgen fiel Carolin in einen unruhigen Schlaf. Er erwachte, als der junge Mikhal auf ihn zukam, der die letzte Wache übernommen hatte.
»Vai dom, und auch Ihr, Lord Orain, kommt schnell. Da drunten ist etwas nicht in Ordnung. Es sind Soldaten da, und Sire, sie tragen Hastur-Farben.«
Unruhige Energie strömte durch Carolins Adern. Ein Blick zeigte ihm, dass auch Orain wach war. Schweigend folgten sie dem Jungen zu dem Felsvorsprung, von dem aus man den besten Blick auf Tal und Burg hatte.
Die Morgendämmerung breitete sich am wolkenlosen Himmel aus, obwohl es in den Schatten noch schneidend kalt war. Trotz des klaren Tages hing ein schwacher Nebel im Tal wie ein dünner Schleier, der die Kanten weicher, die Farben gedämpfter wirken ließ. Die blau-silbernen Banner, die von den Türmen der Burg hingen, wirkten matt.
Orain legte die Hand auf Carolins Schulter und zeigte zum Hof der Burg, aber das war nicht notwendig. Dort, aus diesem Winkel nur teilweise zu sehen, hatte sich eine kleine Menschenmenge versammelt - wahrscheinlich sämtliche Bewohner der Burg. Die Hastur-Soldaten stellten sich in engen Reihen in der Mitte und am Rand auf.
Eine Besatzungsstreitmacht - das da sind Eroberer, keine Gäste. Mit großen, trockenen Augen beobachtete Carolin, was sich dort unten abspielte. Seine Männer gesellten sich zu ihm.
Vier Männer, jeweils umgeben von einer Gruppe von Hastur-Wachen, blieben in dem offenen Bereich am Ende des Hofs stehen.
»Ihr Götter!«, rief einer von Carolins Leuten. »Sie wollen doch nicht… «
»Still«, knurrte Orain. »Wir können ihnen jetzt nur noch helfen, indem wir es bezeugen.«
Einer der Soldaten, ein riesiger Mann, schlug den ersten Gefangenen mit einem massiven zweihändigen Schwert nieder. Der Gefangene sackte zu Boden. Carolin konnte es auf diese Entfernung nicht genau erkennen, aber er war sicher, dass man den armen Mann - Dom Valdrin, seinen Freund und Verbündeten - geköpft hatte.
Bald schon lagen mehr Leichen im Burghof. Die Burgbewohner drängten sich sichtlich zusammen. Schreckliche Leere erfüllte das Tal, nur gebrochen vom Heulen des Windes.
Erst als die Hastur-Soldaten sich schnell, aber ordentlich zurückzogen, konnte Carolin den Blick vom Burghof losreißen. Er schlug die Hände vor die Augen. Die Bewegung schien seinen Körper in hundert Splitter zu zerreißen. Er atmete schwer und mühsam. Seine Gedanken waren taub und leer. Er wusste, er musste sich fassen, etwas zu seinen Männern sagen, Befehle geben; er musste der König sein, den sie brauchten. Im Augenblick jedoch
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