Darkover 05 - Zandrus Schmiede
sah, wie Marius hereinkam.
»Oh, du bist immer noch hier«, sagte der Junge. Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er durchs Zimmer. Er hob einen Schal unter seiner Bank auf. »Ich habe das hier vergessen«, sagte er mit einer Spur Nervosität. »Tut mir Leid, dass ich dich unterbrochen habe.«
»Schon gut«, hörte Eduin sich sagen. Erst nachdem Marius gegangen war, wagte er, wieder zu atmen. Der Junge hatte einen vollkommen legitimen Grund gehabt, ins Labor zurückzukehren. Er hatte ihn nicht ausspionieren wollen, und ihm war nichts aufgefallen.
Der Stein rutschte mit einem zufrieden stellenden Klicken in die Anlage. Eduin trat zurück, um sich das Gitter anzusehen. Genau, wie er erwartet hatte, gab es keinen sichtbaren Unterschied, nichts, was man nicht mit einigen letzten Einstellungen, die er vorgenommen hatte, erklären konnte.
Seine Arbeit war vollendet, und er ging in die Küche zu einer dringend benötigten Mahlzeit. Nun brauchte er nur noch darauf zu warten, dass die Gerechtigkeit unvermeidlich ihren Lauf nahm.
35
Carolin und die Truppe loyaler Männer, die sich um ihn gesammelt hatten, lagerten in den zerklüfteten Hügeln oberhalb des Tals von Hochgart. Sie waren viele Meilen geritten, und Carolins Muskeln schmerzten, aber er konnte dennoch nicht schlafen. Er wagte allerdings auch nicht, sich aus dem Kreis jener zu entfernen, die geschworen hatten, ihn zu schützen, denn Rakhal hatte das Kopfgeld, das er auf ihn ausgesetzt hatte, erhöht - genügend, um sogar ehrliche Männer in Versuchung zu führen. Die Nacht war mild, und das pastellfarbene Licht der Monde ließ die zerklüfteten Felsen weicher wirken. Burg Hochgart stand auf einem riesigen Vorsprung, eine Masse soliden Steins, die sich über der weitesten Biegung des Flusses erhob, auf drei Seiten von einer Strömung beschützt, die zu heftig war, als dass man sie überqueren konnte, und auf der anderen nur über einem einzigen, leicht zu verteidigenden Weg zugänglich. Noch aus der Ferne konnte Carolin hier und da eine Spur von Licht auf den Burgmauern erkennen.
Und dennoch…
In den letzten zehn Tagen, als sie von Carcosa hierher gekommen waren, hatte Unruhe an ihm genagt. Sein Haar sträubte sich bei jedem knackenden Zweig und huschenden Schatten. Er war, wie Orain sagte, nervöser als ein dummes Rabbithorn. Er wusste, dass er sich in schreckliche Gefahr begab, indem er nach Hochgart zurückkehrte, und nicht nur sich allein. Valdrin Castamir hatte sein Leben schon in Gefahr gebracht, indem er ihm bei dieser hektischen Flucht aus Nevarsin Zuflucht gewährt hatte. Der alte Soldat hatte einmal Rafael Hastur gedient, der König und Hastur von Thendara gewesen war, bevor er unter geheimnisvollen Umständen gestorben war und die Krone an Felix gefallen war, der damals schon alt gewesen war und am Beginn der Senilität gestanden hatte. Solche Loyalität reichte weit.
Wenn ich eine Truppe um mich sammeln will, die stark genug ist, sich gegen Rakhal zu stellen, dann brauche ich solche Männer.
Sie hatten ihr Lager aufgeschlagen, als die große, Blutige Sonne hinter den Felsen versank, aber Carolin konnte sich nicht überwinden, sich der Burg noch weiter zu nähern. In seinen geflickten Umhang gewickelt, hockte er auf den steilen Felsen und beobachtete das silberne Band des Flusses.
Beobachte. Warte und beobachte.
Er spürte, wie Orain näher kam, ein Schatten vor der Nacht.
»Bredu, mach dir keine Gedanken«, sagte Carolin. »Ich werde mich nicht grundlos in Gefahr begeben.«
»Du bringst dich bereits in Gefahr, indem du dich auf dieser Seite des Kadarin aufhältst«, sagte Orain. »Aber ich weiß auch schon lange, wie vergeblich es ist, dich darauf aufmerksam zu machen.«
Ruhelosigkeit bewirkte, dass es Carolin am ganzen Körper kribbelte. Er fragte sich, ob Orain nicht vielleicht Recht hatte, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, auf Hastur-Land zurückzukehren. Seine Söhne sicher in die Obhut seiner entfernten Verwandten, der Hasturs von Carcosa, zu bringen, wo Rakhal sie nicht erreichen konnte, war sein erstes Ziel gewesen. Das Wilde Land war grausam genug für einen erwachsenen Mann, nicht zu reden von zwei Jungen, obwohl sie sich wenig beschwerten. Ein Sturz vom Pferd, eine Lawine, ein Fieber, ein Angriff von einem Leoparden, Wolf oder sogar einem Banshee, all das konnte das Leben eines Kindes so leicht beenden. Seine Söhne waren zu kostbar, als dass er sie aufs Spiel setzen durfte.
Die Zeit war nahe, in der er sich nicht mehr
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