Darkover 05 - Zandrus Schmiede
Trotz seiner Versuche, sich zu beherrschen, wurden seine Ängste deutlich, seine Selbstzweifel, die Befürchtung, was als Nächstes schief gehen konnte. Schon bald fauchten sie einander alle an.
Hinter Felicias unbewachten Gedanken fing Eduin eine tiefe, formlose Angst auf. Misstraute sie ihm? Nein, selbst unter dem Stress der Frustration verhielt sie sich ihm gegenüber offen und freundlich.
Ich muss mich um Marius kümmern, erinnerte sie sich lautlos. Er ist so jung und verwundbar…
Also selbst, wenn sie eine Gefahr spürte oder eine Vorahnung der Katastrophe hatte, führte das nur dazu, dass sie sich Sorgen um den Jungen machte. Gut so.
Gut so?, antwortete Felicia. Einen schrecklichen Augenblick erstarrte Eduin. Wie hatte er so sorglos mit seinen Gedanken umgehen können? Sie war eine Bewahrerin, bei Zandrus gefrorenen Höllen! Telepathische Verbindung war für sie so natürlich wie atmen. Und er hatte sich verraten.
Eis grub seine Klauen tief in seine Eingeweide. Er riss seine mentalen Barrieren hoch und benutzte den Laran-Auslöser, den sein Vater ihm eingepflanzt hatte. Licht überflutete seinen Geist, kalt und blau, wie ein Wahrheitsbann. Alle Zweifel fielen von ihm ab, alle Gefühle waren erstickt.
Als er sich ihr wieder zuwandte, waren seine Gedanken vollkommen ruhig. Absolute Aufrichtigkeit strahlte von ihm aus.
»Gut für Marius.« Wie unschuldig seine Stimme klang, wie unberührt von jedem Zweifel. »Wenn wir beide auf ihn aufpassen und dafür sorgen, dass er keinen Schaden nimmt.«
»Wir brauchen eine Pause«, sagte Felicia, stand auf und streckte sich.
»Bitte geht beide«, sagte Eduin. »Der nächste Schritt ist rein technischer Natur. Ich brauche keine Hilfe; tatsächlich würdet ihr mich nur ablenken. Mit einigem Glück werden wir es morgen ausprobieren können.«
»Komm, Marius«, sagte Felicia und ging auf die Tür zu. Marius folgte ihr wie ein jüngerer Bruder.
Nachdem ihre Schritte verklungen waren, seufzte Eduin erleichtert. Er vollendete etwa die Hälfte der verbliebenen Arbeit und lauschte die ganze Zeit, ob sie wiederkommen würden. Dann eilte er zurück in sein Zimmer. Wenn er einem der beiden begegnen würde, könnte er wahrheitsgemäß sagen, dass er eine Pause machen wollte, bevor er die Arbeit beendete.
Er schwitzte auf dem gesamten Rückweg. Dem Licht, das durch die Fenster mit den Rautenscheiben in den Flur vor den Schlafzimmern fiel, nach zu schließen, war es beinahe Morgen. Die Arbeit der Nacht war vorüber, und die meisten Turmarbeiter würden in der Küche oder im Speisesaal sitzen und ihre Energie erneuern. Drunten erwachte das Dorf zum Leben.
Eine Dienerin, ein Mädchen von einem der Bauernhöfe in der Nähe, kam direkt vor seinem Zimmer mit einem Arm voll Bettwäsche an ihm vorbei. Eduins Nerven kreischten Alarm, aber er zwang sich, langsam und selbstsicher weiterzugehen. Sie knickste leicht und eilte vorüber. Er sagte sich, dass er ihr keine Erklärung schuldete, dass es ihr nicht zustand, einen Laranzu in seinem eigenen Turm zu hinterfragen.
Der Stein, den sein Vater ihm gegeben hatte, war genau dort, wo er ihn versteckt hatte, ein ordentliches Päckchen in seinen isolierenden Schichten. Eduin steckte ihn in sein Hemd und eilte zurück ins Labor. Erleichtert schloss er die Tür wieder hinter sich. Der Raum war genauso, wie er ihn verlassen hatte, selbst die Werkzeuge lagen unberührt auf dem Tablett.
Eduin wusste genau, wo er den Stein einbauen musste, sodass er das blauweiße Licht der anderen Steine reflektierte und unsichtbar wurde. Er musste ihn nur noch auf Felicias geistige Signatur abstimmen und ihn in die Matrix einbauen.
Das Gitter summte immer noch von ihrem Muster. Als Bewahrerin war Felicia die Schnittstelle zwischen dem Gerät und dem menschlichen Kreis. Außerdem war es Eduin gelungen, ein oder zwei ihrer Haare zu erwischen, die er für den genetischen Bestandteil brauchte.
Nach ein paar letzten Korrekturen begann der Stein zu strahlen. Er war nun vollkommen aktiviert und bereit für das auslösende Ereignis - Kontakt mit dem Geist, auf den er eingestimmt war. Mit einigem Glück würde das morgen Abend geschehen.
Morgen Abend! Schon so bald, und das, nachdem wir so lange gesucht haben!
Eduin packte den Stein vorsichtig mit einer Holzzange und begann, ihn ins Gitter zu senken. In diesem Augenblick hörte er ein Geräusch vor der Tür - leise Schritte. Er erstarrte.
Bevor er sich wieder bewegen konnte, ging die Tür auf. Er fuhr herum und
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