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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Flammen aufgingen, aber er spürte sie.
    Das Wasser erhob sich, zu Schaum gepeitscht. Die Ufer des Sees wurden entblößt, aber die Tiefe blieb unversehrt, eine Festung. Überall rings umher fielen Bäume um. Steinmauern rissen und zerbrachen. Der Geruch nach Blut und Brand erhob sich aus der Stadt.
    Varzil hielt den Atem an, betete darum, dass die Wolken aufreißen und ihre Regenlast entladen mochten, damit die Feuer gelöscht wurden und die schreckliche Spannung ein Ende nahm. Aber dieses Unwetter brachte keinen Regen, erkannte er nun, sondern etwas viel Schlimmeres.
    Immer noch stand der Turm schweigsam und unzugänglich. Und immer noch wuchs das Ding im See. Darüber, im Bauch der dichtesten, zornigsten Wolke, konzentrierte sich die Dunkelheit zu einem Knoten.
    Der Himmel reichte bis zum Land hinab. Licht explodierte über dem Turm. In einem einzigen Augenblick verschwand alle Farbe. Die Stadt wurde zu weißer Asche, und nichts bewegte sich, als das Licht ausblutete.
    Immer noch antwortete der Turm nicht. Die Konzentration des Kreises wurde hektisch, als ginge ihnen die Zeit aus. Sie glauben, den Angriff überstehen und ihre eigene Waffe vollenden zu können: das Ding unter dem See. Und was, fragte sich Varzil, würde der Welt ein schlimmeres Schicksal bringen?
    Der Donner wurde lauter, aber nun gab es eine Antwort. Zunächst war es nur ein Echo, eine Resonanz. Der Himmel war zum Land hinabgesunken, und nun antwortete das Land selbst. Rings um Turm, Stadt und See erklang ein Grollen tief aus den Felsen und noch tiefer.
    Der See begann zu kochen. Dampf stieg von der Oberfläche auf. Eine Gestalt drang durch die Wellen, riesig und schwarz wie mondlose Nacht, missgebildet nach ihrer überhasteten Geburt. Sie kreischte, und das Geräusch erhob sich über den Lärm von Himmel und Land. Jedes lebende Geschöpf, das dort drunten geblieben war, musste inzwischen taub sein. Fleisch war nicht dazu gemacht, solch tobender unmenschlicher Macht zu widerstehen, und selbst Varzils zähe geistige Gestalt vibrierte davon.
    Einige Zeit - die Dauer eines Herzschlags, eine Stunde, er hätte es nicht sagen können - verlor Varzil jedes Gefühl dafür, wo er war. Er schrumpfte zu einem Kern seiner selbst, formlos und treibend, ohne Orientierung und Gefühle.
    Unsichtbare Winde rissen an ihm, fegten durch die Flocken von Persönlichkeit, die Varzil war. Er war nicht länger ein distanzierter Zeuge des Zusammenstoßes von Naturgewalten; er war selbst in dem Strudel gefangen. Zerschlagen und hin und her geworfen klammerte er sich an die Fetzen von Gedanken. Jeder Augenblick riss einen weiteren Teil von ihm davon - sein Name wurde vom Sturm weggepeitscht und hallte dabei wider: Varzil! Varzil! Varzil!… bis die Silben im Chaos verschwanden.
    Erinnerungen wurden zerfetzt, kleine Stücke von Bildern wie Blütenblätter von der Lawine zerdrückt: das Gefühl in seinen Armen und Beinen… Essen, warm in seinem Bauch… das Glitzern in den Augen des Katzenwesens… Carolins rasches Lächeln… Dyannis, die durch die Küche stolzierte, den Mittsommerstrauß in der Hand, den er für sie gepflückt hatte… die Stimme seines Vaters, heiser von Gefühlen…
    Klang formte sich zu einer Harmonie… einer Stimme… einem Wort.
    Varzil!
    Eine Reaktion, weit entfernt. Es gab etwas, das er wissen, das er tun sollte.
    Grau umschwebte ihn, die einzige Welt, die er je gekannt hatte, die einzige Welt, die existierte. Zeitloses, ewiges Treiben. Stille.
    »Varzil, du musst atmen!«
    Blechern und bedeutungslos gingen die Worte an ihm vorbei, durch ihn hindurch. Sie ließen kleine Strudel der Disharmonie zurück, aber dann wurde es schnell wieder ruhig.
    So still, so grau… Mehr hatte er nie gewollt. Mehr war er nie gewesen.
    »Atme, verdammt noch mal!«
    Etwas Feuchtes, Weiches drückte sich auf seinen Mund. Luft wurde in seine Lunge gezwungen. Das Grau wich zurück. Schläge erschütterten ihn. Dann wich der Lärm wieder gesegneter Ruhe. Er trieb abermals durch das Grau, gelassen und ewig.
    Noch ein Atemzug und noch einer. Die Dinge um ihn herum wurden fest, Hände auf seinen Schultern, Finger, die sich in sein Fleisch gruben, Kopf und Beine und ein Magen, der sich zusammenzog. Husten schüttelte ihn, Feuchtigkeit spritzte zwischen seine Lippen. Er holte abermals Luft, hörte das Keuchen in seiner Brust.
    Grau… Ja, es gab Grau, aber außerhalb von ihm, neblige Strömungen, die dünner wurden und sich teilten, als er sich hindurchbewegte, halb gehend, halb

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