Darkover 05 - Zandrus Schmiede
bringen.
Der Pilot war diesmal ein anderer, ein wortkarger Mann. Weder Varzil noch Eduin hatten bis zum Ende ihrer Reise viel zu sagen; dann wandte Eduin sich Varzil zu. Seine Kinnmuskeln waren angespannt, aber sein Blick war ruhig: »Um Arilinns und der Kreise willen, in denen wir zusammenarbeiten müssen, Varzil - du musst aufhören, mich zu verdächtigen. Wenn du glaubst, ich hätte etwas Falsches getan, musst du zu Auster gehen und mich offen anklagen. Ich werde mich seinem Urteil unterwerfen.«
Varzil hörte die Sicherheit hinter Eduins Worten. Ein schuldiger Mann würde doch sicher kein solches Angebot machen. Die Beziehung zwischen jedem Mitglied eines Kreises und dem Bewahrer war von einzigartiger Vertraulichkeit. Mit schlechtem Gewissen erkannte Varzil, dass er selbst gefährlich nahe daran gewesen war, zum Hüter von Eduins Gewissen zu werden; etwas, wozu er kein Recht hatte.
Und was für einen Sinn hätte es, Eduin durch Anklagen zu demütigen?
Man muss jemanden nicht unbedingt mögen, um sich ihm gegenüber ehrenhaft zu verhalten.
Das war etwas, wie er verblüfft erkannte, was Carolin gesagt hätte.
»Wenn ich dir in Gedanken oder Taten Unrecht getan habe«, erklärte Varzil also, »dann tut es mir Leid.«
Eduin machte ein paar großzügige Bemerkungen, und dann schwiegen beide wieder, bis die Doppelgipfel von Arilinn, die den schimmernden Turm, das Zuhause der beiden jungen Männer, einrahmten, in Sicht kamen.
20
Der Frühling kam schon bald mit vielen, kurz aufeinander folgenden Regenfällen. Innerhalb eines Monats waren die hohen Schneeverwehungen zu Matsch geschmolzen. Feuchtigkeit hing in den Steinmauern des Hastur-Schlosses, und der Geruch nach Kochwäsche und Schimmel beherrschte die unteren Ebenen. Nichts schien wirklich trocken zu werden. Carolins Lieblingspferd entwickelte einen schlimmen Fall von Strahlfäule in den Hinterhufen. Sobald die Straßen wieder befahrbar waren, machte sich Jandria nach Hause auf, und Maura kehrte in den Turm von Hali zurück. Carolin vermisste beide mehr, als er erwartet hätte.
Aber es war Varzils Abwesenheit, die ihn am meisten schmerzte. Carolin musste zu den seltsamsten Augenblicken an Varzil denken, zwischen Anhörungen in den Cortes, wenn er nach einem Morgenritt die Hände wusch, wenn er Roald Mclnerys Militärstrategie in die Hand nahm. Manchmal durchzog ihn ein Gefühl wie ein Schatten von Wärme, und er wusste, dass Meilen entfernt in Arilinn auch Varzil an ihn dachte. Er erinnerte sich dann daran, dass er schon bei ihrer ersten Begegnung deutlich gespürt hatte, dass ihre Leben irgendwie miteinander verwoben waren, dass sie das gleiche Schicksal teilten.
Carolin entdeckte rasch, dass er sich bei all den subtilen Veränderungen von Macht und Einfluss einen neuen Platz am Hof schaffen musste. Vielleicht hatte seine Zeit in Arilinn, wo er gelernt hatte, sogar seine Gedanken zu überwachen, seinen Geist gegenüber den Schichten unausgesprochener Bedeutungen und den Unterströmungen von Motivation und Loyalität empfänglicher werden lassen. Seine beiden Vettern, besonders Rakhal, hatten sich verändert, oder Carolin spürte selbst nun deutlicher, was vielleicht schon immer da gewesen war. Es war nicht so, dass er Rakhal misstraute; er hatte nur das Gefühl, ihn nicht mehr zu kennen.
Carolin sagte sich, dass er seinem Vetter gegenüber ungerecht war. Auch er selbst hatte sich in Arilinn verändert, und Rakhal hatte hier zu Hause, nachdem König Felix immer schwächer geworden war, viele Pflichten übernommen und sie ehrenvoll erledigt. Carolin bezweifelte nicht die leidenschaftliche Loyalität seines Vetters zum Hastur-Königreich; er war selbst leidenschaftlich loyal, aber sie waren nicht der gleichen Meinung darüber, welche Taten diese Loyalität erforderte. Es hatte keinen Sinn, sich über Dinge zu streiten, die vielleicht nie zu einer Krise führen würden. Ein Tag stand bevor, an dem die mächtigsten Lords fordern würden, dass ein Regent benannt wurde, um die Übertragung der Macht auf den neuen König vorbereiten zu können, und dann würde sich alles abermals ändern.
Was Lyondri anging, so war er nicht mehr der zögerliche Außenseiter von früher. Er hatte das Kommando über die Garde übernommen und baute ein System von Informanten in Stadt und Land auf. Das bewirkte, dass er sich selbst wichtiger fühlte, und es kam Carolin so vor, dass es ihn aufblühen ließ, obwohl das manchmal um den Preis der Freundlichkeit geschah. Lyondri schien
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