Darkover 05 - Zandrus Schmiede
der Gerechtigkeit ergeben waren? Am Ende hatte er jedoch nachgegeben. Er musste sich auf andere Dinge konzentrieren, und ganz gleich, wie sehr er es versuchte, er konnte nicht für jeden da sein. Obwohl es ihm wehtat, das zuzugeben, hatte auch er seine Grenzen.
Wie als Demonstration zu diesem Thema stand er nun da, die Augen juckend vom Schlafmangel, die Nerven gereizt, und das an dem Tag, an dem seine Braut in die Stadt kam. Seufzend richtete er sich gerade auf und ging nach drinnen, um sich für ihren Empfang angemessen umzuziehen.
Es brauchte beinahe den Rest des Tages, bis das Gefolge der Dame sich in seinen Gemächern niedergelassen hatte, bis man sich um ihre Kleidertruhen und Edelsteine, ihre Pferde, ihre Diener, die Schoßhunde, die Zofen und Näherinnen gekümmert hatte. Lady Alianora schickte eine Botschaft, in der sie erklärte, dass sie nach der Reise sehr erschöpft war und bat, an diesem Tag entschuldigt zu werden.
»Da hast du ja eine schüchterne Braut«, witzelte Rakhal.
»Alles zu seiner Zeit«, erwiderte Carolin, und sie verbrachten beide den Abend in seinen Gemächern zusammen mit Lyondri und Orain und betranken sich ausführlich. Es schien das Beste zu sein, was man tun konnte, ein letztes Sich-Austoben, bevor die Catenas sich um sein Handgelenk schlossen.
Am nächsten Vormittag wurde Lady Alianora dem Hof der Hastur präsentiert und sah ihren zukünftigen Gemahl zum ersten Mal. Sie ging mit gemessenem Schritt durch den Audienzsaal, gefolgt von ihren Hofdamen. Ihr schweres Gewand aus perlenbesetztem grauem Satin, zu dem sie eine Schärpe in den Ardais-Farben trug, raschelte, wenn sie sich bewegte. Sie hielt den Kopf mit steifer Würde hoch erhoben.
Carolin beobachtete sie von dem Podium aus, wo er neben seinem Onkel stand. Zumindest hatte das Dröhnen in seinem Kopf ein wenig nachgelassen. Maura hatte sich darum gekümmert, und er war selten so dankbar für ihr Laran gewesen. Er zog ihr sanftes Wirken den Diensten des Burgheilers vor. Nun erhob er sich im angemessenen Augenblick und hielt seine Ansprache, mit der er Alianora in Hali willkommen hieß. Sie lauschte mit ruhiger Miene, knickste und erwiderte ähnlich förmliche Worte. Dann eskortierte Carolin sie zu dem Platz, der auf dem Podium für sie vorbereitet worden war.
Einer ihrer Höflinge brachte die Truhen mit ihrer Mitgift, Münzen und Barren aus kostbarem Kupfer und Silber, zusammen mit Dokumenten, die die Herrschaft über das Grenzland am Scaravel für ihre Lebenszeit ihrem Mann überschrieb. Sie würde tatsächlich Besitzerin des Landes bleiben, und nach ihrem Tod würde es an ihre Kinder übergehen, aber dem Brauch und den Gesetzen entsprechend hatte ihr Mann die Autorität, die Ländereien so zu verwalten, wie es ihm passte.
Die offiziellen Erklärungen in der Sprache von Verträgen gingen noch einige Zeit weiter. Carolin musste sich zwingen aufzupassen, denn er war mehr daran interessiert, Alianora selbst zu betrachten. Sie wirkte so gefasst, ihre Züge im Profil so starr, dass er nicht sagen konnte, was sie empfand. Er spürte auch keinen Hauch ihrer Gefühle, nicht einmal mit seinem Laran. Er sagte sich, dass das vermutlich an seinem eigenen schlechten Zustand und an der angespannten Situation lag.
Die Zeremonien erstreckten sich weit bis in den Nachmittag. Inzwischen war König Felix eingeschlafen und schnarchte hin und wieder laut. Der Hof vertagte sich schließlich mit deutlicher Erleichterung. Carolin sandte Lady Alianora eine Botschaft und bat um ein vertrauliches Gespräch im Garten. Selbstverständlich würden sie beide von einem angemessenen Gefolge begleitet werden, aber er hatte gehofft, sie könnten in einer weniger förmlichen Umgebung beginnen, einander kennen zu lernen.
Alianora antwortete sofort und durch den gleichen Boten, dass sie immer noch müde von der Reise war, und ließ sich entschuldigen. Ihre Reaktion war vollkommen korrekt. Carolin konnte ihr nicht übel nehmen, dass sie sich ausruhen und an ihre neue Umgebung gewöhnen wollte.
Dennoch ungewöhnlich gereizt, zog er sich die gepolsterte Lederweste eines Soldaten über und ging hinunter in den Übungshof. Orain wartete schon und schlug mit dem Übungsschwert auf einen hölzernen Pfosten ein. Er strich sich das strähnige, feuchte Haar aus der Stirn und grüßte Carolin mit einer übermäßig förmlichen Verbeugung.
»Wenn du mich beleidigen willst, versuch es auf andere Weise«, fauchte Carolin. »Ich habe genug davon, an meine Stellung
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