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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Gefährten nehmen oder dem Brauch folgen, »ein Bett, ein Feuer und eine Mahlzeit« zu teilen. Comyn-Eheschließungen folgten stets der alten Tradition.
    Nachdem die letzten Worte gesprochen waren, wandte sich Carolin Alianora zu und hob ihren Schleier. Seine Hände waren ungeschickt und blieben in dem dünnen Stoff hängen, aber schließlich gelang es ihm, ihn zurückzufalten. Alianoras Augen waren hellblau und rund, ihr Blick starr. Ihr blondes Haar war sorgfältig geflochten und mit winzigen, edelsteinbesetzten Schmetterlingen geschmückt. Unter der dünnen Schicht Rouge auf Wangen und Lippen war ihre Haut sehr bleich. Er konnte sehen, wie sie zitterte, und er hätte sie gerne in die Arme genommen und ihr zugeflüstert, dass alles gut werden würde. Stattdessen beugte er sich vor und streifte ihre Lippen mit den seinen. Ihre Lippen waren kalt, und sie reagierte nicht, aber sie wich auch nicht zurück.
    Nach einer angemessen pompösen Prozession gingen sie hinauf auf den Balkon über dem Schlosshof. Unter den wachsamen Augen von Lyondris handverlesenen Gardisten warteten dort Menschen aus der Stadt mit Körben, bereit, Hände voller Blütenblätter in die Luft zu werfen. Der Herold präsentierte den Prinzen und seine Braut.
    Die Menge jubelte wild. Carolin winkte zurück. Die Freude der Menschen überwältigte ihn. Er lächelte zunächst steif, dann strahlender, dann reagierte er mit einem Lachen, das tief aus seiner Mitte zu kommen schien. Das hier war, dachte er, der beste Teil daran, ein Prinz von Hastur zu sein, zu wissen, dass diese Menschen ihm gehörten, sich an ihrer Freude zu erfreuen, ihnen ehrenvoll zu dienen. Wenn schon aus keinem anderen Grund, dann akzeptierte er diese Heirat, weil es dem Volk Grund für solche Freude gab, und als eine Versicherung der friedlichen Fortsetzung der Hastur-Herrschaft.
    Alianora stand an seiner Seite, wie es ihre Pflicht war, reglos bis auf ein leichtes Schwanken. Sie gestattete den Menschen drunten, sie zu sehen, aber ob ihr das Qual oder Freude bereitete, merkte man ihr nicht an.
     
    Als der Tanz vorüber war und Carolin sich wieder zu seinen Freunden gesellte, war er zu drei Vierteln betrunken. Orain und die anderen trugen ihn auf ihren Schultern zum Brautgemach. Eine kleine Weile vorher war Alianora von einer Gruppe Frauen dorthin geleitet worden, die über die frechen Lieder der Männer erröteten und kicherten. Sie würden ihre eigenen Lieder über den Kummer und die Freuden des Ehebetts singen, die Braut in ein skandalös offenherziges Nachthemd hüllen und sie dann allein lassen, damit sie ihren Gemahl erwarten konnte.
    Carolin erinnerte sich an diese Suite von Besuchen in Hali, als er ein Junge gewesen war. Es waren die Räume seines Vaters gewesen; seine Mutter hatte ihre eigenen gehabt. Damals hatte er sich nichts dabei gedacht, dass seine Mutter den Landsitz am Blauen See bevorzugte. Seine Eltern waren immer höflich zueinander und ihm gegenüber liebevoll gewesen. Als er nun in dem Vorzimmer stand, von dem aus eine Tür zu einem großzügigen, eleganten Wohnzimmer und die andere zum Schlafzimmer führte, erkannte er, wie wenig er über diese beiden Menschen wusste und darüber, wie sie ihr Leben geteilt hatten. Der Gedanke machte ihn traurig. Sie hatten ihn geliebt, jeder auf seine eigene Weise, daran zweifelte er nicht. Sie waren ihm Vorbilder für Freundlichkeit, Ehre, Loyalität, Freude und Pflichterfüllung gewesen. Aber sie hatten ihn nichts darüber gelehrt, wie ein Mann und eine Frau aufhörten, Fremde zu sein. Vielleicht waren sie erfolgreicher dabei gewesen, ihr getrenntes Leben zu führen, als dabei, ein gemeinsames zu schaffen.
    Es ging nicht anders. Er würde tun, was er konnte. Er hob den Schnappriegel und hörte, wie er sich öffnete, hielt einen Augenblick inne, damit sie nicht überrascht war, und ging hinein.
    Die Luft roch nach süßen Kräutern und Bienenwachs. Es gab hier keine Laran-betriebenen Lampen, nur Kerzen, und ihr Licht streichelte das polierte Holz, den weichen Samt von Bettvorhang und Vorhängen und die Wangen der Frau, die auf dem breiten Bett lag, gestützt von einem Berg aus Kissen. Sie hatte die Laken bis zum Hals gezogen. Carolin sah nur ihr Gesicht, ihre weit aufgerissenen Augen und die Finger einer Hand, die sie ins Laken verkrallt hatte. Sie hatte etwas gemurmelt, zu leise, als dass er es verstehen konnte, aber aufgehört, sobald er hereingekommen war. Sie sah aus, dachte er, als erwartete sie eine Vergewaltigung. Ihm

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