Darkover 06 - Die Flamme von Hali
von ihrer Macht, konnte er kein Wort herausbringen und sich nicht mehr bewegen. Romillas Qual war die seine. Ein Bild von ihnen beiden zuckte durch seinen Kopf, in dem sie auf einem makellos weißen Bett lagen und einander mit vollkommenem Verständnis in die Augen schauten. Rings um sie her wurde der Raum trüb und dunkel. Sein Herzschlag wurde jeden Augenblick langsamer und weicher. Keine Luft berührte mehr seine Lunge. Alles, was er sehen oder spüren konnte, war der Blick des Mädchens. Mit einem Gefühl der Erfüllung, das über alles hinausging, was er kannte, schloss er die Augen und sah überhaupt nichts. In diesem Augenblick wusste er, dass er alles geben würde, was er hatte, alles, was er war , damit dies geschah.
Mit einem Ruck kam er wieder aus seiner Trance. Lord Brynon hatte etwas zu ihm gesagt, aber er hatte es nicht gehört. Sprachlos verbeugte Eduin sich abermals. Der Augenblick half, etwas in ihm zu lösen. Vielleicht hatte Romillas eigene Verzweiflung etwas so tief in ihm berührt, weil sie seine innere Sehnsucht nach Vergessen ansprach, aber die Gefühle, die so nahe daran gewesen waren, ihn zu überwältigen, entsprachen nicht ganz den seinen. Jeder mit einer Spur von Laran musste das ebenfalls spüren. Die Leronis war bleich geworden und sah aus, als könnte sie jeden Augenblick ohnmächtig werden. Die Schwermut, die über der Burg hing, war mehr als nur ein Phänomen der Architektur und Vernachlässigung.
Dennoch, seine Aufgabe würde einfacher sein, als er sich vorgestellt hatte. Saravio konnte zweifellos die Depression des Mädchens heilen. Sie musste sich unter Eduins und Saravios Einfluss begeben und dort bleiben. Gleichzeitig würden ihr Vater und alle wichtigen Leute in der Präsenz des Heilers und seines Helfers Hoffnung und Wohlbefinden verspüren. Von da an würde es nicht schwierig sein, Abhängigkeit zu schaffen und Kirella zu überzeugen, den Turm von Cedestri anzugreifen, während Varzil sich dort aufhielt. Es würde nicht viel brauchen. Varzil hatte mit seinen eigenen Taten die Möglichkeit dazu geschaffen, und Eduin verfügte über eine mächtige, überzeugende Waffe. Er kannte die Macht von allem, das einen solchen Schmerz nehmen konnte, nur zu gut.
Eduin bedeutete Saravio vorzutreten. Aber sein Freund blieb, wo er war, und schwankte mit schlaffen Zügen und unkonzentriertem Blick hin und her, als hätte er absolut nicht begriffen, was gerade geschehen war. Eduin runzelte die Stirn. Saravio hatte doch sicher den Schmerz des Mädchens gespürt. Warum hatte er nicht reagiert, wie er es gegenüber Jorge, am Vorabend bei Brynons Sohn oder sogar bei dem fetten alten Tuchhändler getan hatte.
»Was ist los?«, flüsterte er, aber er bemerkte nicht einmal eine Spur von Erkennen im Blick seines Freundes. Saravio! Dann brach er diesen nutzlosen geistigen Schrei sofort ab. Nutzlos und gefährlich, denn Lord Brynon mochte nur wenig Laran haben, aber das war bei Domna Mhari zweifellos anders, ebenso wie bei dem Mädchen. Und es gab vielleicht noch andere innerhalb der Burg, die imstande waren, ihn zu hören.
»Ich bitte Euch, uns zu entschuldigen, vai Dom «, sagte er mit einer weiteren Verbeugung. »Der gesegnete Sandoval ist immer noch von seinen Anstrengungen vom Vorabend erschöpft, wie Ihr seht. Wie geht es dem Jungen?«
»Es geht ihm gut«, erwiderte Lord Brynon mit einer merklichen Aufhellung seiner Stimmung. Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten über den Zustand des Jungen, lange genug, dass Eduin sich schließlich ohne Verlegenheit zurückziehen und eine zweite Audienz für den nächsten Tag arrangieren konnte.
Als sie wieder in ihren Gemächern waren, klemmte Eduin einen Stuhl unter die Türklinke. Dann packte er Saravio bei den Schultern, schob ihn in eins der Schlafzimmer, schloss auch diese Tür hinter sich, wandte sich wieder Saravio zu und begann ihn zu schütteln. »Bei Zandrus siebenter gefrorener Hölle! Was ist mit dir los? Hast du den Verstand verloren? Konntest du ihren Schmerz nicht spüren? Warum hast du nichts dagegen unternommen?« Und wie soll ich Lord Brynon dazu bringen, den Turm von Cedestri anzugreifen, während Varzil sich dort aufhält, wenn du nicht tust, was sie von dir erwarten?
Saravio sackte in Eduins Griff zusammen, und sein Kopf rollte von einer Seite zur anderen. Seine Lippen bewegten sich, er stöhnte, und dann wurden seine Worte laut und deutlich.
»Naotalba ist unter uns erschienen! Ich habe
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