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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Brynon wandte sich wieder Saravio zu, aber Saravio versank bereits in der Benommenheit, die häufig auf eine Nutzung seiner Kraft folgte.
   Rasch trat Eduin zwischen die beiden. Der gesegnete Sandoval, sagte er, müsse nach diesem Gespräch mit den Göttern ruhen.
   »Ihr sollt Eure Ruhe haben«, sagte Lord Brynon, »und zwar hier, in meinen eigenen vier Wänden! Diese Gesetzlosen in Cedestri mögen Varzil den Guten persönlich haben, der ihnen hilft, aber ich bezweifle, dass selbst er so etwas hätte vollbringen können.« Er befahl dem Coridom , die besten Gästezimmer für Eduin und Saravio vorzubereiten.
   Varzil ist tatsächlich in Cedestri? Diesmal fiel es Eduin nicht schwer, das zu glauben. Varzil hinter den Mauern von Aillards bitterstem Feind!
   Das Skorpionflüstern seines Vaters verstummte. Hoffnung erfüllte sein Herz.
   Ich werde dich erwischen! , schwor er.

»Das hast du gut gemacht«, sagte Eduin zu Saravio, sobald sie allein in ihren neuen Räumen waren. Diese Gemächer - zwei Schlafzimmer, durch ein Wohnzimmer miteinander verbunden -waren selbst nach den Maßstäben von Schloss Hastur angenehm. Ein kleines Feuer brannte im Kamin des Wohnzimmers. Daunendecken lagen auf den Betten, und Becken mit warmem, duftendem Wasser waren in den Schlafzimmern bereitgestellt worden.
   »Naotalba war mit uns«, seufzte Saravio.
   Eduins erster Gedanke war, dass Naotalba nichts damit zu tun gehabt hatte. Er war nicht daran gewöhnt, seine eigene Arbeit als göttliche Einwirkung zu betrachten. Und dennoch fühlte er sich der Halbgöttin irgendwie verwandt, denn schließlich war er selbst ebenfalls zu einem Schicksal verdammt, das er sich ebenso wenig ausgesucht hatte wie sie. Was wäre geschehen, wenn er nicht der Sohn seines Vaters gewesen wäre? Was hätte er sein können?
   Ich hätte Bewahrer sein sollen . Im Lauf der Jahre hatte er mit einigen der begabtesten Tenerézi von Darkover zusammengearbeitet, und er wusste, was er vor einer Stunde geleistet hatte, wäre eines jeden von ihnen würdig gewesen. Der Gedanke erfüllte ihn mit einer seltsam süßen Bitterkeit. Er hatte nie die Chance gehabt, sein Potenzial zu nutzen. Man hatte ihn zu einer Waffe gemacht - zur Waffe seines Vaters -, als er noch viel zu jung gewesen war, eigene Entscheidungen zu treffen. Danach hatte er nichts mehr dagegen tun können.
   Was Naotalba anging - was immer sie gewesen sein mochte, menschliche Legende oder Halbgöttin -, sie war nun das Werkzeug, mit dem Eduin Saravio seinem Willen entsprechend bearbeitete, damit er das Schicksal erfüllen konnte, das sein Vater ihm auferlegt hatte.

18
    Am nächsten Morgen klopfte ein Diener an die Tür und brachte ein Frühstückstablett mit Gebäck, einer Kanne mit dampfendem Jaco , Bergen von Butter und weichem Käse und einer Schale mit gedämpftem, mit Honig gesüßtem Obst. Eduin aß gierig. Die intensive Laran -Arbeit vom Vorabend hatte ihn erschöpft, aber er hatte gefürchtet, wenn er um diese Art üppiges, stark gesüßtes Essen bitten würde, würde das andere nur aufmerksam machen. Kirella war vielleicht nicht Thendara, wo man immer noch nach ihm suchte, aber Eduins alte Angewohnheit, sich zu verstecken, schwang wie eine dunkle Unterströmung in allem mit, was er tat und dachte.
   Nein, man hatte Saravio wohl einfach nur ein luxuriöses Frühstück geschickt, um dem geehrten Gast, der den Nedestro-Sohn des Lords geheilt hatte, noch einmal zu danken. Das war alles. Nur Eduins tief verwurzelter Verfolgungswahn vermutete mehr dahinter. Er musste aufhören, so zu denken, denn sonst würde er sich unweigerlich verraten. Er musste lernen zu denken - und zu handeln - wie jemand, der nichts zu verbergen hatte.
   Trotz Eduins Drängen nahm Saravio nur ein paar Bissen zu sich. Er war schon mehrere Stunden wach gewesen, in seine eigenen Gedanken versunken, hatte sich vor und zurück gewiegt und unverständlich vor sich hin gemurmelt. Nur der Name Naotalba war deutlich zu verstehen gewesen.
   Stunden vergingen, und die große Blutige Sonne, die sie durch die schmalen Fenster sehen konnten, näherte sich ihrem Höchststand. Eduin übte die grundlegenden Überwachungstechniken, die man ihm in seiner Novizenzeit in Arilinn beigebracht hatte, und sei es nur, um sich zu beruhigen. Er versenkte sich in sich selbst und folgte den Energonkanälen in seinem eigenen Körper, als gäbe es nichts anderes.
   Als es schließlich an der Tür klopfte und ein weiterer Diener

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