Darkover 06 - Die Flamme von Hali
Köchin rührte mit einem Holzlöffel im Topf, schöpfte etwas heraus, pustete und probierte. Sie blieb nachdenklich stehen, immer noch den Löffel in der Hand, und runzelte die Stirn. Dann tauchte sie den Löffel noch einmal ein und bot Eduin etwas an.
Er setzte das Tablett ab und probierte die Brühe. Sie war wohlschmeckend, mit einer Spur von Süße von den gedünsteten Zwiebeln. Aber eine Kleinigkeit fehlte.
»Rosmarin, denkt Ihr nicht auch?«, fragte die Köchin und legte den Kopf schief.
Eduin zuckte die Achseln. Er hätte angenommen, dass Salz fehlte, denn das war die einzige Zutat, die er erkennen konnte. Er hatte nie auch nur die schlichtesten Gerichte selbst gekocht, weder in einem der Türme, in denen er gearbeitet hatte, noch in den Elendsquartieren von Thendara.
Die Köchin eilte zu den offenen Regalen, in denen ordentliche Reihen verschlossener Tontiegel und Glasphiolen standen, und wählte einen Tiegel aus. Sie öffnete ihn, spähte hinein und zog die Nase kraus. »Ih! Motten!«
Dann rief sie zur Spülküche hin: »He da! Liam!«
Ein halbwüchsiger Junge erschien in der Tür, eine Bürste in der Hand. Er riss die Augen weit auf, als er Eduin sah.
»Bitte Dom Rodrigo um den Schlüssel zum Destillierraum und bring ihn so schnell du kannst her. Dom Rodrigo war gerade erst hier, also kannst du ihn wahrscheinlich noch auf der Treppe einholen. Geh, und beeil dich.«
Der Junge verschwand ohne ein Wort. Eduin sagte nachdenklich: »Wie kommt es, dass der Arzt einen Schlüssel zum Destillierraum hat und Ihr nicht?«
»Die meiste Zeit ist das unwichtig. Ich habe meine eigenen Vorräte von allem, was ich zum Kochen oder für einfache Arzneien brauche. Nadelkraut für Brandwunden, einen oder zwei Zweige Mutterkraut gegen Fieber, Sonnenblume für Frauenprobleme. Dinge, die wir einfachen Leute alleine erledigen können. Dom Rodrigo kümmert sich um die Höflinge. Er mischt seine eigenen Arzneien, alle Arten von fremdartigen Dingen. Pulverisierte Banshee-Schnäbel und Elixier von Drachenblut, da bin ich sicher.« Sie lachte. »Ich rühre solche Dinge nicht an. Ich nehme nur was ich kenne, wie zum Beispiel Rosmarin.«
Zwei junge Mädchen, die die Schürzenbänder dreimal um den schlanken Körper gewickelt hatten, zogen einen riesigen Korb mit süßen Kürbissen und einen kleinen mit winzigen Äpfeln herein. Die Köchin befahl ihnen sofort, den Inhalt der Körbe zu sortieren und zu putzen.
»Ich glaube, Domna Mhari hat ebenfalls einen Schlüssel«, fuhr die Köchin munter fort, während sie sich die Äpfel ansah. »Sie ist oft hier heruntergekommen und hat ihre eigenen Arzneien gebraut, damals, als die junge Damisela krank wurde.«
»Ja? Und wann war das?«
»Oh, vor zwei oder drei Jahren, als unsere junge Herrin zur Frau wurde.«
Eduin erinnerte sich an seine eigenen Monate der Verwirrung und Übelkeit während des Heranwachsens. Romilla hatte also wie so viele andere ihrer Kaste unter der Schwellenkrankheit gelitten. Vielleicht waren die Depressionen eine Nachwirkung davon, ausgelöst von dem intensiven hormonellen und psychischen Umbruch. Mhari als ausgebildete Leronis würde wissen, wie man Kirian destillierte, um den Übergang zu erleichtern. Das Rohmaterial, getrocknete Kireseth -Blüten, war psychoaktiv und zu gefährlich, um von jemandem, der nicht ausgebildet war, benutzt zu werden. Es war sinnvoll, den Destillierraum abzuschließen, und Eduin nahm an, dass es ebenso sinnvoll war, wenn ein Arzt, der seine eigenen Arzneien mischen musste, ebenfalls einen Schlüssel hatte.
Er runzelte die Stirn. Viele Dinge, die in einer gewissen Dosierung heilten, konnten auch töten. Er fragte sich kurz, ob Romillas Krankheit vielleicht auf solche Weise verschlimmert worden war, aber er hatte nie ein Anzeichen einer äußerlichen Ursache bemerkt.
»Ich habe immer gesagt, was für ein reizendes Ding sie war«, schwatzte die Köchin weiter. »Es ist eine Schande, dass sie so schwer krank geworden ist. Aber das hat sich ja nun geändert, nachdem Euer Bruder - seht Euch das an!« Sie hielt einen Apfel hoch, der mit schwarzen Flecken übersät war. »Nun ja, es ist noch keiner daran gestorben, dass er kein zweites Stück Apfelkuchen bekommen hat, obwohl es bestimmt einige geben wird, die noch vor dem Frühjahr danach verlangen.«
Der Junge kam mit dem Schlüssel zurück. Aus seinen geröteten Wangen und dem gesenkten Kopf schloss Eduin, dass der
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