Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
Vom Netzwerk:
Der Schatten fiel von ihr ab, und sie stand neben ihm. Rings um sie her erstreckte sich der mondbeschienene, über alle Maßen alte Wald. Die Stimmen kamen noch näher, hoben und senkten sich, süß und traurig. Silbriges Haar schimmerte, sechsfingrige Hände vollzogen Willkommensgesten. Duft stieg von Körpern auf, es roch nach Morgen, nach Hoffnung, nach endlosen Jahreszeiten unter den Sternen…
   Er ließ den Augenblick verharren und löste das Bild dann langsam auf.
   In dem echten Sonnenraum hatten die Wangen und der Hals des Mädchens eine rosige Färbung angenommen. Sie öffnete den Mund, atmete tiefer, den Kopf zurückgelegt und die Augen halb geschlossen.
   Mhari lehnte sich auf ihrem Sessel zurück, die Hände locker im Schoß. Ihr Blick begegnete dem von Eduin, und es stand nichts als verträumte Zufriedenheit darin. Hinter ihr wiegten sich die jungen Damen aus Romillas Gefolge im Rhythmus der Musik.
   Saravio beendete das Lied, begann mit einem weiteren und sang dann ein drittes, langsame und rhythmische Melodien, die dazu gedacht waren, ein unruhiges Baby in den Schlaf zu wiegen. Als er zum Ende des dritten Liedes kam, regte sich niemand. Wenn man ihrem ruhigen, gemessenen Atem nachgegangen wäre, hätten die Frauen durchaus schlafen oder sich in tiefer Trance befinden können. Bis sie eine nach der anderen die Augen geöffnet hatten, war Eduins Kopf wieder klar.
   Romilla stand auf, streckte sich und machte ein paar Tanzschritte. »Ich erinnere mich, wie sehr meine Mutter diesen Raum geliebt hat. Er ist so voller Licht! Ich fühle mich so friedlich hier - ich könnte beinahe glücklich sein. Sandoval, werdet Ihr morgen wieder für mich singen?«
   »Selbstverständlich, Damisela «, erwiderte Eduin. »Wenn Ihr das wünscht.«
   »Komm jetzt, mein Liebes«, sagte Mhari. »Es ist Zeit, dass du dich ausruhst.«
   Während Romilla und ihre Damen sich auf den Aufbruch vorbereiteten, zog Mhari Eduin beiseite.
   »Euer Freund ist sehr… « Sie hielt einen Augenblick inne. »Begabt.«
   Eduin achtete darauf, keine andere Reaktion zu zeigen als die höfliche Maske eines Untergebenen, der einer Person ihres bescheidenen Rangs gegenüberstand.
   »Ebenso wie Ihr«, fügte sie dann hinzu.
   »Ihr seid sehr aufmerksam«, erwiderte er. »Und Ihr hattet offenbar eine gute Ausbildung.«
   »Ich bin leider nicht imstande gewesen zu erreichen, was euer… « Wieder dieses leichte Zögern, diesmal von einem federleichten Kontakt des Laran begleitet. »Euer Bruder so gut kann.«
   Mhari hatte sie also durchschaut, versuchte jedoch nicht, sie zu entlarven. Sie hatte abgewartet und beobachtet, wie es weiterging.
   »Ihr habt meine junge Herrin geheilt oder werdet es zumindest bald tun«, fuhr sie fort. »Glaubt nicht, dass ich Euch beneide oder Euch deshalb Böses wünsche. Aber Ihr sollt wissen, dass es Personen gibt, die meine Freude über ihre Heilung nicht teilen. Personen, die Lady Romilla lieber in Finsternis versinken ließen, als einem anderen den Erfolg zu gönnen, der ihnen versagt war.« Sie zog die Brauen hoch. Versteht Ihr, was ich meine?
   »Eine Warnung?«, fragte er beinahe heiter. Der Arzt ist ein Hanswurst, und man kann ihn nicht ernst nehmen .
   Mharis Lächeln verschwand. »Ich hätte vielleicht das Gleiche für sie tun können, wenn man mir erlaubt hätte, ohne Einmischung zu arbeiten. Ich will nicht, dass dem guten Anfang, den Euer Freund genommen hat, das gleiche Schicksal widerfährt wie meinen eigenen Anstrengungen. Selbst ein Hanswurst ist fähig zu intrigieren.«
   Eduin verbeugte sich abermals, denn die kleine Prozession hatte sich jetzt formiert, und Romilla hatte sich von Saravio verabschiedet. Mhari folgte ihr auf dem ihr zustehenden Platz, ohne noch einmal zurückzuschauen.

Saravio und Eduin behandelten Romilla jeden Tag im Sonnenraum. Jedes Mal wuchs die Vitalität des Mädchens ein wenig. Sie lachte und spielte ihre Rryl mit erneuerter Begeisterung. Sie nahm ein wenig zu, und die dunklen Schatten unter ihren Augen verschwanden. Eduin wusste, ohne zu fragen, dass sie nun gut schlief und nur die normalen Träume einer jungen Frau hatte.
   Trotz der kürzer werdenden Tage und des grauen Herbsthimmels schien die gesamte Burg zu neuem Leben zu erwachen. In der Küche sprachen alle über Liebesgeschichten, und es roch nach Festessen. Diener sangen bei der Arbeit.
   Lord Brynon überschüttete Eduin und Saravio mit seiner Gunst. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher