Darkover 06 - Die Flamme von Hali
Fragen über Dinge zu stellen, die mich nichts angehen«, sagte er, »aber ich brauche Euren Rat. Ich weiß nichts über Lord Brynons Entschlüsse, und er hört auch nicht auf mich. Mein Bruder… « Er senkte den Blick und hielt einen Moment inne. »Er ist anders als andere Menschen.«
»Ja«, erwiderte sie mit einem großmütigen Nicken, das zu einem verträumten Lächeln verblasste. »Das ist mir aufgefallen.«
»Zusätzlich zu seinen anderen… Fähigkeiten hat er die Macht, in seinen Träumen die Zukunft zu sehen. Ich habe dies schon so viele Male erlebt. Tatsächlich war es ein solcher Traum, der uns hierher geführt hat, direkt in diesen Haushalt. Ich wusste, dass er der jungen Damisela helfen könnte, weil er im Traum schon gesehen hatte, wie er das tat. Aber vielleicht haltet Ihr mich für dumm, weil ich so etwas glaube.«
»Nein, nicht für dumm. Eduardo, oder wie Ihr sonst heißen mögt, Ihr könnt Euch vielleicht gegenüber jedem anderen als unbedeutender Gemeiner ausgeben, aber vor mir könnt Ihr Euer wahres Wesen nicht verbergen. Ich bin in einem Turm ausgebildet worden. Ich weiß, dass Ihr Laran habt. Warum Ihr versucht, das zu verbergen, geht mich vielleicht nichts an… oder vielleicht doch.« Sie presste die Lippen zusammen. »Falls Ihr vorhabt, jemandem unter diesem Dach etwas Böses anzutun.«
Eduin senkte seine Barrieren genug, um seine Worte durch eine geistige Berührung zu betonen. »Haben wir hier denn auch nur einer einzigen Person Schaden zugefügt? Haben wir denn nicht nur Gutes getan - dem Jungen und Eurer Herrin? Sogar Euch?«
Sie schloss die Lider mit den langen Wimpern halb. »Eure Ankunft hier war wie das Ende der Nacht, das kann ich nicht abstreiten. Behaltet Eure Geheimnisse für Euch, und ich werde das Gleiche tun, denn was immer Ihr in der Vergangenheit getan habt, Ihr habt Euch als ein wahrer Freund Kirellas erwiesen. Was nun die Träume Eures Freundes angeht, solche Dinge sind wenig zuverlässige Vorzeichen. An Eurer Stelle würde ich die Position, die Ihr habt, nicht für die sehr unsichere Möglichkeit größeren Einflusses aufgeben. Versucht nicht, Euch über Eure Fähigkeiten hinweg in den Vordergrund zu drängen. Seid zufrieden mit dem, was Ihr habt.«
Und unternehmt nichts, was meine Position an Lord Brynons Hof schwächen würde .
Es war genau, was Auster, Eduins erster Bewahrer in Arilinn, gesagt hätte. Sei zufrieden. Bleib auf deinem Platz. Versuche nicht aufzusteigen. Warte darauf dass ein anderer den Kurs deines Lebens bestimmt .
Es kam Eduin so vor, als wäre sein gesamtes Leben von anderen bestimmt worden - Auster in Arilinn, Loryn Ardais im Turm von Hestral, Lord Brynon und seine zahme Leronis… sein Vater.
Er wurde wütend, aber er verbarg es hinter einem Lächeln, das er im Lauf der Jahre perfektioniert hatte. Sein Vater, der ihn hätte anleiten, unterstützen und seine Begabung nähren sollen… sein Vater hatte seine Seele an seine eigene fanatische Gier nach Rache gebunden.
Ich werde eine Möglichkeit finden, das loszuwerden. Ich werde mein Leben nach meinen eigenen Bedingungen führen oder ihm ein Ende machen .
»Selbstverständlich«, sagte er zu Mhari und deutete eine Verbeugung an, »würde ich nie etwas tun, das Seine Lordschaft bedrückt. Ich möchte einfach nur dienen, und deshalb habe ich diese Dinge angesprochen. Nichts weiter.«
Mit einem herablassenden Nicken wandte Mhari sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten zu. Eduin blieb im Sonnenraum und zitterte vor unterdrückten Emotionen.
Ich werde mein Leben nach eigenen Bedingungen führen oder ihm ein Ende machen .
Er hatte hier in Kirella Zuflucht gefunden, aber keinen Frieden. Wohin er sich auch wandte, überall wartete neues Gift auf ihn - die untergeordnete Position, zu der er gezwungen war, die stets gegenwärtige Verführung von Saravios Gesang, die Intrigen der Höflinge, Mharis verschleierte Warnungen, und wie eine Kuppel, die sich über alles setzte und alles durchdrang, das Bild einer Frau in Schwarz, ihre Augen wie Gruben der Finsternis.
Naotalba .
Im Augenblick gab es keine andere Möglichkeit. Mhari hatte Recht. Er hatte es hier gut, und er war so sicher, wie es dieser Tage möglich war. Hier würden ihn keine Kopfgeldjäger finden. Er befand sich auf Aillard-Territorium, und nach Romillas erstaunlicher Genesung glaubte er nicht, dass Lord Brynon ihn ausliefern würde, nicht einmal Carolin Hastur
Weitere Kostenlose Bücher