Darkover 06 - Die Flamme von Hali
wie er heute ist, ehrenvoll dem Vertrag verpflichtet. Sie hat daran geglaubt. Sie… «
Er unterbrach sich und ballte die Hand um den Ring. Dyannis legte ihre Rechte um seine Faust, in der Absicht, seinen Knoten der Seelenpein zu lösen. Seine Hand öffnete sich unter ihrer, und sie strich über die glatte Facettenoberfläche des Kristalls. Zu ihrer Überraschung war sie warm, wärmer, als sie durch den bloßen Kontakt mit Varzils Haut hätte sein sollen. Und lebendig - ein süßer Duft wie die Sonne auf wild wachsenden Blumen…
Sie riss die Hand zurück. »Was - was ist das?«
»Felicia hat ihr Bewusstsein, ihre Persönlichkeit in diesen Stein gelegt. Wenigstens spüre ich dort hin und wieder ihre Gegenwart.«
»Wie kann das sein?«, wollte Dyannis wissen. »Ein Sternenstein fokussiert und verstärkt das Laran seines Trägers, besitzt aber selbst keine Macht.«
»Im Zeitalter des Chaos wurden Forschungen getrieben, wie man psychoaktive Kristalle einsetzen kann, um eine Persönlichkeit getrennt von ihrer leiblichen Hülle zu erhalten. Vielleicht ist dieser Stein ein Relikt dieser frühen Experimente und hat nur darauf gewartet, dass sich ihm ein sterbender Geist einträgt.«
Dyannis fröstelte. Bilder stiegen ungebeten vor ihrem inneren Auge auf, denn sie hatte schon die Verzweiflung von Menschen erlebt, die der Wahnsinn antrieb - Rakhal den Thronräuber und, vor ihrer Zeit, der gesetzlose Laranzu Rumail Deslucido. Was, wenn ein Bewahrer, wahnsinnig vor Angst wegen seines bevorstehenden Todes, eine Möglichkeit fand, seinen Geist - und seine psychische Macht - in einen Sternenstein zu transferieren? Was, wenn er eine Möglichkeit fand, andere zu beherrschen… einen Kreis zu führen… Menschen mit verwundbarem Bewusstsein in seine Gewalt zu bekommen…
Hab keine Angst . Varzil schickte eine Woge der Beruhigung. Von einem solchen Scheusal weiß ich nichts, und diese Zeiten liefen mittlerweile hinter uns . »Was Felicia betrifft«, fuhr er laut fort, »hätte sie lieber das Vergessen gewählt, als ihre Gabe einzusetzen, damit jemandem ein Leid geschieht. Der Ring tröstet mich und hält die Erinnerung wach.« Er zuckte mit den Achseln, straffte die Schultern und streifte den Ring wieder über.
»Du hast sie sehr geliebt«, sagte Dyannis.
»Ich hätte nie geglaubt, ein Menschenkind zu finden, das wie die andere Hälfte meiner Seele ist. Dyannis - ich habe es bisher für mich behalten, um deine… Gefühle nicht zu verletzen. Aber nun werde ich Cedestri verlassen und weiß nicht, wann wir uns wiedersehen werden. Ich möchte es nicht unausgesprochen lassen.«
»Wir sind Bruder und Schwester, beide Leronyn «, sagte sie mit einer Selbstsicherheit, die sie nicht empfand. Etwas kam auf sie zu, sie wusste nicht, was, und innerlich zitterte sie. »Wir sollten doch wirklich keine Geheimnisse voreinander haben.«
»Also gut. Felicias Tod war nicht das Ergebnis des Angriffs auf Hali. Sie war schon tödlich verwundet und wurde nur noch durch ein Laran -Stasisfeld am Leben erhalten. Ich fürchte - nein, ich hin mir sicher, dass Eduin MacEarn für diesen Angriff verantwortlich war.«
Dyannis zuckte zusammen. Nein, das konnte nicht sein, nicht ihr Eduin. Nicht der hinreißende Junge, der bei diesem Mittwinterfest, als sie gerade nach Hali gekommen war, ihr Herz erobert hatte. Irregeleitet, zurückgewiesen - sogar verbannt nach dem schändlichen Ungehorsam, den er während der Schlachten von Hestral seinem Bewahrer gegenüber gezeigt hatte…
Und doch - Jahre vor dem Untergang Hestrals hatte er für kurze Zeit den Hali-Turm aufgesucht, und da war er seltsam, unnahbar und geheimniskrämerisch gewesen. Verändert .
Vielleicht ein Verschwörer. Ein Außenseiter ganz sicher. Aber ein Mörder? Das konnte sie nicht glauben.
Varzil hob eine Hand, wie um ihren Einwänden zuvorzukommen. »Ich hätte das nie erwähnt, wenn er nicht an jenem Tag am See von Hali gewesen wäre.« Seine Gedanken berührten sie. Wie du nur zu gut weißt .
»Dyannis.« Er blickte sie gerade heraus an und nahm ihre Hände, eine Geste, die unter Telepathen praktisch einer Konfrontation gleichkam, schockierend in ihrer Direktheit. »Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Aufstand am See von Hali und Felicias Tod. Ich weiß noch nicht, worin er besteht, ich weiß nicht einmal, wie ich mehr darüber herausfinden soll. Ich weiß nur einfach, dass es ihn gibt.«
Dyannis fand ihre Stimme
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