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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Nacht noch dick und schwer auf den Steinmauern ruhte, warf sie sich einen Schal über die Arbeitskleidung und ging zur Relaiskammer.
   Dyannis setzte sich auf die Bank vor dem Schirm und wappnete sich. Sie hatte selbst zahlreiche Schäden an dem Matrix-Gerät repariert. Das Gitternetz der Sternensteine erstrahlte und summte in Resonanz. Sie schloss die Augen, und das vertraute Gefühl des Schwebens hüllte sie ein. Jeder talentierte Arbeiter empfand die Relais-Kommunikation anders; da sie einen Hang zu visuellen Wahrnehmungen hatte, sah sie das psychische Firmament als ausgedehnte, milchige Leere, ähnlich dem Himmel vor Tagesanbruch.
   Hali… , dachte sie und sah zu, wie das helle Licht waberte und zu einem kleinen Punkt schrumpfte.
   Hier spricht Hali - Dyannis, bist du das? Rories Stimme erklang stark und klar.
   Dyannis empfand eine jähe Woge der Freude.
   Rasch reagierte er darauf. Stimmt etwas nicht? Gibt es wieder Ärger in Cedestri? Bist du wohlauf?
   Ja, ich bin wohlauf , antwortete sie. Cedestris Wiederaufbau macht gute Fortschritte, und es gibt keinen Hinweis auf neuerliche Kämpfe. Hier läuft sogar alles so gut, dass ich befürchte, sie wollen mich nicht gehen lassen .
   Sie spürte sein Grinsen. Dann reißt du dich also immer noch am Riemen und benimmst dich?
   Was glaubst du denn? Im Ernst, Rorie, entweder schlage ich hier Wurzeln oder ich klaue mitten in der Nacht ein Pferd. Da ich versuche, ein Mindestmaß an Anstand zu bewahren - wärst du wohl so freundlich und würdest Raimon bitten, einen Geleitschutz für mich zu arrangieren?
   Mit Vergnügen. Das Leben hier ist ohne dich viel zu trist. Du bist gut beraten, nicht ohne bewaffneten Geleitschutz zu reiten.
   Wieso? Braut sich wieder etwas zusammen? , fragte Dyannis.
   Nicht in Thendara, aber in Asturias - schon gehört?
   Dyannis merkte, wie sie Herzflattern bekam. Das kleine Königreich Asturias hatte schon lange die Ländereien der Ridenows bedroht, und man hatte ihr schon von ihrem gnadenlosen neuen General, dem Kilghard-Wolf, erzählt.
   Carolin will den Feindseligkeiten ein Ende bereiten , sagte Rorie. Deshalb glaube ich nicht, dass er sich leichtfertig in die Kämpfe hineinziehen lässt .
   Sie sprachen noch eine Weile von anderen, weniger wichtigen Neuigkeiten wie dem Kommen und Gehen der Turmarbeiter. Ellimara Aillard war nach Neskaya gegangen, um dort als Unterbewahrerin ausgebildet zu werden.
   Ich wünsche ihr Freude , entgegnete Dyannis mit einem eigenartigen Schaudern. Sie wusste nicht, ob es von Bedauern oder Eifersucht oder der Erleichterung darüber herrührte, dass Varzil eine andere Frau gefunden hatte, die bereit war, die Verantwortung zu tragen. Ellimara war jünger, anpassungsfähiger. So war es besser.
   Einen Zehntag später traf von Hali die Nachricht ein, dass ein Geleitschutz unterwegs sei, und binnen eines Monats traf eine Kompanie Soldaten ein, in Hasturs Blau und Silber gekleidet, um Dyannis nach Hause zu holen. Wenn Francisco und der Isoldir-Lord sie ungern ziehen sahen, so ließen sie es sich nicht anmerken, überhäuften sie mit Dankbarkeitsbezeugungen und kleinen Geschenken. Die Kupfermünzen und den Schmuck gab sie mit den Worten zurück, dass sie als Leronis wenig Verwendung für Reichtümer haben würde. Aber eigentlich konnte sie erst wieder frei atmen, als das Isoldir-Vorgebirge hinter ihr am Horizont verschwunden war.

26
    Bei ihrer Rückkehr nach Hali kam Dyannis sich wie eine Fremde vor, obwohl sie den größten Teil ihres Erwachsenenlebens dort verbracht hatte. Mit vierzehn hatte sie den Turm erstmals besucht, noch kaum eine Frau. Damals hatte sie sich gerade von einem Anfall der Schwellenkrankheit erholt, die ihre beiden älteren Geschwister das Leben gekostet hatte. Sie hatte die Furcht in den Augen ihres Vaters gesehen, dass auch sie sterben könnte. Bis zum heutigen Tag wusste sie nicht, was geschehen wäre, wenn Varzil sich nicht Zutritt zum Arilinn-Turm verschafft und ihrem Vater die Augen für diese Möglichkeit geöffnet hätte. Sobald sie sicher hatte reisen können, war sie fortgezogen.
   Der Hali-Turm war eine Welt wie keine andere gewesen. Die Leronyn hatten sie wegen ihrer Gabe - obwohl noch in den Anfängen - willkommen geheißen, aber wichtiger war noch gewesen, dass sie sie wie eine Erwachsene behandelt hatten, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und Verantwortung für sich tragen konnte. Wie stolz sie auf ihre psychische Stärke

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