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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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verwertbaren Splittern von Metall und Sternensteinen. Geduldig wartete sie und heuchelte Interesse. Im Gemeinwesen des Turms hatte es bereits die Runde gemacht, dass der Vertrag von Isoldir angenommen worden war, wahrscheinlich auch in der Stadt. Earnans Augen strahlten, und es hatte fast den Anschein, als wolle er Varzil die Füße küssen.
   »Einige der anderen werden noch misstrauisch sein, aber wir sind uns alle einig, dass wir nicht mehr so weitermachen können wie bisher. Ihr habt uns viel Gutes gebracht, Dom Varzil, und ich bin der festen Überzeugung, dass uns dieser Vertrag noch mehr Gutes bringen wird.«
   Varzil entschuldigte sich, so rasch es ihm möglich war, ohne unhöflich zu wirken. Er eilte zu der Straße Richtung Dorf, bevor jemand anderer das Thema aufbrachte. Dyannis spürte sein Unbehagen, sein Zögern, persönlichen Dank für etwas entgegenzunehmen, das so weit außerhalb der Reichweite jedes Menschen lag. Ihre Gräueltaten erschienen ihr im Vergleich damit unbedeutend und vergänglich.
   Aber zornig überlegte sie, dass sie in eine Rolle gedrängt worden war, die sie nicht verdiente. Sobald sie außer Hörweite des Turms waren, wandte sie sich an Varzil. »Wie kannst du es wagen! Wie kannst du mir so etwas antun!«
   »Und wie kannst du es wagen, dich wie ein verwöhntes Balg aufzuführen und deine Gabe zurückzuhalten, wenn sie so dringend benötigt wird?«, fauchte er zurück. »Du kannst schließlich nicht behaupten, unfähig oder das Vertrauen nicht wert zu sein, diesbezüglich hast du doch schon das Gegenteil bewiesen.«
   »Ohne mein Wissen!«
   »Jetzt weißt du es«, sagte er, ohne weiter auf ihre Einwände einzugehen.
   »Du hast mich reingelegt!«
   Varzil lächelte. »Ich habe in keiner Hinsicht gegen meinen Eid als Bewahrer verstoßen. Ich habe lediglich von dem Vorrecht eines Bewahrers Gebrauch gemacht, den Kreis so zu bilden, wie er es am besten findet. Wenn du dich der Wahrheit, die danach offenbart wurde, verschließt, solltest du einmal deine Motive durchleuchten lassen.«
   »Du hättest mich einer Ausbildung zur Bewahrerin unterzogen, ob ich will oder nicht - ob ich mich dafür eigne oder nicht!«
   »Im Gegenteil. Ich hätte dir die freie Wahl gelassen, mit einem vernünftigen Urteilsvermögen statt unangebrachter Schuldgefühle.«
   Dyannis verstummte, die nächste Entgegnung erstarb ihr auf den Lippen. Sie kam sich vor wie ein gereiztes Kind, das einen wütenden Vorwurf nach dem anderen machte. Seine Antworten waren gleichbleibend freundlich.
   Sie neigte den Kopf. »Vergib mir. Ich bin launisch und aufbrausend gewesen. Ich bitte dich, dränge mich nicht mehr, jedenfalls so lange nicht, bis ich selber ein Urteil gefällt habe. Verderben wir uns nicht all die gute Arbeit, die wir geleistet haben, durch dummes Gezänk.«
   Zu ihrem Erstaunen lächelte er. »Als wir nach Cedestri kamen, hättest du meinen Tadel nicht mit so viel Großmut aufgenommen. Durch deine Arbeit hier hast du sehr viel über Selbstbeherrschung gelernt.«
   »Mir blieb nicht viel anderes übrig«, gab sie zurück. Dann, als bräche auf einmal ein Damm in ihr, fuhr sie fort. »Ich habe noch nie im Leben so schwer arbeiten müssen, nicht mal als Novize in Hali. Alles fiel mir immer in den Schoß. Selbst wenn ich mich meinem verfluchten Temperament überließ, kam ich immer mit geringen Strafen davon, weil ich außerdem Geniales geleistet hatte.«
   Sie erinnerte sich daran, wie sie die Kraftquelle am Grund des Sees entdeckt hatte, und errötete bei dem Gedanken daran, wie rücksichtslos und undiszipliniert sie gewesen war. »Genialität hat ihre Grenzen«, fügte sie mit einem gequälten Ausdruck hinzu.
   »Ja, das glaube ich auch.« Er kicherte leise. »Andererseits hast du, als du gedrängt wurdest, die Folgen deines Tuns akzeptiert und deinem Bewahrer gegenüber Gehorsam gezeigt. Das hat zu einer größeren Reife deinerseits geführt.«
   »Verspotte mich nicht«, sagte sie. »Ich kenne mich.«
   »Wirklich?« Er starrte auf sie hinab. In einem freundlicheren, sogar noch durchdringenderen Tonfall wiederholte er: » Wirklich? «
   Im Nu begriff sie, welche Richtung seine Gedanken nahmen.
   Vielleicht warst du, als wir hier ankamen, zu impulsiv und unbesonnen, um für eine Ausbildung als Bewahrerin in Frage zu kommen. Die Menschen um dich herum haben dir deine aufrührerischen Attacken stets verziehen, und wie du schon sagst, hattest du immer

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