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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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viel zu mühelos Erfolg. Der Wiederaufbau Cedestris machte es nötig, dass du tiefer in dich hineinhorchtest, und du hast dich der Bescheidenheit wie der Initiative als fähig erwiesen .
   Sie senkte den Blick. Ich kenne meine Grenzen.
   Genau. Die Ausbildung als Bewahrerin bedarf ebendieser Art von Aufrichtigkeit. Du hast schon gewusst, wie du dich verhalten musst, wie du deine Ressourcen anzapfen kannst. Hier hast du darüber hinaus noch gelernt, wie du diese Impulse zu einem höheren Wohl kontrollieren kannst. Ich sage dir, es gibt keinen besseren Beweis dafür, dass du für das Amt der Bewahrerin geeignet bist. Willst du es dir nicht noch einmal überlegen?
   Für einen langen Augenblick starrte sie ihn an und ließ das ganze Ausmaß seiner Gedanken auf sich einwirken. Ihr Leben lang hatte ihr ein wichtiger Teil gefehlt, wie einem Eintopf das Salz. Ohne es zu begreifen, hatte sie sich kopfüber in jede neue Möglichkeit gestürzt, als suchte sie nach etwas. Immer war das Ergebnis unbefriedigend gewesen, ohne dass sie den Grund dafür hätte nennen können. Die einzig wahre Herausforderung hatte darin bestanden, den unvermeidlichen Folgen ihrer Rücksichtslosigkeit zu entgehen.
   Worin lag das Problem? Dass sie nie eine Aufgabe gefunden hatte, die zu schwierig, zu beängstigend gewesen war? War sie zur Bewahrerin bestimmt, mit aller Disziplin und allen Ansprüchen, die dieses Amt einem abverlangte?
   »Ich überlege es mir«, sagte sie und senkte den Kopf.

Der Abend von Varzils Abreise war ungewöhnlich klar, das letzte bisschen Rauch längst verweht. Eine kühle Nachtbö strich durch das reifende Korn, befrachtet mit ihrer schalen Süße. Dyannis erstieg die kleine Anhöhe hinter den Gerstenfeldern, auf der Suche nach Varzil.
   Sie traf ihn an, wie er im Schneidersitz auf einem gefalteten Mantel saß. Das Licht der drei Monde und der milchige Sternenschweif am Himmel tauchten seine Züge in Silberglanz. Seine Hände ruhten locker auf den Schenkeln, eine umschloss einen Ring. Der Stein schimmerte, als strahle er von innen heraus. Er erinnerte sie an einen Sternenstein, aber von ungewöhnlicher Größe und Form, dem die typische Blaufärbung fehlte. Er hielt den Ring, als wäre er ein Lebewesen, kostbar und etwas, was er nicht zu fest umklammern durfte, eine seltsame Art, einen Gegenstand aus Metall und Kristall zu behandeln.
   Er wandte leicht den Kopf, als sie sich neben ihn setzte, gleichermaßen ihr vertrauter älterer Bruder und ein Fremder. Seine Ruhe verriet ihr, dass er meditiert hatte.
   »Tut mir Leid, wenn ich störe. Dieser Tage finden wir alle zu wenig Frieden«, sagte sie.
   Er schwieg, bedeckte nur den Ring mit der anderen Hand. Sein Strahlenschein blieb wie ein Nachbild zurück. Sensibilisiert, wie sie durch die langen Stunden der Laran -Arbeit war, ging Dyannis mit ihm in Verbindung. Sie erkannte, dass er einsam war, dass er ihre Gesellschaft zu schätzen wusste, eine vertraute Gegenwart, die einen unausgesprochenen Herzschmerz linderte.
   Ein Schauder durchlief sie, eher geistig als körperlich.
   »Bist du jemals Felicia Leynier begegnet?«, fragte er sie, die Stimme schwer von verborgenen Gefühlen. »Sie hat für eine Weile in Arilinn gearbeitet, bevor sie zum Hestral-Turm ging.« Eine Pause folgte, wie die Stille zwischen zwei Herzschlägen. »Sie ließ sich dort zur Unterbewahrerin ausbilden.«
   Dyannis saß reglos da. Den Worten ihres Bruders lag mehr zugrunde als sein Plan, Frauen zu Bewahrern auszubilden. Als sie den Untertönen seiner Stimme lauschte, hörte sie Liebe - und Verlust.
   »Ich habe sie gekannt«, sagte sie sanft.
   »Sie war im Hestral-Turm, als Rakhal Hastur angriff. Als er Hali befahl, den Turm zu vernichten.«
   Und sie starb dort auch , dachte Dyannis, sorgfältig abgeschirmt. »Du konntest sie nicht retten, wie du Harald gerettet hast, als er vor so langer Zeit von Katzenwesen gefangen wurde, wie du so viele andere gerettet hast.« Sie legte die Fingerspitzen auf den Rücken des Handgelenks, wie bei Telepathen untereinander üblich.
   Bredu , dachte sie, ich habe an dieser Schlacht nicht teilgenommen, auch wenn ich damals in Hali war .
   »Ich hätte es dir nicht übel genommen«, sagte er laut. »Ich nehme es niemandem übel - weder Mann noch Frau -, wenn er den rechtmäßigen Anordnungen seines Königs gehorcht. Felicia selbst hätte das niemals gewollt. Sie - sie hätte sich gefreut, den Turm zu Hali so zu sehen,

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