Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
Vom Netzwerk:
Aufstand am Seeufer von einem Pfeil getroffen worden war. Wie leicht es doch fiel, Begebenheiten zu vergessen, wenn man nicht mit ihren Folgen leben musste.
   Als er sah, wie sie ihn anstarrte, streckte er die Hand aus und berührte sie leicht am Handrücken, zog eine Linie vom Handgelenk bis zu ihrer Fingerspitze. »Es ist schön, dass du wieder bei uns bist.«
   Da wusste sie, dass er von sich sprach und nicht etwa als Mitglied der Gemeinschaft.
   Gebenedeite Cassilda! Sie brach den Gedanken jäh ab und eilte so anmutig wie möglich zu den Unterkünften der Frauen. Erst als sie in ihrem alten Zimmer war, ließ sie zu, dass sie den Gedanken beendete. Er liebt mich. Wie habe ich das bisher übersehen können?
   Dyannis ließ sich auf die Kante ihres Bettes sinken. Vielleicht hatte Rorie es bisher selbst nicht gewusst. Wenn Menschen sich nach langer Abwesenheit wieder trafen, sahen sie einander manchmal in einem ganz neuen Licht.
   Wenn und wie waren fruchtlose Fragen, deren Beantwortung nichts änderte. Erheblich wichtiger war, was sie für ihn empfand! Ein Dutzend Bilder stieg in ihr auf… Rorie, wie er über einen Scherz lachte, sie verspottete, sie Nervensäge nannte, ihrem Treffen entgegeneilte… sein Verstand wie feinkörniger Stahl, stark und biegsam, der ihre mentale Berührung willkommen hieß…
   Überlappt wurden all diese Erinnerungen von einer Anzahl sehr viel beunruhigenderer Gedanken.
   Eduin, wie er von der Schriftrolle aufblickte, die er in den Archiven von Hali untersucht hatte…
   Sie hatte ihn schließlich aufgesucht, aber er war ihr ausgewichen. Er hatte auf den Haufen Schriftrollen gedeutet, von denen einige so brüchig waren, dass sie höchstens noch ein oder zwei weitere Winter überdauern würden. »Die Arbeit… «
   »Hat hier schon länger gelegen, als Durraman seinen alten Esel sein Eigen nennt, und wird nicht plötzlich Beine bekommen und davonlaufen«, hatte sie gesagt und hinzugefügt: »Es muss dir Spaß bereiten.« Als er sich abwenden wollte, zog sie einen Stuhl heran, sodass ihm, wenn er nicht unsagbar unhöflich sein wollte, keine andere Wahl blieb, als sich ebenfalls zu setzen. »Was hast du da ausgegraben?«
   »Genealogische Berichte.«
   Das war offensichtlich. »Wessen?«
   »Obskure Zweige der Hasturs«, hatte er geantwortet und dann hinzugefügt, dass er tödlichen, rezessiven Genmerkmalen aus dem Zeitalter des Chaos nachging.
   Dyannis schauderte, denn wie die meisten modernen jungen Leute fand sie die Vorstellung von Inzucht, um Laran -Merkmale zu manipulieren, abgrundtief abstoßend. »Ich glaube, wir leben in einer fortschrittlichen Zeit. Du solltest einmal meinen Bruder reden hören! Er ist voller neuer Ideen.«
   Es war schon eine Weile her, seit Varzil Hali zuletzt besucht hatte. Der Anlass war eine Beisetzung gewesen. Damals hatte Dyannis wenig Interesse daran gehabt, klein und privat, wie die Veranstaltung war. Es hatte sie betrübt, vom Tod der Königin Taniquel Hastur-Acosta zu hören, die in so vielen Balladen besungen wurde, aber sie hatte die legendäre Heldin nie persönlich kennen gelernt. Königin Taniquel hatte an der Seite ihres Onkels Rafael Hastur II. geherrscht, er, der den Thron von Thendara innegehabt hatte, bevor er an Carolins Onkel übergegangen war, und sogar der Macht des versammelten Comyn -Rates getrotzt hatte. Wenn auch nur die Hälfte der Geschichten wahr war, hatte Taniquel großen Anteil an Hasturs Sieg über den machtgierigen Tyrannen Damian Deslucido gehabt. Ohne ihre Entschlossenheit hätte die gegenwärtige Welt ein anderes Gepräge erhalten. Es gäbe keine Überlegenheit der Hasturs, keine blutigen Erbfolgekriege, keinen König Carolin, keinen Wiederaufbau der Türme von Neskaya und Tramontana… keinen Vertrag.
   Nach der Beisetzung hatte Dyannis sich gefreut, ihren Bruder wiederzusehen, und verblüfft von seiner unausgesprochenen, aber offensichtlichen Liebe für Felicia erfahren, der neuen Leronis von Arilinn, die kürzlich vom Nevarsin-Turm gekommen war.
   Wie jung sie damals alle gewesen waren, dachte Dyannis mit einem Anflug von Wehmut. Sie hatte begierig Varzils nicht abgeschirmte Gefühle aufgefangen und sich daraus eine Liebesgeschichte zusammengereimt. Er hatte natürlich nicht indiskret sein wollen, aber ihre durch Blut und Sympathie bedingte Nähe machte sie ungewöhnlich empfänglich für seine Gedanken. Als sie erkannte, dass es sich bei der Frau, in die er verliebt

Weitere Kostenlose Bücher