Darkover 06 - Die Flamme von Hali
Gleiche erwartete. Sie ließ die Äpfel liegen, verstrich den Käse auf dem Brot und begab sich hinaus auf den Hof.
Die Ställe waren bis auf eine apathische weiße Stute leer, wahrscheinlich Rohannes Pferd. Im Pferch bedachten einige grob gewachsene Tiere, Arbeitspferde, Dyannis mit neugierigen Blicken. Sie dachte daran, einen Falken aus dem Käfig zu holen, aber weiteres Fleisch war nicht nötig, und wie alle empathischen Ridenows tötete sie nicht gern ohne guten Grund.
Da sie mit ihrer Zeit sonst nichts anzufangen wusste, machte Dyannis sich auf die Suche nach ihrer Nichte und den Neffen. Die beiden Kleineren beschäftigten sich im Spielzimmer, aber den älteren Jungen, Lerrys, traf sie an einem ihrer eigenen Lieblingsplätze als Kind, dem Speicher über dem Lager für das Pferdezubehör. Der vertraute Geruch nach geöltem Leder, Heu und Pferden brachte ein Lächeln auf ihre Lippen.
»Darf ich mich zu dir gesellen?«, rief sie, einen Fuß auf der Leiter.
»Du willst hier heraufkommen?« Es war deutlich zu hören, dass er im Stimmbruch war.
Dyannis lachte und stieg hinauf. Bis auf den provisorischen Tisch sah alles noch genauso aus wie vor so vielen Jahren, als sie sich hier oben immer versteckt hatte. Sie hob ein Holzpferd auf und betrachtete den Bauch. Die Farbe war abgeblättert, sodass das hellgelbe Holz durchschimmerte, aber ihre Initialen waren noch dort, wo sie sie mit einem aus der Küche gestohlenen Messer eingeritzt hatte.
»Welchen Namen hast du ihm gegeben?«, fragte sie und stellte das Pferd wieder neben die anderen Holztiere, einige Rehe und Chervines , zwei weitere Pferde, die neu bemalt worden waren, und ein Oudrakhi der Trockenstädte mit nur drei Beinen.
»Läufer.«
»Ach?« Dyannis setzte sich auf eines der verstreut umherliegenden Kissen und zupfte das Kleid unter sich zurecht. Das war der Name, den Varzil dem Spielzeug gegeben hatte, als es für ihn angefertigt worden war. Sie hätten sich fast geprügelt, als sie es in »Sonnenschein« umtaufen wollte. Sie fragte sich, ob der Junge vielleicht einen Rest der psychischen Prägung des Pferds aufgefangen hatte. Varzil hatte schon als Kind mächtiges Laran besessen, genug, um eine Spur zu hinterlassen, die jeder, der einigermaßen sensitiv war, gut wahrnehmen konnte.
Lerrys wandte errötend den Blick ab.
»Der Name tut nichts zur Sache«, meinte sie beiläufig. »Komm, erzähl mir, was die anderen machen. Du hast sie auf so interessante Weise angeordnet. Es sieht aus, als sprächen sie miteinander.«
Zur Antwort stopfte er die Spielzeugtiere in einen Leinensack. Das letzte, den Oudrakhi , hielt er einen Moment lang, als wöge er ihn. Sein Blick huschte zu ihr, dann steckte er ihn zu den anderen.
Wie Varzil hat er gelernt, seine Gefühle zu verbergen, besonders die, die sein Vater nicht versteht .
»Als kleines Mädchen habe ich mit ebendiesen Tieren gespielt, wusstest du das?« Sie unterstrich ihre Worte durch einen sanften psychischen Schubs.
Er zuckte mit den Achseln. »Ich dachte mir schon, dass sie jemandem gehörten, meinem Vater oder Onkel Varzil.«
»O ja, Varzil hatte sie vor mir, aber alles, was er hatte, wollte ich auch haben, verstehst du? Also schlich ich mich hier hoch und spielte damit, schon bevor er nach Arilinn aufbrach.«
»Meine Schwester ist genauso«, sagte Lerrys und strahlte. »Sie wäre jetzt hier oben, aber Mutter will, dass sie sich wie eine kleine Dame benimmt.«
Dyannis verzog das Gesicht. »Die Ärmste, meinst du, sie muss auch Sticken üben? Ich habe Näharbeiten immer gehasst. Kleine spitze Dinge irgendwohin stecken, wo sie nicht hingehören, bäh! Ich war lieber hier oben oder bin geritten. Gehst du auch manchmal zu diesen Höhlen hinter den Schafweiden?«
»Wo Onkel Varzil Vater gerettet hat?« Die Augen des Jungen wurden groß. »Vater würde mich umbringen , wenn ich da hinginge!«
»Glaub mir, mein Vater war darüber auch nicht sehr glücklich.« Aber ich bin trotzdem hingeritten .
»Das hast du getan ?«
Sie nickte und unterdrückte eine Woge der Aufregung. Er hatte ihren unausgesprochenen Gedanken gehört und in einem achtlosen Augenblick darauf geantwortet. »Lerrys, darf ich dich berühren?«
Er blickte verdutzt drein, hielt ihr aber seine schmuddelige Hand hin. Sie nahm sie zwischen ihre Hände, ein perfekter Kontakt, und schickte ihr Laran aus…
Als Dyannis die Augen schloss, erstrahlte das
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