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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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und Ruhm, nach der Anerkennung durch seinen Vater, nach Ehre - tobten in seiner Brust.
   »Es ist nicht leicht, stimmt's?«, sagte sie mit leiser Stimme.
   Er schüttelte den Kopf. »Was soll ich machen? Ich kann doch nicht einfach nachgeben.«
   Sie berührte seinen Handrücken, schweifte mit ihrem Laran durch seine Gedanken. »Geh einfach den von dir gewählten Weg. Ich bezweifle, dass Harald etwas sagen wird. Deine Mutter wird Zeter und Mordio schreien, aber das würde sie ohnehin, egal, wie du dich entscheidest.«
   Er grinste, und da wusste sie, dass er sie wahrhaft verstanden hatte. Zwei Tage später brachen die Männer auf, um sich Dom Eirics Angriff auf Asturias anzuschließen.

30
    Einen Zehntag später, als sie am frühen Morgen von ihrem Ausritt zurückkehrte und die letzte Anhöhe vor Sweetwater umrundet hatte, begriff Dyannis, dass etwas nicht stimmte. Harald hatte noch immer Probleme damit, dass sie auf eigene Faust umherstreifte, aber solange sie gegen Mittag zurück war, behielt er seine Vorbehalte für sich. Es war eine der vielen Übereinkünfte, die sie stillschweigend getroffen hatten, kein Wort darüber zu verlieren.
   Wie üblich ritt sie den Rotschimmel. Sie hielt die Zügel locker, sodass er in schnellem Tempo dem vertrauten Pferch und seinem Frühstück entgegeneilte. Alles schien bestens zu sein, doch noch ehe das Haus und die Ställe in Sicht kamen, fuhr etwas wie ein Flammenstoß ihre Nervenbahnen entlang. Sie nahm ein optisches Farbenmeer wahr, verschmiert wie das Gemälde eines Kindes, überlagert vom heißen silbrigen Schauder des Entsetzens.
   Lerrys!
   Sie trieb dem Pferd ihre Fersen in die Flanken. Das Tier schnaubte erstaunt auf, dann ging es in einen lang gestreckten Galopp. Sie rasten den steilsten Abschnitt des Wegs hinunter. Das Pferd verlor auf einem Flecken losen Gerölls den Halt, und die Vorderläufe gerieten ins Schlittern. Im nächsten Moment stellte es sich quer und wölbte den Rücken, verlagerte sein Gewicht auf die Hinterläufe. Schnaubend und prustend kam der Wallach zum Stehen. Dyannis drängte ihn, weiter hangabwärts zu gehen, aber er legte die Ohren an und buckelte bedrohlich.
   Ohne Vorwarnung kehrte der Eindruck von Dringlichkeit zurück. Farbiges Licht wand sich und verschmolz miteinander hinter ihren Augen. Ihr Magen rebellierte; Galle stieg in ihre Kehle hoch. Sie übergab sich und schwankte im Sattel. Ringsum verwandelte sich der Horizont in ein Übelkeit erregendes Durcheinander von Erde und Himmel. Sie hielt sich an den Zügeln fest, grub die Knie in die Flanken des Pferds und riss seinen Schädel herum, damit es hügelabwärts blickte. Das Pferd machte einen Schritt und dann noch einen, suchte sich seinen Weg. Sein Schweif peitschte protestierend.
   Ohne nachzudenken schickte sie mit aller Kraft ihres geschulten Laran und ihrer besonderen Ridenow-Gabe einen psychischen Befehl aus: LOS!
   Das Pferd sprang die letzte Schräge hinab. Dyannis klammerte sich an seinen Nacken, setzte alles ein, was ihr zu Gebote stand, um nicht herunterzufallen. Der Rotschimmel stürmte in den Hof, und sie sprang ab, noch ehe er zum Stehen gekommen war. Einer der Stallburschen kam auf sie zugelaufen, die Hände erhoben, um die baumelnden Zügel zu ergreifen. Das Tier scheute, und der Bursche setzte ihm nach.
   »Lerrys! Wo steckt er?«, keuchte sie.
   Der Stallbursche war zu sehr damit beschäftigt, auf Idioten zu schimpfen, die ein Pferd dermaßen hetzten und es dann freigaben, ohne es zu beruhigen…
   »WO STECKT ER?« Der Befehlston röhrte aus ihrer Kehle und hallte über den Hof. Alle Tiere wandten sich ihr zu, Augen und Ohren einzig auf sie gerichtet.
   Der Stallbursche schnellte herum, und sein Unterkiefer klappte herunter. »Im… im Haus, Damisela… «
   Dyannis sprintete über den Hof. Ihr Atem brannte wie Feuer in den Lungen. Ihre Füße hämmerten die Holztreppe hinauf. Sie stieß die große schwere Tür auf, als bestünde sie aus Papier.
   Lerrys! Ein lautloses Heulen antwortete ihr.
   Sobald sie im Schatten des Eingangs stand, wusste sie, wo er sich befand. Sie platzte in die Haupthalle, das Reitkleid schlug ihr um die Beine. Die Bediensteten in der Halle sprangen zur Seite, bis auf eine Magd, die einen Krug auf einem Tablett trug. Dyannis wich aus, aber nicht schnell genug. Sie rammte das Mädchen an der Schulter. Tablett und Kanne krachten zu Boden, verspritzten dampfenden Jaco in alle Richtungen. Rohanne,

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