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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Handfläche. Sie spürte, wie ihr eigener Stein als Antwort eine Energiewoge ausschickte. Als sie die Augen schloss, glaubte sie, in ein funkelndes Meer einzutauchen. Wie Zwillingssonnen standen die beiden Sternensteine am psychischen Firmament. Blauweiße Strahlen prallten aufeinander und zersplitterten. Sie kämpften gegeneinander in sich überlappenden Mustern. Sie wurde zu einem Stäubchen in einem Sturm, von unsichtbaren Strahlenstürmen gebeutelt, jederzeit kurz davor, davongeweht zu werden. Gab sie nach, hielt sie nicht weiter fest, wäre das Lerrys' Ende, und ihres gleich mit.
   In einer jähen Erkenntnis sah sie das Licht nicht als zwei getrennte Quellen, sondern als Einheit, die aus dem Lot geraten war. Mit der Macht ihres Geistes, verstärkt durch beide Sternensteine, begann sie, das Licht darin zu verlagern, umzuleiten und neu zu formen. Langsam kehrte wieder Ordnung ein. Die Farben harmonisierten sich. Überlappende Bilder fanden eine gemeinsame Mitte.
   Vorsichtig ließ Dyannis zu, dass die beiden Muster sich voneinander trennten. Eines blieb so, wie es immer gewesen war, ein facettiertes Stahlen, ihr eigener Sternenstein. Das zweite stammte von Lerrys und begann sich sofort zu verlagern, wurde dunkler und nahm eine tiefere Blautönung an. Die Anordnung glich eher einem Geflecht gedämpfter Farben als dem sternenförmigen Energiemuster ihrer Matrix. Dies war ein wichtiger Augenblick, wusste sie, denn von der Ordnung befreit, den ihr Stein seinem auferlegte, konnte der seine wieder ins Chaos abkippen. Aber das geschah nicht. Jedenfalls noch nicht.
   Dyannis verlagerte ihre Aufmerksamkeit jetzt auf den Körper des Jungen. Er atmete langsam, aber stetig. Sein Herzschlag beruhigte sich, das Blut zirkulierte, und die Organe funktionierten normal. Das Dunkelrot der verstopften Laran -Knoten hatte sich aufgehellt. In seinen Kanälen war der Fluss wiederhergestellt.
   Sein Geist jedoch… Wie war es ihm ergangen?
   Lerrys…
   Die Antwort kam wie das Geläut einer fernen Glocke, das rasch verklang. Diesmal schwang in der Stille keine tödliche Leere mit. Stattdessen spürte Dyannis, dass der Junge sie nicht mehr hörte. Mit jedem weiteren Augenblick, der verstrich, wurde der Sternenstein dunkler und matter. In mancher Hinsicht ähnelte er einem unerschlossenen Stein, einem, der noch nie mit einem talentierten Geist in Resonanz gestanden hatte.
   Wie war das möglich? Lerrys hatte seinen Sternenstein so stark erschlossen, dass die gleichen Licht- und Energiestürme durch seine Kristallstruktur und das Gewebe seines Verstandes gefegt waren. Dyannis hatte in solchen Dingen wenig Erfahrung, aber sie fragte sich, ob die Krämpfe wohl die Laran -Zentren seines Gehirns beschädigt hatten. Raimon würde es ihm in Hali sagen können.
   Sie schlug die Augen auf und betrachtete den Stein in ihrer Hand. Er machte einen ausgelaugten, fast erloschenen Eindruck, nur ein blaues Glimmen leuchtete noch in seinem Innern. Sie traute dieser Ruhe nicht, bis sie bestätigt gefunden hatte, dass kein unsichtbarer Sturm hinter seinen Facetten lauerte und er ein Spiegelbild des Knabengeistes war.
   Ein Beben durchlief sie, ausgelöst von Müdigkeit und Hunger. Sie hatte sich nicht mehr so ausgelaugt gefühlt, seit sie die Steine angehoben hatte, um den Cedestri-Turm neu zu erbauen.
   Jemand schrie: »Er ist wach! Er lebt noch!«
   »Oh, mein Baby!«, schluchzte Rohanne.
   »Nein, Mylady, lasst sie in Ruhe. Seht, er bewegt sich.«
   Lerrys stöhnte und öffnete die Augen. Dyannis fasste sich so weit, dass sie seinen Kopf anheben konnte.
   Jemand, dieselbe Bedienstete, die Rohanne zurückgehalten hatte, drückte ihr das Glasfläschchen mit Kirian in die Hand. Dyannis riss den Stöpsel heraus und hielt dem Jungen das Fläschchen an die Lippen. Der schwache Limonenduft des psychoaktiven Destillats erfüllte sie. Auch ihr Körper wurde wiederbelebt und labte sich an dem Aroma.
   Lerrys schluckte die zwei Münder voll hinunter, die sie ihm anbot. Er seufzte, murmelte etwas und versank in einen tiefen, natürlichen Schlaf. Dyannis empfing ein Bild aus seinen Gedanken, wie er sich als junger Mann sah und mit vor Aufregung gerötetem Gesicht auf einem Braunen mit drei weißen Fesseln davongaloppierte.
   »Nehmt ihn«, sagte Dyannis und blickte zu dem Kreis aus besorgten Mienen auf. Hände griffen nach unten, um ihn hochzuheben. »Bringt ihn ins Bett. Am meisten braucht er jetzt Ruhe. Ich werde in

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