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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Wort empfangen«, wiederholte Saravio. »Ruhen.«
   Eduin drückte ihn sanft in die Kissen zurück und half ihm, es sich bequem zu machen. Er fuhr mit den Fingern über die Lider seines Freundes und schloss sie. Das kurze Aufzucken von Saravios Energie war vergangen, und seine Mattigkeit wurde noch größer.
   »Schlafe«, flüsterte Eduin und verstärkte den Befehl mit dem Geist. »Schlafe.«
   Schon bald war Saravio tief eingeschlafen. Eduin spürte die Veränderung, als sein Atem tiefer und gleichmäßiger wurde. Saravios Geist war offen und verwundbar. Er würde sich nicht widersetzen. Er würde sich willig ausliefern.
   Eduin stand auf und begann, auf und ab zu gehen, nutzte die Bewegung, um seine Entschlossenheit zu erhöhen. Galle brannte in seiner Kehle bei dem Gedanken daran, was er tun musste. Verzweifelt fragte er sich, ob es keine andere Möglichkeit gab, ob er die Ereignisse nicht einfach ihren natürlichen Lauf nehmen lassen konnte. Früher oder später würde Königin Julianna oder ein anderer mächtiger Herrscher von Varzils Einmischung genug haben, oder vielleicht würde ein Bandit oder Gesetzloser ihn als leichte Beute erkennen.
   Warum sich der Gefahr aussetzen, warum sich die Mühe machen, eine Krise zu erzwingen? Er konnte nach Kirella zurückkehren und bequem dort leben, wenn man von dem Flüstern in seinem Hinterkopf einmal absah.
   Warum nicht gleich in die Flasche zurückkriechen? Oder als Sklave von Saravios Gesang weiterleben? Entweder das - oder er musste den Befehl seines Vaters erfüllen.
   Eduin hatte das Ende des Zimmers erreicht und blieb mit dem Rücken zu Saravio stehen. Er ballte die Fäuste so fest, dass die Muskeln in seinen Unterarmen sich beinahe verkrampften. Er zitterte am ganzen Körper.
   Worte kamen ihm in den Kopf, Gedanken von einem anderen verzweifelten Augenblick, die ihm nun wie ein Prüfstein seiner Existenz vorkamen. Ihm war nicht klar gewesen, wie wahr sie waren.
   Ich werde mein Leben meinen eigenen Bedingungen entsprechend führen oder ihm ein Ende machen .
   Das Zittern hörte auf, wich der Entschlossenheit. Er biss die Zähne zusammen und drehte sich um.
   Saravio lag auf dem Bett wie auf einer Totenbahre, die Beine ausgestreckt und die Hände auf der Brust gefaltet. Sein Kopf war zur Seite gedreht, was seine Kehle entblößte.
   Mit wenigen langen Schritten ging Eduin zu dem Bett. Ohne innezuhalten ließ er sich auf der Bettkante nieder und setzte sich so zurecht, wie er es in Arilinn gelernt hatte. Er holte tief Luft und fand eine Position, die er längere Zeit beibehalten konnte, während er seinen Geist schweifen ließ. Er schloss die Augen, und alles Bewusstsein seines physischen Körpers schwand. Wie aus der Ferne spürte er die Energiefelder, die von Saravios Energonkanälen aufstiegen.
   Als Erstes überprüfte Eduin seine Umgebung. Callina oder einer der Laranzu'in , die sich um die Luftwagen kümmerten, wäre vielleicht imstande zu spüren, was er tat. Aber es gab keine Spur eines ausgebildeten Geistes, nicht einmal der Bewahrer des Turms war wahrzunehmen.
   Eduin spürte nur das Geplapper gewöhnlicher Geister. Sie streiften seine Gedanken wie das leise Rauschen eines Bachs über Steine, und er konnte sie rasch aus seinem Bewusstsein ausschließen.
   Eduin sammelte sich und formte seine Gedanken zu einer Speerspitze. Das war sein Lieblingsbild, die Spitze, die in den Kern des Problems eindrang und nur ein einziges Ziel hatte, ohne zu zögern oder abzuweichen. Dann warf er sich in das Durcheinander von Saravios schlafendem Geist.
   Als Eduin das letzte Mal eine solche Verbindung mit seinem Freund erzwungen hatte, hatte er einen Ort gefunden, der gleichzeitig finster, bizarr und vertraut gewesen war, nur Felsen und sturmgebeutelter Himmel. Nun sah er eine Trümmerlandschaft, teils Überwelt, teils bleiches Chaos, eine Verzerrung von Licht und Form. Saravios Geist hatte sich bereits bis zur Unkenntlichkeit aufgelöst. Kein Wunder, dass er so viel Zeit in einem tranceähnlichen Zustand verbrachte und sich seiner Umgebung kaum bewusst war.
   Naotalba! , rief Eduin leise. Er benutzte den Namen als Konzentrationspunkt. Wenn überhaupt etwas Ordnung in dieses verzerrte Durcheinander bringen konnte, war es diese Gestalt, der Mittelpunkt von Saravios wahnhafter Leidenschaft.
   NA-O-TAL-BA… Unsichtbarer Wind verzerrte das Wort zu Silben und ließ sie umherwirbeln, verstreute sie in den sich immer wieder

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