Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
Vom Netzwerk:
verändernden Lichtströmen.
   Eduin spürte ein entferntes Sich-Regen von Erkennen. Es musste irgendwo einen Abdruck von Naotalbas Bild geben, den er benutzen konnte.
   Als er sich umsah, war er verblüfft über die Ähnlichkeit dieses geistigen Orts mit der Überwelt. Es war, als hätte Saravio etwas von dieser seltsamen Dimension in sich aufgenommen, oder vielleicht war es auch ein Zeichen seines Wahnsinns.
   In seinen Jahren der Turmausbildung hatte Eduin gelernt, den urtümlichen Gedankenstoff zu benutzen, aus dem die Überwelt bestand. Ein Mensch, der über Laran verfügte und es diszipliniert anwandte, so wie er, konnte in der Überwelt eine Imitation körperlicher Wirklichkeit schaffen.
   Eduin hatte schon gesehen, wie in der Überwelt Türme errichtet wurden, Abbilder ihrer wirklichen Form; er hatte dort andere Leronyn getroffen, die so fest und lebendig wirkten wie in der physischen Welt. Er schauderte innerlich, als er sich an Situationen erinnerte, in denen er Menschen begegnet war, die nur auf dieser unirdischen Ebene existierten. Einen Übelkeit erregenden Augenblick glaubte er, flüchtig die Gestalt seines Vaters vor sich zu haben, wie er ihn schon in der Überwelt gesehen hatte, ein geisterhafter Spiegel seiner lebendigen Gestalt.
   Der nebelhafte Mund öffnete sich abermals und stieß Atem aus, der kein Leben spendete, sondern Eduin das Blut in den Adern gefrieren ließ. Lippen bogen sich, formten Wörter.
   » Du hast geschworen… Du hast geschworen… «'
   Einen Herzschlag lang erstarrte Eduin. Die eisigen Ranken des Befehls, den sein Vater ihm eingepflanzt hatte, schlangen sich um sein Herz. Der Zwang pulsierte in seinen Schläfen. Er wusste, was man ihm angetan hatte - und warum. Er hatte nie ein eigenes Leben gehabt, war niemals mehr gewesen als ein Werkzeug der Besessenheit seines Vaters, sich an den Hasturs zu rächen. Als er versuchte, sich zu widersetzen, aus Liebe zu Carolin, aus Mitgefühl, aus Anstand, hatte man ihm seinen eigenen Willen genommen.
   Und genau das wollte er nun diesem hilflosen Mann vor sich antun.
   Aber was blieb ihm übrig? Er konnte nicht einmal im Tod Vergessen suchen. Wenn er es versuchte, würde der Schatten seines Vaters ihn in alle Ewigkeit heimsuchen.
   Vergib mir , flüsterte er tief in seinen innersten Gedanken, aber er wusste, er konnte keine Gnade für das erwarten, was er vorhatte zu tun.
   Eduin machte sich an die Arbeit. Er beugte sich vor und schöpfte den Gedankenstoff, formte ihn wie weichen Ton. Er war alles andere als ein Künstler, aber er brauchte auch keiner zu sein. Sobald die grundlegende Form hergestellt war, brauchte er sich die Einzelheiten nur vorzustellen.
   Er war ohnehin zum Untergang verurteilt, zu Folter und Verzweiflung, wenn er seinen Schwur nicht hielt, und zu schwerwiegenden Konsequenzen, wenn er es tat, wenn er gegen die grundlegendsten Prinzipien der Laran-Arbeit verstieß. Er hatte geschworen, niemals ungebeten in den Geist eines anderen Menschen einzudringen, und dieses Versprechen hatte er als Erwachsener gegeben, bewusst und freiwillig, nicht als gehorsames Kind. Wie oft hatte er es schon gebrochen?
   Ich möchte lieber für das verdammt werden, was ich tue, als für das, was ich versäumt habe zu tun .
   Ganz gleich, er würde unrettbar verloren sein.
   Während Eduin arbeitete, dachte er nicht daran, wer Naotalba vielleicht gewesen war - eine lebendige Frau, gefangen im Stoff der Legende, oder eine Gestalt, die eine tiefe urtümliche Emotion verkörperte -, sondern nur daran, was sie für ihn darstellte.
   In ihre sich langsam herausbildende Gestalt goss er all seine eigene verzweifelte Bosheit, die Jahre der Ablehnung Varzils und jener, die zu ihm standen. Von den ersten Bewahrern in Arilinn angefangen, die sich geweigert hatten, ihn zum Bewahrer auszubilden, über Carolin Hastur mit seinen Träumen von Bruderschaft und Frieden und die immer noch offene Wunde seiner Trennung von Dyannis bis zu den Jahren seiner elenden Trunkenheit, nahm er jeden Augenblick des Schmerzes, des Hasses, der Rachsucht, und formte damit Naotalbas Charakterzüge.
   Während er das tat, wurde er sich einer noch dunkleren Macht bewusst, die ihn durchdrang, einer Bitterkeit, die durch seine Gebeine schauderte, so kalt, dass sie verbrannte, was immer sie berührte. Es war nicht nur sein eigener persönlicher Hass auf Varzil, seine Entschlossenheit, sich durch die Zerstörung des Mannes zu befreien,

Weitere Kostenlose Bücher