Darkover 06 - Die Flamme von Hali
recht nützlich, wenn es darum geht, mit den Hirngespinsten junger Mädchen fertig zu werden, aber kein wirklich starker Charakter würde sie jemals ernst nehmen. Achtet darauf, dass sich sein Einfluss nicht über die Frauengemächer hinweg ausbreitet, oder das Ergebnis wird Euch und nicht ihm zur Schande gereichen.«
Lord Brynon lief rot an. Zorn schimmerte wie eine Aura um ihn herum. Wäre Julianna ein Mann gewesen, hätte Aillard wohl trotz seiner untergeordneten Stellung zugeschlagen.
Die Königin fuhr ungerührt fort: »Ich halte es für das Beste, dass weder er noch sein Begleiter zu weiteren Beratungen zugelassen werden, damit sie das, was sie dort belauschen, nicht zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen können. Sie sind Dienstboten; sollen sie unter ihresgleichen bleiben, solange sie sich in Valeron befinden. Und was Eure Bezichtigungen angeht, so könnt Ihr wirklich nicht erwarten, dass ich solche Dinge ernst nehme. Nichts ist jämmerlicher als ein Adliger, der nicht dafür sorgen kann, dass seine Diener wissen, wo ihr Platz ist, und anderen die Schuld dafür geben will.«
Mit sichtlicher Anstrengung riss Aillard sich zusammen, verbeugte sich und versuchte es noch einmal.
»Euer Einwand ist durchaus zutreffend, und ich würde mich tatsächlich der Schande aussetzen, hätte der Mann nicht unter Eid ausgesagt - unter einem Wahrheitsbann. Der Verräter hat seine Verehrung für Varzil den Guten zugegeben! Das kann man doch nicht mit bloßer Eifersucht erklären.«
Einen Moment lang schaute Julianna nachdenklich drein. »Der Bewahrer des Turms von Neskaya mag mancherlei sein, aber ganz bestimmt kein Dummkopf, und nur ein sehr dummer Mensch würde sich eines so schwachen Werkzeugs bedienen, wie Euer Arzt es offenbar ist. Nein, ich denke, Ihr solltet lieber nach banaleren Gründen für die Unruhe in Eurem Haushalt suchen.«
Als es dann aussah, als wollte Aillard einen weiteren Versuch unternehmen, sagte sie: »Wir wollen nichts mehr davon hören, Verwandter .«
Während Aillard Entschuldigungen murmelte, zog Eduin Saravio wieder zu ihrem Platz an dem unteren Tisch. Julianna zu beeinflussen würde sogar noch schwieriger sein, als er befürchtet hatte.
Das Mittsommerfest ging an diesem Abend noch lange weiter. Die Fenster des großen Saals standen offen, und das vielfarbige Pastelllicht von dreien der vier Monde von Darkover fiel herein und mischte sich mit dem Leuchten der Fackeln und dem kalten blauen Licht der wenigen teuren Laran -betriebenen Lampen. Professionelle Tänzer, Sänger und Gaukler führten ihre Künste vor, die meisten mit mehr Eifer als Talent. Jede anwesende Frau erhielt den traditionellen Korb mit Obst und Blüten zur Erinnerung an die Geschenke, die Hastur, Sohn von Aldones, Herr des Lichts, seiner geliebten Cassilda überreicht hatte. Ein ganzer Berg von Körben, viele von ihnen kunstvoll vergoldet und mit Bändern geschmückt, häufte sich zu Füßen von Juliannas Thron auf. Romilla erhielt Körbe von ihrem Vater, von General Marzans Sohn und mehreren anderen Bewunderern.
Es war lange her, seit Eduin einer Frau ein Mittsommergeschenk gemacht hatte. Er hatte keine Schwestern, und seine Mutter hatte er nie gekannt. Der einzige Korb, den er mit Freude vorbereitet hatte, war für Dyannis gewesen, und sie sollte er lieber vergessen. Er hätte dem älteren Brauch folgen und ein kleines Geschenk für Romilla oder Callina vor ihren Türen hinterlassen können, aber er hatte sich abgewöhnt, an derartige Dinge zu denken. Es war zu lange her, seit er solche Empfindungen gehabt hatte.
Eduin und Saravio schlichen sich davon, während die Feiernden tanzten, was ordentlich und gesetzt mit älteren Paaren begann, die die Promenas anführten, und dann wilder und ausschweifender wurde. Lord Brynon hatte sich, nachdem er die obligatorischen Tänze mit Königin Julianna und seiner Tochter absolviert hatte, in eine Ecke zurückgezogen, wo er damit fortfuhr, sich zu betrinken. Der Geruch nach Wein, verbunden mit dem schweren Blütenduft und dem Mondlicht, kam Eduin gleichzeitig berauschend und Übelkeit erregend vor. Es gab zu viel Versuchung, zu viele Gefahren in diesen Wirbeln von Tartan und Seide, den rosigen Wangen der Damen, dem Lärm von klirrenden Kelchen und Stimmen, die bald raue Lieder anstimmten.
Wie lautete das alte Sprichwort noch - was immer unter den vier Monden geschah, brauchte man nicht zu bereuen? Oder war es das Gegenteil, dass vieles von dem, was
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