Darkover 06 - Die Flamme von Hali
auf,
Beginnt damit den Tageslauf… «
Saravios Stimme wurde mit jeder Zeile ein klein wenig lauter.
» Flattert durch des Schlachtfelds Glut,
und kehrt zurück, die Brust voll Blut… «
Eine Welle von Laran -Energie überflutete Eduins geistige Barrieren. Er spürte ihre Macht, dunkel und berauschend. Er brauchte nur nachzugeben und sich von dieser Flut orgasmischen Wohlgefühls davontragen zu lassen. Die Intrigen der großen Herren würden ihn nicht mehr interessieren, ebenso wenig wie die Bitterkeit unerfüllter Rache und zunichte gewordener Träume. Er würde unter silbernen Bäumen wandeln und das ewige, unveränderliche Lied der Chieri hören.
Aber das konnte er sich nicht erlauben. Er musste wachsam bleiben, oder er würde seine Chance verpassen. Romilla hatte den Mund halb geöffnet, und ihre Hände hingen mit leicht zuckenden Fingern schlaff über die Armlehnen des Sessels. Ihre Gesellschafterin bemerkte im Augenblick nichts anderes als ihre eigene innere Glückseligkeit.
Eduin bedeutete Saravio, mit dem Singen aufzuhören. »Naotalba hat zu mir gesprochen und hat mir eine Botschaft für die Damisela gegeben. Sie ist sehr zufrieden mit dir.«
Saravio senkte den Kopf und nahm das Lob auf, als wäre er gerade aus den Trockenstädten gekommen und man hätte ihm einen Becher Quellwasser angeboten. Wie so oft, nachdem Saravio seine psychischen Fähigkeiten eingesetzt hatte, spürte Eduin die Schlaffheit, die seinen Freund durchzog, die Saravios Glieder schwer werden ließ und sein Bewusstsein trübte. Schon bald würde er in Mattigkeit versinken, während sich Körper und Geist von dieser Verausgabung von Energie erholten.
Eduin berührte den schlafenden Geist Romillas mit seinem Laran . Ihre Träume waren bunter als zuvor; die Schatten waren zwar noch vorhanden, hatten sich aber in den Hintergrund zurückgezogen. Er konnte kurze Blicke auf die jungen Männer werfen, die Blumenkörbe zu ihren Füßen platziert und sich beim Tanz vor ihr verbeugt hatten; er spürte das berauschende Gefühl, neben Julianna im Rat zu sitzen.
Mehr, zeig mir mehr…
Er stieß gegen die Barrieren, die ihre Erinnerungen umgaben. Schmerz flackerte auf, instinktiver Schutz gegen solches Eindringen, aber Eduin nutzte seine Kraft, um sich darüber hinwegzusetzen. Er brauchte mehr als Traumfragmente und die emotionalen Reaktionen eines jungen Mädchens, das sich mit Kriegs- und Staatskunst nicht auskannte. Wenn die Gruppe aus Isoldir Varzil Ridenow erwähnt hatte oder von ihm beeinflusst worden war, musste Eduin es einfach wissen.
Der Skorpion seines Vaters erwachte. Finde… T-t-töte…
Die Gedankenfetzen verschwanden. Nach und nach, als tauche sie aus dem Bodennebel auf, wurde sich Eduin der Umgebung bewusst, wie Romilla sie gesehen hatte. Die Erinnerungen waren immer noch vage, und es gab wenig Gefühl für Entfernung oder Festigkeit. Aber er konnte, wenn auch leicht verzerrt, sehen und hören. Der Raum war schmal und dunkel und hatte keine Fenster nach außen. Kaltes weißes Licht ging von vier Laran -betriebenen Lampen aus und warf verschwommene Schatten auf die Gesichter der Menschen, die im Kreis saßen. Romillas Blick schweifte von Königin Julianna zu dem Mann, der ihr gegenübersaß. Eduin konnte nicht viel mehr erkennen, aber er nahm an, dass auch Lord Brynon, General Marzan und andere wichtige Berater anwesend waren.
Die Eindrücke waren immer noch vage, da Romilla sich nicht konzentrieren konnte. Ihre Gefühle, vor allem Nervosität und Aufregung, überwältigten alles andere. Bald konnte Eduin genügend Gesprächsfetzen vernehmen, um Begrüßungsformalitäten zu erkennen. Dann wurden abrupt sowohl die Worte als auch die Sicht klarer.
Dom Ronal wollte auf Julianna zugehen, aber zwei Aillard-Wachen traten ihm in den Weg. Er blieb stehen und verbeugte sich tief.
»Euer Majestät, gnädigste Königin, die Zeit ist gekommen, der Feindseligkeit zwischen unseren Königreichen ein Ende zu machen. Das Misstrauen zwischen uns stammt aus einer Zeit vor den Tagen unserer Väter, und wir haben häufig versucht, einander zu schaden. Misstrauen und Angst haben uns getrieben, immer schrecklichere Zerstörungsmethoden zu suchen. Statt die Sicherheit unserer Länder zu vergrößern, war das Ergebnis das Gegenteil.«
»Wie Ihr zu Eurem Kummer erfahren musstet«, versetzte Julianna trocken.
Der Lord von Isoldir senkte den Kopf. »Ich kann, was ich getan habe, nicht
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