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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Dienstboten. Romilla stand beinahe ganz vorn, ihr Vater neben ihr. Von Julianna konnte Eduin nur die hellgraue Rückenlehne ihres Throns und ein paar Falten ihres eisblauen Brokatgewands sehen. Über das Schwatzen der Höflinge hinaus war nichts zu hören, nicht einmal, als der Kurier aus Isoldir zu sprechen begann. Frustriert versuchte Eduin, sich an einem hoch gewachsenen, muskulösen Bewaffneten vorbeizudrängen.
   »Halte dich zurück, oder du findest dich draußen bei den Schweinen wieder«, knurrte der Mann und fügte ein Schimpfwort hinzu, das andeutete, Eduin sei nichts weiter als ein Spielzeug für die Damen.
   Eduin verkniff sich eine Antwort. Saravio berührte seinen Ärmel und beugte sich zu ihm. »Hier ist Naotalba am Werk. Ich kann ihre Präsenz spüren.«
   Statt zu versuchen, etwas zu hören und zu sehen, benutzte Eduin sein Laran . Er wagte nicht, seine psychischen Barrieren vollkommen zu senken, denn das hätte ihn dem Andrang von Gefühlen aus der Menge gegenüber zu weit geöffnet. Stattdessen konzentrierte er sich vollkommen auf Romilla. Er kannte ihre Gedankenmuster, den Abdruck ihrer Visionen Naotalbas und des Feuers. Die Verzweiflung, die sie einmal getrieben hatte, Erleichterung im Tod zu suchen, hatte sich in den Schatten zurückgezogen und ruhte dort.
   Bilder erschienen in Eduins Hinterkopf, zunächst noch verschwommen und unklar, aber es war ohne Zweifel das, was Romilla mit eigenen Augen sah. Und durch ihre Ohren hörte er ganz deutlich, was gesprochen wurde.
   Die Begrüßungsfloskeln kamen zu einem Ende. Eduin hatte genug davon aufgeschnappt, um zu wissen, dass der Botschafter kein anderer war als Dom Ronal, Lord von Isoldir persönlich. Die erstaunten Ausrufe und Misstrauensbekundungen übertönten alles, was als Nächstes gesagt wurde, und zerrissen Eduins brüchige Verbindung mit Romilla.
   Frustriert versuchte er, die Verbindung noch einmal herzustellen, aber es gab zu viel Durcheinander, zu viel Aufregung. Ein wahres Pandämonium drang auf ihn ein. Er zuckte zusammen, seine Laran -Sinne überschlugen sich. Er riss seine Barrieren wieder hoch, so fest und eng wie damals in Arilinn. Einen Augenblick konnte er überhaupt nichts mehr sehen, so intensiv konzentrierte er sich.
   Sein Nachbar, ein untersetzter Mann in der Haushaltslivree der Aillards, schubste ihn und fauchte: »Pass gefälligst auf!«
   Eduin machte eine Entschuldigung heischende Geste. Die Nähe so vieler Menschen zerrte an seinen Nerven. Den größten Teil seines Erwachsenenlebens hatte er entweder in einem Turm verbracht, wo achtlose körperliche Berührungen verboten waren, oder er war zu betrunken gewesen, um sich an irgendetwas zu stören. Nicht einmal seine Laran -Barrieren konnten ihn davor schützen, von allen Richtungen geschubst zu werden, ebenso wenig wie vor dem Geruch und der Hitze so vieler Körper. In all diesem Durcheinander wagte er nicht mehr, einen mentalen Kontakt zu suchen.
   Nachdem er seinen Zorn wieder unter Kontrolle hatte, bediente sich Eduin seiner gewöhnlichen Sinne. Es gab nicht mehr viel herauszufinden, und es war nicht schwierig, diese wenigen Dinge aus dem Gemurmel jener zu erfahren, die dem Thron näher waren.
   Dom Ronal hatte sich tatsächlich unter einer Waffenstillstandsfahne selbst auf den Weg zu Julianna gemacht. Sie hatte ihn ein wenig misstrauisch willkommen geheißen, wie es bei einem Mann angemessen war, der einmal zu ihren Feinden gezählt hatte und dessen derzeitige Position noch unklar war. Dom Ronal und seine Männer hatten Räumlichkeiten erhalten, die zwar schwer bewacht wurden, aber seinem Rang entsprachen.
   Julianna erhob sich und zeigte damit das Ende der Audienz an. Die Delegation aus Isoldir verbeugte sich tief und verließ den Saal zusammen mit ihrer Eskorte. Nachdem die Besucher und die Königin gegangen waren, löste sich auch die Menge auf.
   »Was wollen sie hier?«, fragte einer der Diener in Eduins Nähe. »Man sollte meinen, sie hätten ihre Lektion bereits gelernt.«
   Der andere, der kräftige Mann, der Eduin geschubst hatte, schüttelte den Kopf und antwortete: »Sie sind unter der Waffenstillstandsfahne hier, hast du das nicht gehört? Was immer sie wollen, wir werden es schon erfahren, sobald die Königin mit ihnen fertig ist.«

Eduin hatte Saravio in ihrem Zimmer zurückgelassen und war zu den öffentlichen Fluren gegangen, wo sich die Höflinge trafen und man den besten Klatsch hörte. Er hatte schon lange

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