Darkover 06 - Die Flamme von Hali
tätschelte ihr die Schulter und schickte sie wieder an die Arbeit.
Varzil war also nach Asturias gegangen. Eduin wusste nicht viel über die Probleme dort. Asturias wurde von einem skrupellosen General verteidigt, der als der Kilghard-Wolf bekannt war, und er hatte vor kurzem das benachbarte Königreich Marenji überfallen und okkupiert. Ein solcher Mann hatte wahrscheinlich nichts für salbungsvolle Friedensworte übrig und würde seinen militärischen Vorteil nicht wegen Carolins Vertrag aufgeben wollen.
Eduin konnte nichts tun, und er sah auch keine Möglichkeit, die Neuigkeiten zu nutzen, um das Misstrauen gegen Varzil zu vergrößern. Es hatte keinen Sinn, weiterhin die Feindseligkeit gegen Isoldir zu schüren. Im Augenblick konnte er nur abwarten und beobachten.
38
Am Abend nach dem Eintreffen der Delegation aus Isoldir suchten Eduin und Saravio Romilla in ihren Gemächern auf. Romilla hatte eine Dienerin geschickt, um sie zu holen. Es hieß, dass Königin Julianna und ihre Berater sich bereits insgeheim mit Dom Ronal getroffen hatten. Eduin hoffte, dass Romilla ebenfalls dabei gewesen war, und in diesem Fall hatte er vor, alle erdenklichen Mittel einzusetzen, um herauszufinden, was geschehen war. Als sie in Romillas Gemächern eintrafen, sahen sie, dass die junge Frau aufgeregt in ihrem Wohnzimmer auf und ab ging. Reihen teurer Bienenwachskerzen warfen goldenes Licht, und ihre Flammen spiegelten sich in dem Silber, mit dem die Möbel eingelegt waren. Jemand hatte auch Räucherwerk ins Feuer geworfen. Eine von Romillas Dienerinnen hielt einen Kelch und eine Karaffe mit bernsteinfarbenem Wein bereit.
Romilla setzte sich und arrangierte ihre Röcke mit Gesten, die sie sich bei Julianna abgeschaut hatte. »Nimm das weg«, sagte sie der Dienerin. »Ich brauche es nicht mehr, nun, da Sandoval hier ist.«
»Naotalba weiß bereits, was Euer Herz bekümmert«, sagte Eduin und bemerkte das Aufflackern einer Reaktion in ihrem Blick. »Sie wird Euch durch den gesegneten Sandoval antworten… «
»Selbstverständlich«, unterbrach Romilla. »Ich muss mich vorbereiten.« Sie saß sehr still, aber ihre hektische Art zu sprechen zeigte, wie aufgeregt sie war.
Sobald Eduin Naotalba erwähnt hatte, hatte Saravio begonnen, leise zu summen. Eduin spürte selbst durch seine Laran -Barrieren, was er ausstrahlte. Die Auswirkung auf Romilla zeigte sich sofort. Ihre Lider wurden weicher, ihr Atem ruhiger. Ihre Wangen bekamen ein winziges bisschen mehr Farbe.
»Alles wird gut«, murmelte Eduin. »Sprecht ruhig laut aus, was Euch beunruhigt, sodass Naotalba Euch den Balsam der Heilung zukommen lassen kann.«
»Es ist - sicher ist es einfach nur albern - ein Rest meiner alten Ängste. Ich sollte keine solchen, keine Zweifel haben… «
Ihre Stimme verklang, und in diesem Augenblick sah sie sehr jung aus; es wurde deutlich, dass ihr Stolz und ihre Selbstsicherheit nur eine brüchige Hülse rings um das von Alpträumen geplagte Mädchen waren, das Eduin bei der ersten Audienz in Kirella kennen gelernt hatte. Er erinnerte sich an diese Begegnung, an die dunklen Ringe unter ihren Augen und daran, wie Romilla an den weißen Verbänden um ihre Handgelenke gezupft hatte.
So war sie einmal gewesen. So würde sie vielleicht wieder sein, wenn ihm das einen Vorteil brachte.
»Ich dachte, es wäre so einfach, im Rat zu sitzen«, fuhr sie nun fort, »und alles so klar.«
»Ihr seid in Naotalbas Obhut«, sagte er leise, »und mit ihrer Hilfe werdet Ihr Euren rechtmäßigen Platz als Erbin von Kirella einnehmen. Solange Ihr ihr treu bleibt und Euch ihrer Führung unterwerft, wird sie Euch nicht im Stich lassen.«
Romilla schloss die Augen. Sie sah nun sehr erleichtert aus und holte tief Luft. Ihre Wangen wurden rosiger, je lauter Saravio summte. »Ich wusste, dass ich die Dinge in Gegenwart des gesegneten Sandoval klarer sehen würde. Ja, so ist es besser.«
»Schließt die Augen, während Ihr ruht«, sagte Eduin, und das war beinahe ein Befehl. »Sandoval wird jetzt für Euch singen und Euch den Segen Naotalbas zuteil werden lassen. Solange er Euch hilft, werdet Ihr niemals allein sein.«
Mit einem weiteren Seufzen lehnte sich Romilla zurück. Eduin warf der Gesellschafterin einen Blick zu, aber die hatte den medizinischen Wein beiseite gestellt, sich auf einem Hocker in der Ecke niedergelassen und lauschte mit halb geschlossenen Augen.
» Des Morgens steigt die Lerche
Weitere Kostenlose Bücher