Darkover 06 - Die Flamme von Hali
Möglichkeit besteht darin, vollkommen vernichtet zu werden.«
Dom Ronal, immer noch auf den Knien, drehte den Kopf und schaute Lord Brynon an. Eduin, der das alles durch Romillas Augen wahrnahm, sah die Miene des Herrn von Isoldir. Es war nicht das Gesicht eines besiegten Mannes, sondern eines, der all seinen Mut in seine Hände genommen hatte. Diese Kapitulation war kein Akt der Verzweiflung, sondern des Vertrauens.
Wenn ich doch nur dabei gewesen wäre! , tobte Eduin innerlich. Ich hätte vielleicht seine wahren Motive erkennen können! Stattdessen musste er sich mit Romillas zusammengestoppelten Erinnerungen zufrieden geben.
»Ich würde selbstverständlich ein Bündnis durch Heirat oder den Austausch von Pflegekindern vorziehen«, sagte Dom Ronal, »denn solche Verbindungen führen häufig zu tieferem Verständnis und gegenseitigem Respekt. Aber ich bin hier, um alles zu tun, was ich kann, um allen alten Groll zu begraben. Wenn das bedeutet, dass ich mein Königreich aufgeben muss«, - und hier hätte seine Stimme beinahe versagt -, »und mein Land und die Menschen, die seit dem Zeitalter des Chaos der Obhut meiner Familie anvertraut waren, Euch überlassen muss, dann geht es eben nicht anders.«
»Wie lauten Eure Bedingungen für diese Kapitulation?«, fragte General Marzan.
»Es gibt keine, außer, dass Eure Majestät schwört, meinem Volk eine gute und gerechte Königin zu sein, unsere Treueschwüre akzeptiert und nicht verlangt, dass wir gegen unsere anderen Eide verstoßen.«
Selbst durch Romillas Augen sah Eduin, wie Juliannas Anspannung wuchs. »Und welcher Art sind diese anderen Eide?«
»Vai Domna , wir haben geschworen, uns an den Ehrenvertrag zu halten, der uns von Varzil dem Guten vorgelegt wurde. Auf sein Drängen hin stehe ich jetzt vor Euch.«
Varzil! Ich wusste es! Varzil hat ihn hergeschickt! , tobte Eduin innerlich.
Hatte Varzil entdeckt, wo sie sich aufhielten, und versuchte nun, seine Macht auch auf den Hof von Valeron auszudehnen? Oder tat er einfach nur, was er immer getan hatte, und mischte sich in Dinge ein, die ihn nichts angingen?
»Ihr verlangt viel von uns, Ronal von Isoldir«, sagte Julianna.
»Warum, wenn er überhaupt keine Gefahr mehr darstellt?«, fragte der General. »Er hat sich ergeben und ist nicht in der Position, noch etwas zu verlangen.«
Die Königin seufzte beinahe unmerklich. Eduin hätte es nicht wahrgenommen, hätte Romilla nicht ebenfalls geseufzt. Das Mädchen kannte sich gut genug mit der Staatskunst aus, um zu erkennen, was dem General entgangen war. Isoldirs Kapitulation zu akzeptieren, würde praktisch bedeuten, dem Vertrag ebenfalls zuzustimmen. Wenn Valeron versuchte, den Männern von Isoldir oder den Leronyn des Turms von Cedestri den Angriff auf ein anderes Land zu befehlen, würden sie vielleicht einer Rebellion im eigenen Land gegenüberstehen.
General Marzan fluchte leise. »Dieser Sandalenträger wäre besser zu Hause geblieben.«
Julianna hob die Hand und befahl ihm damit zu schweigen. »Ich akzeptiere, aber unter folgenden Bedingungen: Valeron und Isoldir werden keinen Krieg mehr gegeneinander führen. Ihr werdet mir einen Treueeid leisten, ebenso wie das, was von Eurer Armee übrig ist. Im Austausch dagegen steht Ihr unter dem Schutz von Valeron. Jede Gefahr für Isoldir wird von Valeron zurückgeschlagen, und alle Soldaten von Isoldir werden unter meinem Befehl stehen. Isoldir wird sich weiterhin selbst verwalten, und ich mache Euch zu meinem Gouverneur, der mir gegenüber persönlich verantwortlich ist. Alle Übereinkünfte, die Ihr zuvor abgeschlossen habt, bleiben bestehen, solange sie nicht gegen Euren Eid mir gegenüber verstoßen. Das werden wir beide unter dem Wahrheitsbann schwören und uns und unsere Nachkommen damit binden. Seid Ihr einverstanden?«
»Herrin, ich hatte keine solch gerechte und großzügige Antwort erwartet. Ruft Eure Leronis , und ich werde schwören.«
Mit einem freudlosen Lächeln gab Julianna ein Zeichen. »Ob mein Angebot gerecht und großzügig ist, werden wir noch sehen. Ihr werdet jedenfalls kein besseres von mir erhalten.«
Ein paar Minuten später betrat Callina den Raum. Statt ihres üblichen grauen Kleids trug sie ein weites, locker gegürtetes Gewand mit Kapuze, das sie älter und grimmiger aussehen ließ. Sie blieb in der Mitte des Raums stehen und löste den Sternenstein von einer Seidenschur, die sie um den Hals trug. Eduin
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