Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
Vom Netzwerk:
sich Eduin, als hätte er das unschuldige Vertrauen eines Kindes ausgenutzt. Er schob die unangenehmen Gefühle weg. Was konnte er sonst schon tun? Er nahm sich jedoch vor, dass er seine Befreiung von dem Zwang zu einem guten Zweck nutzen würde. Er schwor, eine Möglichkeit zu suchen, ohne die beruhigende Wirkung des Liedes auszukommen. Für gewöhnlich fühlte er sich nach dem Lied eine Weile besser, bevor er wieder gezwungen war, Saravio zu bitten, für ihn zu singen.
   Ein Zehntag ging in den nächsten über, und die Sonne kletterte höher am Himmel und kündigte das Ende des Winters an. Eduin begann sich zu fragen, ob er nicht einfach nur eine Art von Gefangenschaft gegen die andere ausgetauscht hatte. Soweit er sagen konnte, gefährdete Saravios Laran -Manipulation sein Leben und seine Gesundheit nicht so, wie der Alkohol es getan hatte, aber er war dennoch daran gekettet. Früher oder später kehrte der Zwang in seinem eigenen Geist zurück, der Skorpion erwachte, um sein Gift in Eduins Kopf zu verbreiten, und trieb ihn dazu, um ein weiteres Lied zu bitten. Eduin begann, seine Abhängigkeit übel zu nehmen. Nur die Tatsache, dass er sich als Naotalbas Bote dargestellt hatte, verhinderte, dass er schlicht zu Saravios Sklaven wurde, bereit, alles für einen weiteren Augenblick der Ekstase zu tun.
   Aber zumindest gab es Zeiten, wenn auch nur kurze, in denen er klar denken konnte. Es musste eine Möglichkeit geben, sich sowohl dem Befehl seines Vaters als auch der betäubenden Abhängigkeit sowohl von Alkohol als auch von Saravios euphorisierender Berührung zu entziehen. Auf dem Weg zu seinen Tagelöhnerarbeiten und zurück durch die Außenbezirke der Stadt dachte er über seine Situation nach.
   Langsam, aber stetig veränderte sich sein Denken. Er wusste, er brauchte eine dauerhafte Lösung, keine kurzfristige Atempause, die einen nur noch höheren Zoll forderte. Vielleicht bestand die Antwort nicht darin, den Zwang zu dämpfen, sondern ihm nachzugeben. Er hatte das jetzt schon so lange Zeit für unmöglich gehalten. Wie konnte er Carolin Hastur angreifen, solange er im Schatten bleiben musste, damit er sich nicht verriet, und daher kaum imstande war, auch nur seinen Lebensunterhalt zu verdienen? Er hatte keinen Erfolg gehabt, als er sich noch direkt in Gesellschaft des Prinzen befunden hatte, und Zandru allein wusste, wie viele Möglichkeiten ihm damals geschenkt worden waren.
   Es war, als stünde Carolin Hastur unter dem Schutz eines Zaubers. Er hatte alle Mordanschläge überlebt, nicht nur die von Eduin und seinem Bruder, sondern auch jene durch seinen Vetter Rakhal, der sich des Throns bemächtigt und Carolin ins Exil geschickt hatte. Wie hatte der Mann das gemacht?
   Mit einer seltsamen transzendenten Klarheit verstand Eduin plötzlich, worum es ging. Es war nicht sein Fehler, dass er vor so vielen Jahren nicht imstande gewesen war, Carolin Hastur zu besiegen. Etwas war immer im Weg gewesen.
   Nein, nicht etwas. Jemand.
   Eine Stimme flüsterte in seinem Kopf. Es war nicht der brutale Befehl, den Eduin so gut kannte, aber sie war dennoch vertraut, subtil und tückisch: Varzil Ridenow ist die Macht hinter den Hasturs. Ohne seinen Rat… wird Carolin stürzen .
   Und wenn Varzil Ridenow nicht gewesen wäre, wäre Eduin auch kein bettelarmer Ausgestoßener. Er hätte eine Position als Bewahrer erhalten, wäre als Retter Hestrals gefeiert worden, und Carolin läge längst in seinem Grab.
   Varzil! Bei jeder Wendung in Eduins Leben war es Varzil Ridenow gelungen, seine Pläne zu vereiteln. Es war Varzil, der Carolin vor Eduins Anschlägen bewahrt hatte. Varzil, der versucht hatte, Eduins erste Romanze mit seiner Schwester Dyannis zu verhindern. Varzil, der Gwynns Attentatsversuch verhindert, Varzil, der Carolin während des langen Exils des Prinzen insgeheim geholfen, Varzil, der herausgefunden hatte, dass Eduin den Tod von Königin Taniquels Tochter bewirkt und ihn beim Kampf zur Rettung von Hestral verraten hatte. Um den Befehl seines Vaters zu erfüllen, musste Eduin Carolin Hastur töten, der einmal sein Freund gewesen war. Aber dazu wiederum würde er zunächst Varzil Ridenow eliminieren müssen, den er immer noch hasste.
   Während diese Gedanken durch Eduins Geist zogen, löste sich der eisige Knoten in seinem Bauch. Schaudernder Triumph erfüllte ihn. Zum ersten Mal brauchte er nicht mehr gegen den Zwang anzukämpfen. Stattdessen würde er ihn benutzen, um seinen eigenen

Weitere Kostenlose Bücher