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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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stehenden Wasserfalls entstand. Eduin erkannte das Gebilde als den Behälter eines Matrix-Geräts. Er hatte ähnliche Strukturen entworfen und gebaut, Anordnungen von Sternensteinen, die in Matrizen höherer Ordnung integriert wurden. Er wusste, wie man einzelne Steine verband, um ihre Kraft zu verstärken und sie auf eine bestimmte Nutzung abzustimmen. Mit einem solchen Gerät hatte er Felicia Hastur-Acosta umgebracht.
   Aber so etwas wie das Ding vor sich hatte er noch nie gesehen. Statt auf einem Tisch zu ruhen, stand es frei und reichte dennoch bis zu Eduins Brust. Nahe dem oberen Ende, umgeben von einem Netz feiner Drähte, war ein einzelner Sternenstein eingesetzt. Er pulsierte wie ein Herz, und das blauweiße Licht erfüllte den gesamten Raum mit seinem Schein. Instinktiv wich Eduin davor zurück.
   Callina packte ihn, bevor er sich zurückziehen konnte. Sie bohrte ihre Finger in seine Arme wie Greifhaken. Mit übernatürlicher Kraft und Schnelligkeit drehte sie ihn herum, sodass er wieder der Matrix gegenüberstand.
   Wie hatte er so gutgläubig sein können, sie für eine schwache junge Frau zu halten, die immer noch wegen des Todes ihres Bruders trauerte? Diese Geschichte war vielleicht ebenfalls eine Illusion gewesen. In diesem Augenblick wusste er, dass sie zu allem fähig war.
   Er hatte einmal gesehen, wie Harzbäume bei einem Waldbrand verbrannt waren und Funken wie einen Schwärm glühender Augen in den Nachthimmel entsandten, bevor die weißgoldenen Flammen sie verschlangen. Auf die gleiche Weise flackerte nun Callinas Geist, ihr ganzes Wesen, heißer als ein Schmiedeofen.
   Vor ihm wurde das blaue Licht des Sternensteins intensiver. In seinem Strahlen spürte er eine Bewegung, zum Teil psychoaktiver Kristall, zum Teil Intelligenz… , und ein weiterer Teil war Hunger. Er wehrte sich gegen Callinas Griff, aber es hatte keinen Sinn. Sein Körper war schlaff und taub geworden.
   Was - was ist dieses Ding? Und was wollte es von ihm?
   Hinter ihm wimmerte Romilla: »Was macht Ihr da? Was ist los?« .'.-
   »Still!« Callinas Stimme, heiser wie der Schrei eines Kyorebni . Sie beugte sich dicht zu Eduin. »Ihr wisst, was das ist. Ihr wisst, was es will.«
   Wäre der Geist seines Vaters in einen Sternenstein eingedrungen und hätte all seine Entschlossenheit in dieses Kristallgitter geleitet, dann hätte das Ergebnis wahrscheinlich so ähnlich ausgesehen wie das Gerät, dem Eduin nun gegenüberstand. Nur, dass das hier nicht nur ein Gefäß für den Hass der Vergangenheit war; es nahm ihn wahr!
   Nun wusste er, wieso niemand je den Bewahrer des Turms von Valeron zu sehen bekam und wieso die wenigen Leronyn ihren Pflichten so schweigsam nachgingen.
   Der Kristall des Bewahrers leuchtete hell auf. Er spürte Eduins Nähe, seine Begabung. In der Tiefe seines Geistes schrie der Zwang, den sein Vater ihm eingepflanzt hatte, eine Warnung. Der Kristall vibrierte vor Begierde. Wie ein Gegenbild zu seiner Helligkeit streckte eine in Schatten gehüllte Gestalt ihre ätherischen Finger aus.
   Ihr spürt es, nicht wahr - den Fluch, der auf diesem Ort liegt? Callinas Gedanke zuckte nervös über das in seinem Geist tobende Chaos hinweg. Sie haben mich hierher geschickt, weil sie sich Sorgen um meine Gesundheit machten - das haben sie jedenfalls gesagt. Sie haben mir einen sicheren Ort versprochen! Sie sagten, es würde eine leichte Stellung sein, nichts Schwierigeres, als Kräutertränke für Kinder mit Bauchschmerzen herzustellen. Die Königin war freundlich, und Valeron stand nicht im Krieg. Keine blutigen Schlachten mehr, keine Tode! Ich dachte, ich könnte mich ausruhen und meine Kraft zurückgewinnen und dabei immer noch helfen .
   Ihr Geist drang heftig auf seinen ein, und einen Augenblick sah er, wie ein junges Mädchen, in dessen Erinnerung der Tod des Bruders immer noch wie eine offene Wunde war, die Treppe hinaufging, um seinen Bewahrer kennen zu lernen. Sie folgte einem weißhaarigen Laranzu in grauem Gewand, dessen Gesicht von Falten durchzogen war, die sie auf Leid zurückführte. Sie hatte angenommen, dass er sich nur deshalb vor telepathischem Kontakt zurückhielt, weil er ihre Trauer respektierte. Sie wusste noch nicht, wie sehr sie sich irrte.
   Callina hatte damals ebenso dagestanden wie Eduin jetzt und den Sternenstein in seiner silbernen Hülle angestarrt und sich gefragt, wo der Bewahrer war. Ihre Verwirrung war verschwunden, als sie den steinernen Willen

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