Darkover 06 - Die Flamme von Hali
wo sich die alten heiligen Gegenstände befanden, und seiner Nähe zur Residenz des Königs. Er hatte keine Macht, andere Türme zu etwas zu zwingen. In diesen unsicheren Zeiten, in denen ein bewaffneter Konflikt stets möglich war, war kein Turm wirklich neutral. Der Comyn -Rat übte großen Einfluss aus, aber er würde noch einige Zeit nicht zusammentreten; wie alle Institutionen bewegte er sich langsam.
Ein paar Tage später sammelten sich Sturmwolken, und der Frühlingsregen ergoss sich über Hali. Es donnerte, und ein Blitz nach dem anderen verband Himmel und Erde. Nur die Tatsache, dass der Regen bereits jeden Baum, jede Hütte, jedes Haus und jedes Kleid durchnässt hatte, verhinderte das Aufflackern von Feuern. Die Steinmauern des Turms vibrierten von der Heftigkeit des Winds.
Als der Regen nachließ und die große Rote Sonne erschien, bemerkte die Turmgemeinschaft sofort ein Nachlassen der elektrischen Spannung. Raimon beschloss, das auszunutzen, denn niemand wusste, wie lange es dauern würde. Er schickte Dyannis zusammen mit Rorie und Alderic hinunter zum See, damit sie ihn »ich näher ansehen konnten. Es war ein sonniger, überraschend warmer Tag, als hätte der Frühling einen wohlriechenden Herold geschickt, um sie zu necken. Am Himmel war nicht eine einzige Wolke zu sehen. Dennoch näherten sie sich dem Wolkenwasser nur zögernd.
Die drei befanden sich in leichter Verbindung; auf diese Weise würden die beiden Männer den Boden des Sees untersuchen, während Dyannis sie beobachten und ihren Atem überwachen konnte.
Dyannis fand eine Stelle, wo sie sich auf ein paar von Wind und Wetter glatt geschliffene Steine setzen konnte. Sie raffte ihren Rock und benutzte ihre Atemübungen, um sich körperlich und geistig zu beruhigen. Die Sonne wärmte ihr Gesicht und verursachte Muster auf ihren geschlossenen Augenlidern. Sie roch nassen Sand und den ein wenig scharfen Geruch von Wasserpflanzen. Hinter ihr zwitscherten kleine Vögel.
Im Geist stieg sie mit den Männern abwärts, als ob die beiden sie schweigend und unsichtbar mit sich trügen. Spinnwebweiße Nebel wirbelten um sie herum. Die Zeit selbst schien langsamer zu werden. Licht fiel in hellen Schichten in den See. Farbkugeln, wie ein Muster aus hellgelben und orange-schwarzen Streifen, schossen durch ihr Blickfeld. Sie stieß einen leisen Ruf aus, entzückt über die seltsam leuchtenden Geschöpfe, die weder Vogel noch Fisch waren. Sie drängten sich um die Forscher, wohlwollend, schön und ungreifbar.
Als die Männer tiefer in den See vordrangen, veränderten sich die Farben. Gelb wich nach und nach dem Tintenblau. Die Temperatur sank. Dyannis schauderte in der Sonne, dann stellte sie fest, dass ihr Atem mühsamer geworden war.
Atmet - ihr müsst daran denken zu atmen , sendete sie. Sie zählte: Einatmen - zwei, drei, ausatmen - zwei, drei, einatmen … und wusste, dass ihre Freunde drunten die gleiche Übung vollzogen.
Ein- oder zweimal verlor sie den Kontakt mit ihnen. Jedes Mal fiel es ihr schwerer, die Verbindung wiederherzustellen. Es schien, als trennte sie mehr als nur Entfernung. Das Wolkenwasser, das üblicherweise psychische Eindrücke leitete, agierte nun als immer undurchlässigere Barriere.
Rorie? Deric? Was ist los?
Wir haben den Boden erreicht . Alderics für gewöhnlich so klare geistige Stimme klang verschwommen. Zumindest werden wir nicht tiefer reingehen. Ich kann nicht weit sehen, aber es scheint hier nichts anderes zu geben als Steine und Sand .
Dyannis verzog das Gesicht. Was in der Überwelt ein zerklüfteter Riss war, konnte für gewöhnliche Sinne wie alles Mögliche - oder wie nichts - aussehen. Sucht weiter , sagte sie. Und vergesst nicht zu atmen.
Wenn wir es vergessen, verlassen wir uns darauf, dass du uns erinnerst , sagte Rorie.
Faultier.
Nervensäge , erwiderte er gut gelaunt.
Hier vorn ist etwas , warf Alderic ein.
Dyannis erkannte, dass im Nebel etwas Bleiches sichtbar wurde. Die beiden Männer gingen mit trägem, beinahe fließendem Schritt darauf zu, halb schwebend in dem Wolkenwasser. Der Umriss blieb ärgerlich diffus, sosehr sie auch versuchte, sich zu konzentrieren. Sie war überzeugt, dass das nicht nur mit der Entfernung oder dem isolierenden Wolkenwasser zu tun hatte. Es kam von einer Eigenschaft des Ortes selbst.
Was könnt ihr sehen? , fragte sie.
Steine , erwiderte Rorie. Mit Werkzeugen bearbeitet, nicht natürlich. Sie
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