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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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ließ sich von der Strömung so nahe heranbringen, wie sie es wagte. Mit verschärfter Konzentration riss sie sich aus dem Wolkenwasser los und nahm die Gestalt an, die sie stets in der Überwelt hatte. Sie wusste, dass sie ganz ähnlich aussah wie in der physischen Welt - gekleidet in einen Reitrock, Schnürstiefel und ein Hemd mit offenem Kragen.
   Nun, da sie einen Astralkörper hatte, konnte sie auch Geräusche wahrnehmen. Das Mühlrad knarrte auf seiner Achse, das Wolkenwasser gurgelte und plätscherte. Hinter den grauen Wänden rumpelten verborgene Maschinen. Sie ging näher heran, suchte nach einem Eingang oder einer Spur menschlicher Präsenz. Es gab jedoch nichts - was sie einen Augenblick verblüffte. Ihr war, als hätte jemand die Mühle und die Maschinerie gebaut und dann einfach hier gelassen, damit sie ihren Zweck erfüllte.
   Sie stand neben dem Bach und dachte nach. Die Mühle war wie alles andere in der Überwelt aus Gedankenstoff erbaut, aber das Wolkenwasser wirkte genau wie in der körperlichen Welt. Es wirkte… Sie kniete nieder und tauchte die Fingerspitzen in den wirbelnden Nebel. Ein elektrischer Schlag traf sie. Sie riss den Arm im Reflex zurück, und ihre Nerven kribbelten schmerzhaft.
   Dann wischte sie sich die Hände am Rock ab und wandte sich wieder der Mühle zu. Sie konzentrierte sich auf die Steinmauer vor sich und ließ sie transparent werden. Zunächst widerstand die Mauer ihr, aber dann wurde sie durchsichtig, wenn auch mit Schlieren wie bei einem Hitzebild. Dyannis betrat das Gebäude.
   Sie schärfte ihre Konzentration und war imstande, ihre Umgebung deutlicher zu sehen. Der Mechanismus war ebenso wie das Wolkenwasser und die Mühle selbst nur eine Vorstellung, eine Metapher. Dyannis entdeckte einen Durchgang, eine Abkürzung von der Überwelt in die wirkliche Welt. In einen Turm.
   Sie spürte den Kreis am anderen Ende des Energiestroms eher, als dass sie ihn sah. Sie kannte dort niemanden; es war keine Gruppe, die sie schon einmal gesehen hatte. Sie wartete, da jeder Augenblick neue Informationen brachte - eine Spur von Persönlichkeit, die Struktur eines sehr leistungsfähigen Matrix-Gitters, die Gedanken des Bewahrers, das kunstvolle Verflechten von Macht.
   Dyannis nahm einen leicht säuerlichen Geschmack in der psychischen Atmosphäre wahr. Instinktiv wich sie davor zurück, aber sie zwang sich, passiv und empfänglich zu bleiben. Sie würde wahrscheinlich nicht viel Zeit haben, bevor der Bewahrer ihre Anwesenheit spürte.
   Es war nicht wirklich ein Geschmack, denn sie hatte keinen wirklichen Körper und auch keinen Geschmackssinn. Sie wusste, ihr Geist bemühte sich nun um eine Annäherung an eine tatsächliche, elementarere Erfahrung. Bald wurde der Eindruck nicht nur widerwärtig, sondern geradezu giftig. Etwas wurde verschmolzen, beherrscht und geschaffen von dem verbundenen Willen des Kreises.
   Sie stellten etwas her. Es musste eine Laran -Waffe sein. Was war es? Übelkeit krallte an ihrer Kehle, aber sie blieb standhaft. Sie musste sicher sein.
   Energiewände schimmerten, umgaben ein Herz aus schwächlich glühendem Grün.
   Knochenwasserstaub? - Es war die schrecklichste aller Laran -Waffen, denn sie brachte nicht nur jedem den Tod, der sie berührte oder einatmete, sondern verharrte für Generationen und länger und vergiftete alles Leben. Es gab immer noch Landstriche, die seit dem Zeitalter des Chaos niemand zu durchqueren wagte, in denen man keine der Pflanzen oder Tiere verzehren konnte. Soweit Dyannis wusste, besaß derzeit kein Turm Knochenwasserstaub oder stellte welchen her.
   Mit großer Anstrengung konzentrierte sie sich wieder auf die Waffe. Ja, es war vom Vibrationsmuster her ganz ähnlich wie Knochenwasserstaub . Aber nicht genauso. Das hier fühlte sich weniger virulent an, aber es schien auch eine andere physische Konfiguration zu haben; es waren eher Körner oder Kristalle als pulvrige Partikel. Er würde sich nicht so weit verteilen, würde gleich auf den Boden fallen, statt vom Wind weitergetragen zu werden.
   Eine Waffe, in der Tat. Eine, die präzise eingesetzt werden konnte, mit weniger Risiko, dass eine plötzlich aufkommende Bö sie zurück zu den angreifenden Streitkräften trug. Angeblich war das eine Generation zuvor in Drycreek passiert, wo der gesetzlose Laranzu Rumail Deslucido Knochenwasserstaub auf die Armee von König Rafael Hastur losgelassen hatte, aber der Staub war weit umhergeweht worden

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