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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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   »Was, glaubst du, wäre geschehen, wenn du nicht gehandelt hättest?«, fuhr Raimon ungerührt fort. »Der Kreis wäre hilflos gewesen, verwundet und unterlegen, und hätte kaum eine Chance gehabt zu überleben. Statt drei Toten hätte es ein Dutzend gegeben… « Er hielt inne und warf einen kurzen Blick zu Varzil, der andeuten sollte: Darunter vielleicht einen, der einen für Darkovers Zukunft unermesslichen Verlust dargestellt hätte .
   »Ich… ich dachte nicht… «
   »Selbstverständlich nicht. Wie hättest du auch inmitten einer angreifenden Menschenmenge denken können? Oder wenn es dir tatsächlich durch übermenschliche Fähigkeiten gelungen wäre, ruhig zu bleiben, was hättest du dann getan? Könnte es möglich sein, dass dein Instinkt richtig war? Dass dein rasches Handeln uns alle gerettet hat?«
   Dyannis schwieg, aber sie senkte ihre Laran -Barrieren genügend, um Telepathie zuzulassen. Was du sagst, mag wahr sein, aber es befreit mich nicht von meiner Schuld.
   Nein , antwortete der Bewahrer. Das kann es auch nicht . Laut sagte er: »Wirst du dich meinem Urteil unterwerfen?«
   Das war der Augenblick, auf den Dyannis gewartet hatte.
   »Dann vernimm mein Urteil, Dyannis Ridenow. Du hast tatsächlich deine Begabung missbraucht und gegen deinen Schwur, gegen den Pakt und die grundlegendsten Prinzipien des Turms verstoßen. Du hast den Geist dieser Menschen zu deinem eigenen Nutzen verletzt und damit schwerwiegende und dauerhafte Schäden hervorgerufen. Du hast deinen heiligsten Eid verraten.«
   Dyannis bebte. Jedes Wort schnitt tiefer als eine Peitschenschnur. Ihre Wangen brannten, und sie hätte am liebsten die Hände gehoben, um ihr Gesicht zu bedecken, aber sie blieb sitzen, ohne sich zu rühren. Sie war nicht darauf gefasst gewesen, wie sehr sie sich schämen würde. Es war eine Sache, ihre Missetaten in ihrem eigenen Kopf aufzuzählen, und etwas ganz anderes, sie mit solch gnadenloser Offenheit ausgesprochen zu hören. Dennoch, sie hatte es verdient. Durch das Brennen von Tränen hielt sie den Kopf weiterhin hoch und presste die Lippen fest aufeinander.
   »Aber bei all dem«, fuhr Raimon fort, »hast du auch eine heldenhafte Tat vollbracht, die viele Leben gerettet hat, und du hast dich unermüdlich angestrengt, genau jenen Menschen zu helfen, die dich ohne jede Provokation angegriffen haben. Wenn deine Überwacherin nicht übertreibt, warst du sogar dicht daran, dein Leben und deine Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Es ist mein Urteil als dein Bewahrer, dass du deine Schuld bezahlt hast. Du bist daher frei von jeder weiteren Verpflichtung in dieser Sache.«
   Dyannis starrte ihn aus feuchten Augen an und versuchte zu verdauen, was er gesagt hatte. Sie war sicher, etwas missverstanden zu haben. Wie konnte er sie von einer solchen Schuld freisprechen? Und was ihr Verhalten nach der Katastrophe anging - das war nicht mehr gewesen, als jede Leronis des Turms getan hätte, und besaß keinen besonderen Wert.
   Raimon hatte offenbar nicht verstanden, wie gewaltig ihr Verbrechen gewesen war. Vielleicht hatte der Schlag auf den Kopf irgendwie sein Denken beeinträchtigt. Dennoch, er war ihr Bewahrer, der Laranzu , dem sie ihren Eid geschworen hatte. Sie hatte zugestimmt, sich seinem Urteil zu unterwerfen, und hätte nicht einmal im Traum erwartet, dass es viel nachsichtiger ausfallen würde als ihr eigenes.
   »Möchtest du etwas dazu sagen?«, fragte Raimon.
   Dyannis merkte plötzlich, wie viel Zeit vergangen war. Die Tränen, die in ihren Augen gebrannt hatten, trockneten bereits auf ihren Wangen. Sie schüttelte den Kopf.
   Es ist nicht genug, es wird niemals genug sein. Aber im Augenblick kann ich nichts weiter tun.
   »Chiya «, sagte Varzil. Seine Stimme war so liebevoll, dass es ihre ohnehin überreizten Nerven noch mehr quälte; sie verdiente solchen Trost nicht. »Du beurteilst dich selbst zu hart.«
   »Ich weiß, was ich getan habe«, erwiderte sie. Die Worte kamen leise und heiser heraus, erstickt von der Intensität ihrer Gefühle.
   Nein , erwiderte er telepathisch. Ich glaube, das tust du nicht. Hör mich an. Hier sind mächtige verborgene Kräfte am Werk. Vielleicht sind nicht einmal alle davon menschlich. Wir, die wir mit Laran begabt sind, nehmen häufig fälschlicherweise an, dass wir mehr Voraussicht und Verständnis haben als gewöhnliche Menschen, aber das stimmt nicht. Es gibt so etwas wie Schicksal, das unsere Zeit

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