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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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über die Hänge verstreut, aber der flachere Boden bestand überwiegend aus feinem Kies. Nur sehr robustes Gras wuchs hier, und auch das war bereits zu grauen Kringeln vertrocknet. Jorge fragte, ob sie in Gefahr sein würden, wenn das Flussbett sich wieder füllte, aber Tia sagte, der Fluss, der hier einmal hindurchgeflossen sei, sei schon lange ausgetrocknet.
   Bald schon hatte die alte Frau ein kleines Lagerfeuer entzündet und einen Kessel mit Wasser darübergehängt. Sie kochte die Mahlzeiten für alle, Saravio und Eduin eingeschlossen, nach ihrem eigenen Stundenplan, und manchmal gab es warme Mahlzeiten am Morgen und kalte am Abend. Nun beugte sie sich über ihren Topf und rührte Stücke wilder grüner Zwiebeln hinein.
   Raynita ging zu Eduin. Mit dem Blick folgte sie Saravio, der allein davongeschlendert war. Er stand an dem ausgetrockneten Flussbett, den Kopf zurückgelegt, die Mütze in die Stirn gezogen, und spähte nach Osten.
   »Das ist ein seltsamer Bursche«, sagte sie. »Wir sind einander so nah, wenn wir zusammen singen, aber den Rest der Zeit bin ich nicht einmal sicher, ob er auch nur weiß, dass es uns gibt.«
   Jorge kam grinsend näher. »Ich habe dort drüben einen perfekten Platz gefunden. Er ist groß genug und beinahe sandig.«
   Raynita seufzte. »Dann geh und wärme dich auf. Ich komme bald nach.« Als Jorge vergnügt davontrabte, wandte sie sich wieder Eduin zu. »Ich hatte gehofft, dass er damit aufhören würde, aber er übt seine Akrobatik, wann immer er kann. Und selbstverständlich hat er Recht. Als wir in Robardins Fort waren, haben ihm die Vorstellungen genügt, aber wenn wir unterwegs sind, will er immer etwas Neues versuchen.«
   Eduin gestand, dass er von Akrobatik keine Ahnung hatte.
   »Dann komm mit; vielleicht kannst du etwas lernen. Und es würde helfen, wenn jemand anders ihm assistieren kann. Ich bin den letzten Zehntag so müde gewesen, dass ich nur noch schlafen will.« Gähnend ging Raynita zum Wagen. Kurze Zeit später kam sie wieder heraus und trug statt ihres üblichen Rocks die Kniehose eines Jungen.
   Eduin sah von weitem zu, wie Jorge mit seinen Anfangsübungen begann, sich, streckte und bog und seine Muskeln anspannte. Körperliche Fähigkeiten hatten ihn nie sonderlich interessiert. Seine Jahre in Arilinn hatten bewirkt, dass er von der Überlegenheit geistiger Kräfte überzeugt war. Er spürte Jorges Konzentration, als der Junge einen Handstand machte, die Beine geradebog und sie dann spreizte, wobei er so ins Wackeln geriet, dass er beinahe gefallen wäre; dann brachte er die Beine wieder zusammen und schlug einen Salto. Danach sprang er ohne innezuhalten auf und schlug ein Rad. Es war klar, dass es ihm Spaß machte. Raynita folgte ihm lachend.
   Sie gab einen Kommentar zu Jorges Technik ab. Zu Eduins Überraschung vollführte sie dann die gleichen Übungen, aber mit verblüffender Leichtigkeit und Anmut. Jorge stöhnte. »Ich kann beim Spreizen einfach nicht so aufrecht bleiben wie du.«
   »Du wirst es schon lernen«, antwortete sie. »Versuch es noch einmal auf diese Weise.«
   Eduin schaute zurück zum Lager, wo er Saravio zum letzten Mal gesehen hatte, aber er war verschwunden. Was hatte er erblickt, als er am Flussbett entlanggespäht hatte? Eine weitere Vision von Naotalba? Eine Erinnerung an fließendes Wasser, oder vielleicht ein heranziehendes Unwetter? Eduin tastete mit seinem Laran über die Wolken hinaus, spürte die Luftströmungen…
   Er hörte eine Reihe gedämpfter Geräusche und dann Raynitas Schrei. Er fuhr herum, sah, dass sie ebenso wie ihr Bruder auf dem Boden lag, und eilte zu ihnen. Raynita versuchte aufzustehen, aber Jorge rührte sich nicht. Blut glitzerte in seinem wirren Haar. »Er ist einfach zusammengebrochen«, stotterte Raynita. »Er muss die Hand falsch aufgesetzt haben - ich konnte ihn nicht halten. Ihr Götter, es ist alles meine Schuld! Ich hätte nie… ich war viel zu müde!«
   Eduin kniete sich hin, um den Jungen zu untersuchen. Die alte Ausbildung machte sich bemerkbar. Ohne nachzudenken senkte er die Barrieren, begann, dem Fluss von Nerven und Blut mit seinem Laran zu folgen, spürte die Knochen, die glatte Wölbung des Schädels, das Netz von Membranen, die das Hirn polsterten, das zarte Muster der Blutgefäße. Die Blutung aus der Kopfwunde war oberflächlich, der Knochen intakt. Aber dort - in dem Kreis aus miteinander verbundenen Gefäßen an der Schädelbasis…
  

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