Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
darin, den jungen Männern auszuweichen, die aufpaßten, daß kein Feuer in brandgefährdete Teile der Scheune getragen wurde. Aber Conn und Lilla wollten kein Licht. Umgeben von der frischen Süße des Heus, in die sich der Duft von Kleeblumen mischte, drückte Conn sie fest an sich und küßte sie immer wieder. Nach einer Weile flüsterte er ihr etwas zu, und sie zog sich mit ihm weiter in die Dunkelheit zurück. Dort standen sie aneinandergeschmiegt, sein Kopf lag zwischen ihren Brüsten, seine Hände machten sich an den Schnüren ihres Mieders zu schaffen. Da rief jemand seinen Namen.
»Conn?« Das war Markos’ Stimme. Gereizt fuhr Conn herum und sah den alten Mann mit einer feuersicheren Laterne in der Hand dastehen. Markos hob die Laterne und blickte dem Mädchen ins Gesicht. »Ah, Lilla – deine Mutter sucht dich, Mädchen.«
Ärgerlich spähte Lilla hinaus. Sie konnte erkennen, daß ihre Mutter, klein und dunkel in einem gestreiften Kleid, mit einem halben Dutzend anderer Frauen plauderte. Aber Markos sah sie gar zu finster an, und sie entschloß sich, auf Widerspruch zu verzichten. Sie ließ Conns Hand los und zog schnell die Schnüre ihres Mieders fest.
»Geh nicht, Lilla. Wir wollen wieder tanzen«, bat Conn.
»Nichts da! Man verlangt nach Euch, junger Herr«, sagte Markos ehrerbietig, aber mit einer Strenge, der Conn sich niemals zu widersetzen gewagt hätte. Mürrisch folgte er Markos aus der Scheune. Sobald sie draußen waren, verlangte er zu wissen: »Also, was ist los?«
»Sieh mal, wie dunkel der Himmel ist. Es wird noch vor dem Morgengrauen regnen«, sagte Markos.
»Und deshalb hast du uns gestört? Du überschreitest deine Befugnisse, Pflegevater.«
»Ich glaube nicht. Was kann einem Grundeigentümer wichtiger sein als gutes Wetter?« fragte Markos. »Außerdem ist es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, daß du nicht vergißt, wer du bist. Kannst du leugnen, daß du Minuten später das Mädchen im Heu gehabt hättest?«
»Und wenn schon, was geht es dich an? Ich bin kein Eunuch. Erwartest du von mir…«
»Ich erwarte, daß du jeder Frau, die du nimmst, Gerechtigkeit widerfahren läßt«, unterbrach ihn Markos. »Das Tanzen schadet nichts, aber alles Weitere – du bist Hammerfell, du könntest das Mädchen nicht heiraten und nicht einmal für ein Kind sorgen, sollte das die Folge sein.«
»Soll ich des Unglücks meiner Familie wegen mein ganzes Leben lang auf Frauen verzichten?« begehrte Conn auf.
»Durchaus nicht, Junge. Sobald Hammerfell wieder dein ist, kannst du um jede Prinzessin der Hundert Königreiche freien«, antwortete Markos. »Nur laß dich nicht jetzt von einem Bauernmädchen einfangen. Du verdienst etwas Besseres als die Tochter eines Kuhhüters – und das Mädchen verdient etwas Besseres von dir, als bei einem Erntetanz leichtfertig genommen zu werden«, setzte er hinzu. »Ich habe gehört, daß Lilla ein gutes Mädchen ist. Ihr steht ein Ehemann zu, der sie achten kann. Sie soll nicht von einem jungen Lord, der ihr weiter nichts zu bieten hat, im Heu umgelegt werden. Die Männer deiner Familie haben sich immer ehrenhaft gegen Frauen betragen. Dein Vater, mögen die Götter gut zu seinem Andenken sein, war der Inbegriff der Schicklichkeit. Du willst doch nicht, daß von dir gesagt wird, du seist nur ein junger Lüstling, der zu nichts anderem taugt, als Frauen in dunkle Ekken zu locken.«
Conn ließ den Kopf hängen. Er wußte, daß Markos recht hatte, und doch war er immer noch wütend über die Störung, und die Enttäuschung quälte ihn.
»Du redest wie ein cristoforo«, murrte er.
Markos zuckte die Schultern. »Das ist längst nicht das Schlechteste. Wenn du diesem Glauben folgst, wirst du wenigstens nie etwas zu bereuen haben.«
»Und auch nichts zu lachen«, sagte Conn. »Es ist eine Schande für mich, Markos. Du hast mich vom Tanz weggeholt wie einen ungezogenen kleinen Jungen, der ins Bett muß.«
»Nein«, gab Markos zurück. »Im Augenblick glaubst du mir nicht, mein Junge, aber ich habe dich vor Schande bewahrt. Paß auf.« Er zeigte auf die Bauern, die zu einer neuen Melodie tanzten. Conns Augen folgten Lilla, die auch dabei war. »Gebrauch deinen Kopf, Junge«, drängte Markos ihn freundlich. »Jede Mutter im Dorf weiß, wer du bist. Glaubst du nicht, eine jede von ihnen würde dich nur zu gern in ihre Familie locken und nicht darüber erhaben sein, als Köder für die Falle ihre Tochter zu benutzen?«
»Was hast du für eine Meinung von Frauen!« sagte Conn
Weitere Kostenlose Bücher