Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
angewidert. »Hältst du sie wirklich für solche Intrigantinnen? So hast du bisher noch nie gesprochen.«
»Nee, ha’ ick nich.« Markos übertrieb den rauhen ländlichen Akzent. »Bis vor kurzem hat niemand dich für etwas anderes gehalten als für meinen Sohn. Jetzt wissen alle, wer du wirklich bist, und du bist der Herzog von Hammerfell.«
»Und mit dem Titel und mit einem silbernen Sekal kann ich einen Becher Apfelwein bezahlen«, spottete Conn. »Ich sehe darin augenblicklich keinen großen Nutzen …«
»Hab Geduld, Junge. Es hat einmal eine Armee in Hammerfell gegeben, und nicht alle Kämpfer haben ihre Schwerter gegen Pflugscharen eingetauscht. Sie werden sich sammeln, wenn es soweit ist, und das wird nicht mehr lange dauern.« Sie gingen langsam die Dorfstraße hinunter, bis sie das kleine Haus erreichten, in dem Conn und Markos wohnten. Ein alter Mann – ein gebeugter Veteran mit nur einem Arm -, der lange Zeit seines Lebens für sie gearbeitet hatte, kam herbei, nahm ihnen die Mäntel ab und hängte sie auf.
»Wollt ihr essen, Masters?«
»Nein, Rufus, wir haben beim Fest gegessen und getrunken«, antwortete Markos. »Geh zu Bett, alter Freund. Heut nacht tut sich nichts.«
»Was nur gut ist«, brummte der alte Rufus. »Wir hatten eine Wache auf den Paß gestellt für den Fall, daß Storn sein gieriges Auge auf die Hammerfell-Ernte werfen würde. Aber es rührt sich nicht einmal ein Buschspringer auf den Bergen.«
»Gut.« Markos trat an den Wassereimer und schöpfte sich Wasser zum Trinken. »Vor Morgengrauen wird es Regen geben, glaube ich. Ein Glück, daß es trocken geblieben ist, bis das Korn eingefahren war.« Er bückte sich, um seine Stiefel aufzuschnüren, und sagte, ohne seinen Pflegesohn anzusehen: »Es hat mir leid getan, daß ich dich so plötzlich wegholen mußte, aber ich fand, es sei Zeit zum Eingreifen. Vielleicht hätte ich früher sprechen sollen. Solange du noch ein Junge warst, hielt ich es jedoch nicht für nötig. Wie dem auch sei, die Ehre verlangte…«
»Ich verstehe«, fiel Conn ihm mit rauher Stimme ins Wort. »Es ist nicht weiter wichtig. Vielleicht ist es ganz gut, daß wir nach Hause gekommen sind, bevor das Unwetter …« Und schon hörte man draußen einen heftigen Windstoß und ein Rauschen. Der Himmel öffnete sich, in Strömen fiel Regen hernieder und übertönte jedes andere Geräusch.
»Aye, das wird den armen Mädchen den Feststaat ruinieren«, bemerkte Markos. Conn hörte nicht hin. Die Steinwände des kleinen Hauses waren verblichen, und gleißendes Licht blendete seine Augen. Die einfache Bank unter ihm war ein Brokatsessel, und ein kleiner, weißhaariger, elegant gekleideter Mann sah ihn mit durchdringenden Augen an und fragte: Wenn ich Euch helfen würde, Hammerfell zurückzugewinnen, würdet Ihr dann geloben, ein treuer Vasall der Hasturs zu sein?
»Conn!«
Markos rüttelte ihn am Arm.
»Wo warst du? Weit weg von hier, das konnte ich sehen
- war das wieder dein Traummädchen?«
Der plötzliche Wechsel der Beleuchtung von strahlendem Glanz zu einer einfachen Laterne und dem Sehern des Feuers ließ Conn blinzeln.
»Diesmal nicht«, antwortete er, »obwohl ich weiß, daß sie in der Nähe war. Nein, Markos, ich habe mit dem König gesprochen -« er suchte nach dem Namen »- mit König Aidan in Thendara, und er versprach nur Hilfe für Hammerfell…«
»Gnädige Avarra«, sagte der alte Mann leise, »was war das für ein Traum…«
»Kein Traum, Pflegevater, es kann kein Traum gewesen sein. Ich sah ihn, wie ich dich sehe, nein, noch deutlicher, weil mehr Licht war, und ich hörte seine Stimme. Oh, Markos, wenn ich nur wüßte, ob mein laran von der Art ist, die die Zukunft voraussieht! Denn wenn dem so ist, sollte ich sofort nach Thendara reiten und König Aidan aufsuchen.«
»Ich weiß nicht, was für ein laran in der Familie deiner Mutter war – es könnte durchaus diese Gabe sein.«
Die Wiederkehr des »Traumes« gab Markos Rätsel auf. Er sah Conn scharf an. Zum erstenmal in vielen Jahren kam es ihm in den Sinn: Ist es möglich, daß die Herzogin von Hammerfell noch am Leben ist und die Sache Hammerfells in Thendara vertritt?
Oder hat vielleicht sogar Conns Bruder diese Nacht des Feuers und des Untergangs überlebt? Nein, sicher nicht. Das konnte nicht die Ursache von Conns Visionen sein. Immerhin hatte Conn, wie er sich erinnerte, eine ungewöhnlich starke Verbindung zu seinem Zwillingsbruder gehabt…
»Sollte ich nicht wirklich nach Thendara gehen und
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