Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
genäht war, stolz gewesen. Doch jetzt verglich er ihn mit der Kleidung anderer junger Männer seines Alters, und es kam ihm bald zu Bewußtsein, daß er darin wie ein Bauer aussah. Denn niemand trug so etwas außer ein paar älteren Landleuten mit Dreck an den Stiefeln.
Was kümmert es mich? Schließlich will ich nicht zum Tanz auf des Königs Mittsommerball! Aber er mußte sich eingestehen, daß es ihn doch kümmerte. Es war nicht sein sehnlicher Wunsch gewesen, in die Stadt zu kommen, aber wenn die Straßen seines Schicksals ihn hinführten, würde er es vorziehen, wie ein Edelmann auszusehen.
Es war gegen Mittag, und die rote Sonne stand hoch am Himmel, als er von weitem die Mauern der alten Stadt Thendara erblickte, und schon eine Stunde später ritt er in die Stadt ein, die von der alten Burg der HasturLords beherrscht wurde.
Anfangs war er es zufrieden, durch die Straßen zu reiten und sich umzusehen. Später nahm er in einer billigen Wirtschaft eine Mahlzeit zu sich. Ein Mann ging durch den Raum und winkte ihm lässig zu. Conn hatte ihn noch nie gesehen und fragte sich, ob das bloße Freundlichkeit gegenüber einem Fremden war oder ob der Mann ihn irrtümlich für jemand anderen gehalten hatte.
Als er fertig gegessen und seine Zeche bezahlt hatte, erkundigte er sich, wie Markos ihm geraten hatte, nach dem Haus Valentin Hasturs und erhielt Auskunft. Unterwegs fragte er sich wieder, ob man ihn verwechselte, denn zweioder dreimal winkte ihm jemand freundlich zu, wie man es bei einem Bekannten tut.
Er fand Valentin Hasturs Haus nach der Beschreibung, die man ihm gegeben hatte, leicht, aber er näherte sich der Tür nur zögernd. Zu dieser Tagesstunde ging der Lord wahrscheinlich seinen Geschäften nach und war gar nicht daheim. Nein, sprach Conn sich Mut zu, der Mann war ein hoher Adliger, kein Bauer, er hatte keine Felder zu pflügen und sich um keine Herden zu kümmern, und wenn jemand ihn geschäftlich sprechen wollte, würde er ihn aufsuchen. Er konnte ebensogut zu Hause wie außer Haus sein.
Conn stieg die Treppe hinauf. Ein Diener kam an die Tür, und Conn fragte freundlich, ob dies das Haus des Lords Valentin Hastur sei.
»Das ist es, sofern es dich irgend etwas angeht.« Der Mann betrachtete mit kaum verhohlener Verachtung Conns Erscheinung und seine ländliche Kleidung.
»Melde Lord Valentin Hastur«, sagte Conn jetzt bestimmt, »daß der Herzog von Hammerfell, ein Verwandter von ihm aus den fernen Hellers, um eine Audienz bei ihm bittet.«
Der Diener machte ein überraschtes Gesicht – dazu hatte er auch allen Grund, dachte Conn -, doch er führte den Besucher in ein Vorzimmer und entfernte sich, um die Botschaft auszurichten. Nach einer Weile hörte Conn, daß sich feste Schritte näherten – offenbar, dachte er, die Schritte des Herrn dieses Hauses.
Valentin Hastur, ein großer, schlanker Mann mit rotem Haar, das mit zunehmendem Alter sandfarben wurde, betrat den Raum, die Hand zum Willkommen ausgestreckt.
»Alastair, mein lieber Junge«, sagte er, »ich hatte nicht damit gerechnet, dich zu dieser Stunde zu sehen. Aber was ist das? Ich hätte nie geglaubt, daß du dich in einer solchen Aufmachung innerhalb deiner vier Wände sehen ließest, ganz zu schweigen auf der Straße! Habt ihr, du und die junge Dame, schon einen Termin festgesetzt? Mein Vetter sagte mir erst gestern, er warte nur darauf, daß du zu ihm kommen und mit ihm sprechen würdest.« An dieser Stelle runzelte Conn die Stirn. Es lag auf der Hand, daß der Hastur-Lord nicht zu ihm sprach, sondern zu jemandem, für den er ihn irrtümlich hielt. Valentin Hastur schritt ihm voraus den Gang entlang und bemerkte Conns Blick nicht, sondern plauderte liebenswürdig weiter: »Und wie ist die Sache mit dem jungen Hund ausgegangen? Gefällt er deiner Mutter? Wenn nicht, ist sie schwer zufriedenzustellen. Nun, was kann ich für dich tun?« Erst jetzt drehte er sich um und sah Conn wieder an.
Er blieb wie angewurzelt stehen. »Einen Augenblick … du bist nicht Alastair!« Valentin konnte es nicht fassen. »Du siehst genauso aus wie er! Wer bist du, Junge?«
Conn erklärte mit fester Stimme: »Ich verstehe das nicht. Ich bin Euch dankbar, daß Ihr mich so freundlich empfangt, Sir, aber für wen haltet Ihr mich?«
Valentin Hastur antwortete langsam: »Ich hielt dich natürlich für Alastair von Hammerfell – den jungen Herzog. Ich – nun, ich hielt dich für einen jungen Mann, den ich kenne, seit du – seit er Babysachen trug, und deine Mutter
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