Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
mit König Aidan Hastur sprechen?« fragte Conn.
»So leicht ist es nicht, einem König das Haus einzurennen«, gab Markos zu bedenken. »Aber deine Mutter hatte Hastur-Verwandte, und diese würden sich um ihretwillen sicher für dich einsetzen.«
Soll ich ihm sagen, daß ich vermute, seine Mutter und vielleicht sogar sein älterer Bruder seien noch am Leben? fragte Markos sich. Nein, das wäre unfair gegen den Jungen. Er würde auf dem ganzen Weg nach Thendara grübeln – und er hat bereits genug zu verkraften…
»Ja«, fuhr Markos dann resigniert fort, »es sieht ganz so aus, als müßtest du nach Thendara und feststellen, was man dort über Hammerfell weiß und was getan werden kann, um unseren Leuten zu helfen. Auch sollten wir uns an die Verwandten deiner Mutter wenden. Möglicherweise bieten sie uns ihre Hilfe an.« Er schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Es ist Zeit, mein Junge, daß du einmal mit jemandem sprichst, der von laran mehr versteht als ich – diese ›Episoden‹ werden zu häufig, und ich mache mir Sorgen um dein Wohlergehen.«
Conn konnte nicht umhin, ihm zuzustimmen.
Conn ritt südwärts durch den leichten Regen, der die Umrisse der Berge verwischte. Als er in die südlichen Gebiete des alten Reiches von Hammerfell und in das Königreich von Asturias kam, war es, als lägen alle Hundert Königreiche zu seinen Füßen. Früher hatte man gesagt, viele kleinere Könige in den Hundert Königreichen könnten sich auf einen Hügel stellen und von einer Grenze ihres Landes zur anderen blicken, und jetzt, als er von einem kleinen Königreich ins nächste kam und eine Grenze nach der anderen hinter sich ließ, erkannte Conn, daß dies zutraf. Im Süden, so hatte man ihm erklärt, lägen die HasturDomänen, wo in den langen Kriegen der Vergangenheit der brillante König Regis IV. endlich viele dieser Miniaturkönigreiche unter einer einzigen Herrschaft vereinigt hatte.
Conn überquerte den Kadarin-Fluß, gelangte ins Vorgebirge und nach Neskaya, die angeblich älteste Stadt der Welt. Dort verbrachte er die Nacht als Gast einer Tiefland-Familie, an die Markos ihm ein Empfehlungsschreiben mitgegeben hatte. Die Leute behandelten ihn mit Achtung und stellten ihm alle ihre Söhne und Töchter vor. So jung und naiv war Conn nun auch wieder nicht, daß er geglaubt hätte, diese Ehrerbietung gelte seiner Person statt seinem Erbe und Titel, aber für einen Jungen seines Alters war es trotzdem wie ein berauschendes Getränk. Man gab ihm zu verstehen, daß er ihnen für beinahe unbegrenzt lange Zeit willkommen sein würde, aber er lehnte freundlich ab – sein Vorhaben drängte ihn zur Eile.
Bei Sonnenuntergang des dritten Tages kam er an den Wolkensee von Hali mit seinen merkwürdigen Fischen und zu den schimmernden Ruinen des großen Turmes, der einmal dort gestanden hatte und der für immer in Trümmern liegenbleiben sollte, um an die Torheit zu erinnern, Krieg mit laran zu führen. Conn war sich nicht sicher, ob er die Überlegungen verstand, die dem zugrunde lagen. Wenn es eine so wirksame Waffe gab, war es in Kriegszeiten doch bestimmt das Barmherzigste, sie sofort einzusetzen und den Konflikt schnell zu beenden, bevor noch mehr Menschen sterben mußten. Aber er sah schon ein, daß es eine Katastrophe wäre, sollte eine solche Waffe in die Hände der falschen Seite fallen. Und als er noch ein bißchen mehr darüber nachdachte, erkannte er, daß nicht einmal der Weiseste würde sagen können, welche Sache die gerechtere war.
In dieser Nacht schlief er im Schatten der Ruinen, und falls es dort Geister gab, störten sie ihn nicht.
Am nächsten Vormittag machte er bei einer Schutzhütte halt, wusch sich, kämmte sein rotes Haar und zog den sauberen Anzug an, den er in einer Satteltasche mitgenommen hatte. Er aß den letzten Rest seines Proviants, doch das bereitete ihm keine Sorge. Er hatte immer für den Lebensunterhalt gejagt, und jetzt war er nach seinen bescheidenen Begriffen reichlich mit Geld versehen und wußte, er würde bald in dichter besiedelte Gebiete kommen, wo er Speisen und Getränke kaufen konnte. Wie ein Kind, das sich auf ein Fest freut, brannte er darauf, die große Stadt zu sehen.
Am späten Vormittag gelangte er in die Umgebung der Stadt. Die Straßen waren breiter und besser, die Gebäude älter und größer, und die meisten von ihnen machten den Eindruck, als seien sie schon lange Zeit bewohnt. Conn war auf seinen schönen neuen Anzug, der aus haltbarem Tuch und ordentlich
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