Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
erkannte. Die Abzweigung links führte bergauf nach Hammerfell, die rechts zu der Burg auf Stornhöhe, die man gerade noch über einem Berggipfel sehen konnte. Erminie zögerte unschlüssig. Sollte sie zu ihrem eigenen Heim in Hammerfell reiten (das sie zuletzt in Trümmern gesehen hatte) und sich nach Verbündeten umschauen oder sich direkt nach Storn begeben und verlangen, daß man sie ihren verletzten Sohn pflegen lasse?
Sie vertraute ihre Zweifel Floria an, die meinte: »Conn hat doch erzählt, daß er mit Markos zusammengelebt hat, Lady Erminie. Ich finde, Ihr tätet besser daran, dort Unterkunft zu suchen.«
»Aber wenn Alastair in Storns Händen ist«, wandte Erminie ein. »Vielleicht ist er da nicht sicher…«
»Hat man uns nicht immer wieder beteuert, der Feuerfrieden sei den Bergbewohnern heilig?« erinnerte Floria sie. »Alastair ist während des Brandes auf Storn-Land verletzt worden; Storn kann gar nicht anders, als ehrenhaft für ihn zu sorgen.«
»Ich habe keine Veranlassung, der Ehre von Lord Storn zu vertrauen«, sagte Erminie.
»Um so mehr habt Ihr Grund, Euch ihm nicht unangekündigt auszuliefern«, argumentierte Floria. Lady Erminie sah es ein, und sie nahmen die Abzweigung nach Hammerfell. Nach einem kurzen Stück hörten sie, daß ihnen Reiter entgegenkamen. Ohne die geringste Ahnung, wer sie waren, lenkten sie ihre Pferde vom Weg hinunter in dichtes Gebüsch. Dann hörte Erminie ein ihr vertrautes Bellen und eine menschliche Stimme, die sie wiedererkannte, obwohl sie sie ein halbes Menschenleben lang nicht mehr vernommen hatte.
»Meine Herzogin?«
»Ist es möglich, daß du es bist, Markos, mein alter Freund?«
»Ja, und ich auch, Mutter!« rief Conn. Mit einem hörbaren Seufzer der Erleichterung ritt Erminie auf die Straße zurück und fiel Markos fast ohnmächtig in die Arme. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß seine Mutter gut aufgehoben war, begrüßte Conn mit einer freundschaftlichen Umarmung Gavin, und dann umarmte er zögernd auch Floria.
»Ihr hättet wirklich nicht kommen sollen«, schalt er. »In Thendara wäret ihr sicherer gewesen! Jetzt ist Alastair in der Gewalt Storns und schwer verletzt…«
Erminie atmete die scharfe Bergluft ein, und in ihr stieg die Erinnerung an ihren alten Spielkameraden Alaric auf, der in Storns Burg gefangen gewesen und dort gestorben war.
»Wie schlimm steht es um ihn? Hat Storn irgendwelche Drohungen geäußert?«
»Bisher nicht«, antwortete Markos, »aber ich bin sicher, daß sie noch kommen werden. Meine Lady, ich bin überglücklich, daß Ihr am Leben seid und es Euch gutgeht. In all diesen Jahren habe ich Euch für tot gehalten.«
»Und ich dich, alter Freund.« Erminie drückte dem Gefolgsmann ihres Gatten herzlich die Hand. Dann beugte sie sich impulsiv vor und küßte ihn auf die Wange. »Ich schulde dir viel Dankbarkeit, daß du die ganze Zeit für meinen Sohn gesorgt hast, Markos.«
»Die Dankbarkeit ist auf meiner Seite, Lady. Er ist nur der Sohn gewesen, den ich nie hatte«, sagte Markos. »Doch nun müssen wir weiter. Es ist spät, und der Abendregen wird sich bald in Schnee verwandeln. Ich wünschte, ich könnte Euch Hammerfell wiederaufgebaut zeigen, aber dieser Tag liegt leider noch fern. Würden wir vor Storns Augen mit den Arbeiten beginnen, wüßte er sofort, daß noch Hammerfells in diesen Bergen leben. Jetzt aber ist ein Schneesturm im Anzug, und ich habe ein Haus, das meiner Lady zur Verfügung steht, und Leute, die für Euch und die junge leronis sorgen werden.«
»Was ist mit dem Feuer, was ist mit Alastair?«
»Das Feuer wird wohl gelöscht sein«, erwiderte Conn langsam. »Es hat viel geregnet, und ich habe eine Flugmaschine gesehen, die vielleicht Hilfe gebracht hat. In Tramontana sind leroni, Mutter, und ich glaube, eines von Storns Vorhaben war, sich bei ihnen in Gunst zu setzen, als sei er selbst Comyn.«
Erminie schloß die Augen, konzentrierte sich auf ihren Sternenstein und griff mit ihren Sinnen so weit hinaus, wie sie konnte. Wortlos bat sie Floria, sie abzuschirmen, und suchte die ganze Umgebung ab.
»Ja, das Feuer ist aus«, verkündete sie schließlich. »Der Boden ist naß und dampft. Eine kleine Patrouille wacht darüber, daß es nicht wieder auflodert. Die Männer im Brandbekämpfungslager schlafen und werden sicher am Morgen nach Hause zurückkehren. Aber ich finde keine Spur von Alastair.«
»Er ist doch nicht im Lager«, berichtete Conn. »Wie ihr wißt, kam er vor einer Weile wieder zu Bewußtsein –
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