Darkover 09 - An den Feuern von Hastur
erklären, was diese ›Bewahrerinnen‹ sind, aber sie haben große Macht. Wenn eine von ihnen und dazu noch sein Vater ihm die Furcht Gottes beigebracht haben, wird er sich von nun an ordentlich benehmen. Sehen Sie doch, er zollt den hiesigen Frauen überhaupt keine Aufmerksamkeit. Er ist sofort auf Ysaye zugegangen. Und der Ruf unserer Frauen wird Aldaran keine Kopfschmerzen machen, nicht eine Minute lang.«
»Damit haben Sie wohl recht«, lächelte Elizabeth. Ihr fiel auf, daß Evans sich große Mühe gab, charmant zu sein. Vielleicht war das eine stillschweigende Entschuldigung dafür, daß er vorhin beinahe einen Streit über die Drogenfrage mit ihr vom Zaun gebrochen hätte.
»Oh, Kadarin hat mir eine ganze Menge über die hiesigen Sitten und Gebräuche beigebracht«, sagte er. »Wahrscheinlich kenne ich mich darin jetzt besser aus als die meisten anderen von uns, weil er mich gezwungen hat, mich nach ihnen zu richten.«
»Wirklich?« Das erweckte Elizabeths Interesse. »David und ich haben die Erlaubnis für einen Feldeinsatz bekommen Ich habe schreckliche Angst, daß ich irgendeinen fatalen Irrtum begehen werde.«
Evans’ Lachen hatte nicht den üblichen sarkastischen Klang. »Na, na, Elizabeth! Wenn ich Sie nicht besser kennen würde, käme mir das wie eine Bitte um Hilfe vor.«
»Nun«, gestand sie widerstrebend ein, »eigentlich ist es das auch.«
Evans überlegte eine Weile und nickte dann. »Ich will Ihnen was sagen - hier möchte ich lieber nicht sprechen, weil man nie weiß, wer von diesen Eingeborenen genug Terra-Standard aufgeschnappt hat, daß er sich von irgend etwas, das ich sage, beleidigt fühlen wird. Können wir uns nicht in einer Viertelstunde woanders treffen? Dann dürfen Sie mich fragen, soviel Sie wollen.«
Elizabeth zögerte. Etwas an ihm schuf ihr Unbehagen - und warum konnte das Gespräch nicht während der Arbeitszeit stattfinden?
Dann schalt sie sich selbst: Das war Davids Freund! Sie hatte keinen Grund, in ihm eine Art von… Bedrohung zu sehen. Und während der Arbeitszeit hatten sie beide zu tun. Vielleicht war dies ihre einzige Gelegenheit, sich ungestört zu besprechen.
»Wo?« fragte sie.
»Oh… da, wo es ruhig ist.« Es klang gelassen. »An einem neutralen Ort. Hmm… Ihr Haus ist zu weit weg, ebenso das Schiff. Wie wäre es… wie wäre es mit meinem Gewächshaus? Sie wissen doch, wo es ist? Im Wissenschaftsgebäude. Ich habe ein paar Experimente mit hiesigen Pflanzen laufen, und ich hatte noch keine Chance, sie zu überprüfen. Wir können reden, während ich sie mir ansehe.«
Vor Erleichterung hätte Elizabeth beinahe aufgelacht. Offenbar hatte sie seinen Vorschlag mißverstanden. Wenn er böse Absichten hegte, wäre bestimmt der letzte Ort, den er sich aussuchen würde, sein Gewächshaus im Laborkomplex!
»Das klingt ideal«, stimmte sie zu. »Danke, Ryan. Ich weiß nicht, wie ich das jemals wiedergutmachen soll.«
Er grinste. »Oh, keine Bange, mir wird schon etwas einfallen.« Damit wandte er sich zum Gehen.
Elizabeth, die nun noch fünfzehn Minuten Zeit hatte, machte sich auf die Suche nach David, um ihm zu sagen, wohin sie gehen wollte, doch ihr Mann war verschwunden.
Schließlich lief ihr Jessica Duval über den Weg, die wenigstens wußte, mit wem David zusammen war. »Dieser Kadarin ist aufgetaucht«, berichtete sie in Antwort auf Elizabeths Frage, »und David ist mit ihm weggegangen.« Angewidert krauste sie ihre perfekte Nase. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum. Wenn ich den Mann sehe, läuft es mir kalt den Rücken hinunter.«
»Würden Sie David, wenn er wiederkommt, bitte sagen, daß ich mir ein paar von Ryans neuen Pflanzen ansehen will?« Davids Verschwinden ängstigte Elizabeth. »Ehrlich, jedesmal, wenn ich ihn brauche, ist er davonspaziert und bleibt stundenlang fort.«
Jessica lachte nur. »Sie wußten, wie er ist, als Sie ihn geheiratet haben, Liz. Sicher, ich will es ihm gern ausrichten, aber wahrscheinlich werden Sie ihn eher zu Gesicht bekommen als ich.«
»Wahrscheinlich«, seufzte Elizabeth. Nun, sie hatte es versucht.
Niemand achtete auf sie, und es sah nicht danach aus, als werde sie irgendwer im besonderen vermissen. Deshalb schlüpfte sie aus der Halle, ohne jemandem zu sagen, wohin sie gehen wollte. Sie ließ sich von einem der Diener ihren Mantel geben und trat in den Schneesturm hinaus.
Glücklicherweise war es bis zum
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